Auch nach der Pleite gegen Schweden will der Teamchef weiterkämpfen. Auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gab's Durchhalteparolen.
Ursprünglich war hinter den Kulissen gemunkelt worden, dass Brückner bereits heute, am Tag nach dem Schweden-Match, seinen Hut nehmen könnte. Zu wenig ansprechend war die Leistung des Nationalteams. Bei der Pressekonferenz in Wien gab es dann aber keinen Rücktritt des Tschechen. Statt dessen will er weiter fighten und mit Österreich das WM-Quali-Spiel gegen Rumänien am 1. April in Klagenfurt gewinnen.
Traurige Bilanz
Drei Niederlagen in Folge, fünf Partien ohne
Sieg, 14 Matches en suite mit zumindest einem Gegentor und sieben Jahre ohne
vollen Erfolg zum Auftakt eines Länderspieljahres - so lautet die Bilanz der
österreichischen Fußball-Nationalmannschaft nach der erste Heimniederlage in
der ÖFB-Geschichte gegen Schweden, dem 0:2 am Mittwoch in Graz. Das
Testspiel gegen die Skandinavier sollte als Moralinjektion für die
WM-Qualifikationspartie gegen Rumänien dienen, stürzte die rot-weiß-rote
Auswahl aber vor dem Spiel der letzten Chance noch tiefer in die Krise.
Sieg am 1. April nun Pflicht
Gegen die Karpaten-Auswahl muss am
1. April in Klagenfurt unbedingt ein Sieg her, um die letzte theoretische
Chance auf eine WM-Teilnahme zu wahren. Sollte dieses Unterfangen
misslingen, wäre das wohl gleichbedeutend mit dem Ende der Regentschaft von
Karel Brückner als österreichischer Teamchef. Im Rahmen der Nachbetrachtung
am Tag nach dem Spiel wollte der Tscheche auf diese Situation jedoch nicht
eingehen. "Ich beantworte nur Fragen zum Spiel. Diese Sache verhandle ich
nicht auf einer Pressekonferenz, sondern mit dem ÖFB", meinte der 69-Jährige
auf die Frage nach einem möglichen Abgang noch vor dem Rumänien-Match.
Letzte Chance?
Gegen die Rumänen wird Brückner noch einmal die
Chance bekommen, wie auch der designierte ÖFB-Präsident Leo Windtner am
Donnerstag noch einmal klarstellte. "Es ist davon auszugehen, dass Brückner
gegen Rumänien auf der Bank sitzt. Nach diesem Spiel wird dann resümiert und
analysiert." Der Oberösterreicher führte wenige Stunden vor dem Länderspiel
eine rund zehnminütige Unterredung mit dem Nationaltrainer, bei der auch
Kapitän Andreas Ivanschitz anwesend war. "Das Gespräch war gut, auf jeden
Fall erbaulicher als das Spiel danach."
Brückner will Fortschritte gesehen haben
Im Gegensatz zu
seinem baldigen Präsidenten sah Brückner gegen Schweden so manchen
Fortschritt. Die Mannschaft sei kompakter als zuletzt gegen Serbien und die
Türkei aufgetreten und habe sich im Defensivverhalten gesteigert. "Aber mir
fehlt der Tor-Killer-Instinkt. Es gab einige Situationen, die bei einer
besseren Lösung zu Torchancen geführt hätten", bemängelte der Coach. "Gegen
die Rumänen müssen wir uns in den entscheidenden Situationen verbessern und
mit mehr Produktivität spielen. Da erwarte ich mir eine noch bessere
Leistung."
Kritik prallt ab
Kritik an der taktischen Ausrichtung ließ der
frühere tschechische Teamchef nicht gelten. "Wir haben ein 4-2-3-1- oder ein
4-4-2-System, die passen beide zu unserer Mannschaft. Die Gegentore waren
auf jeden Fall nicht Fehler im System." Dieser Meinung schloss sich
Assistent Jan Kocian an. "Auch wenn es sich blöd anhört, aber vom taktischen
Abwehrverhalten und von der Kompaktheit war das besser als in den Spielen
zuvor. Individuelle Fehler kann man nicht vermeiden. Wir haben zwei, drei
gemacht und die sind bestraft worden."
Der Slowake zeigte allerdings auch Selbstkritik. "Wir sind im Moment nicht auf Augenhöhe mit Teams wie Schweden oder Serbien, aber wir müssen die Substanz, die in der Mannschaft steckt, abrufen, und das ist uns Trainern diesmal nicht gelungen." Gegen die Rumänien gehe es nun um "leben oder nicht leben", und existenzsichernd sollen jene Kicker tätig werden, die schon bisher zum Stamm zählten. "Es gibt keine anderen im Land, die uns aus diesem Schlamassel ziehen können."
Keine Spielpraxis - kein Problem
Akteure ohne Spielpraxis so wie
Ivanschitz oder Martin Stranzl werden also wieder mit von der Partie sein.
"Ich kann mir die Mannschaft ohne diese zwei Spieler nicht vorstellen",
betonte Brückner, und auch Kocian stellte sich hinter den in Graz
ausgepfiffenen Ivanschitz. "Er gehört in dieses Team und hat das gegen
Schweden gezeigt. Außerdem hat zum Beispiel Garics viel Spielpraxis, und
Wilhelmsson hat mit ihm gemacht, was er wollte", erklärte der 50-Jährige.
Erfolgserlebnisse fehlen
Für dessen Assistenten-Kollegen Andreas
Herzog liegt ein Mitgrund für die aktuelle Misere an der schon wieder
chronischen Erfolglosigkeit der ÖFB-Auswahl. "Die Spieler brauchen einfach
über drei, vier Partien Erfolgserlebnisse, damit sie wissen, dass sie gegen
jeden bestehen können", sagte der ÖFB-Rekordinternationale.
Weiters missfiel dem Wiener, dass sich das Team wie schon des Öfteren in jüngerer Vergangenheit ein mehrminütiges Blackout leistete, in dessen Rahmen die Niederlage besiegelt wurde. "Man muss darüber nachdenken, warum wir zuletzt immer gleich zwei oder mehr Gegentore in kurzer Zeit bekommen haben. Da wird es für eine Mannschaft, die sowieso nicht von Selbstvertrauen geprägt ist, sehr schwer." Nun müssen die Spieler laut Herzog wissen, "dass gegen Rumänien die Zukunft des österreichischen Fußballs auf dem Spiel steht".