Knalleffekt beim ÖFB: Karel Brückner einigte sich mit dem ÖFB auf eine einvernehmliche Trennung.
Die Katze ist aus dem Sack: ÖFB-Präsident Leo Windtner hat sich von Teamchef Karel Brückner getrennt. Berichten aus Tschechien zufolge hat Brückner bereits vor einer Woche selbst um seine Ablöse gebeten: "Am 23. Februar habe ich in offiziellen persönlichen Verhandlungen mit Vertretern des ÖFB um vorzeitige Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit der österreichischen Nationalmannschaft per Einvernehmen ersucht", sagte er gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK.
Der 69-jährige Tscheche hatte das Amt erst am 25. Juli des vergangenen Jahres übernommen und in sieben Spielen nur einen Sieg bei zwei Remis und vier Niederlagen geholt.
Wer soll neuer Teamchef werden?
In der WM-Qualifikation folgten nach einem sensationellen 3:1-Heimsieg gegen Frankreich, bittere Niederlagen in Litauen (0:2) und gegen Serbien (1:3) sowie ein blamables 1:1-Auswärtsremis gegen die Färöer. Der Brückner-Nachfolger soll innerhalb der nächsten zehn Tage gefunden werden.
Treffen mit Darabos
Der neue ÖFB-Boss ist ein Mann mit direktem
Zug aufs Tor. Am Montag scharte er am Vormittag im Fußballbund seine
Mitarbeiter zur ersten Befehlsausgabe um sich. Dann zog er sich in sein Büro
zurück, um mit Teamchef Karel Brückner ein klärendes Gespräch zu führen. Das
Telefonat dauerte 20 Minuten. Windtner: "Mein Gefühl vor dem Gespräch
war, dass ein Umschwung mit Brückner nicht gelingen kann. Nach dem Gespräch
war offensichtlich, dass Brückner erleichtert war."
Am Nachmittag gab es noch ein Treffen mit Minister Norbert Darabos. Und dann kochte es in der Gerüchteküche.
WM-Quali Spiel ohne Brückner
Und wie! Brückner muss ab
sofort den Teamchef-Sessel räumen. Im Klartext: Der Tscheche sitzt nicht
einmal mehr beim WM-Qualifikationsspiel am 1. April gegen Rumänien in
Klagenfurt auf der Bank. Windtner: "Gegen Rumänien müssen wir all
unsere Power reinlegen. Da dürfen wir nicht so ins Spiel stolpern, wie beim
Spiel gegen Schweden!"
Windtner wird somit seinem Ruf als „Mann der Taten“ gerecht: Der neue Fußballboss macht reinen Tisch! „Ich will in jeder Hinsicht einen Neustart“, sagt er. Zwar ist es keine große Überraschung, dass Brückner gehen muss, aber, dass er sofort gefeuert wird, beweist nur, wie ernst es Windtner wirklich ist.
Zu wenig Präsenz
Die Gründe für Brückners schnelle
Kündigung liegen auf der Hand. Am schwersten wiegen dabei seine ständige
Abwesenheit und seine mangelnde Kontaktfreudigkeit. Windtner: „Von einem
Teamchef erwarte ich mir wirklich viel mehr Präsenz.“ Brückner war von
Anfang an nicht bereit, seinen Wohnsitz nach Wien zu verlegen und tauchte
die meiste Zeit im heimatlichen Olmütz unter. Gespräche mit den
Bundesligatrainern? Fehlanzeige! Die gab es, wenn überhaupt, nur mit seinen
Assistenten Jan Kocian und Andreas Herzog.
Unmut der Spieler
Brückner selbst hat sich nie über den
aktuellen Zustand seiner Teamspieler erkundigt. Außerdem wurden die Spieler
mit ihm nie richtig warm. Das hat wiederum mit der Philosophie des
69-jährigen Brückner zu tun. Er ist ein ein Verfechter der defensiven
Spielweise – ohne Wenn und Aber! Von Beginn an hat er sich dadurch den Unmut
der Spieler zugezogen, die sich hinter seinem Rücken über ihn lustig
machten.
Wer kommt?
Nach der Trennung von Brückner - er bezeichnet sich
als "gesundheitlich angeschlagen" und will in Pension gehen -
bleiben noch zwei offene Fragen: Wie hoch fällt die Abfindung des
bestbezahlten Teamchefs aller Zeiten aus? Brückner hatte einen Vertrag bis
Ende der WM-Qualifikation der angeblich mit unglaublichen 700.000 Euro
dotiert war.
Und vor allem: Wer wird neuer Teamchef? Leicht möglich, dass mit 1. April Didi Constantini das Amt übernimmt – diesmal auf längere Zeit und nicht nur als Feuerwehrmann. Windtner: "Der neue wird ein Teamchef, der einem das Gefühl gibt, gegen Rumänien was zu unternehmen. Wir brauchen eine Feuerwehrlösung und zugleich eine Zukunftslösung."