Das ÖFB-Team bereitet sich in Schruns auf den Härtetest gegen die Schweiz vor. Teamchef Hickersberger bleibt noch gelassen.
ÖSTERREICH: Sie haben den Spielern die Schweiz auf DVD gezeigt. Wie ist
der Eindruck vom Samstags-Gegner?
Josef Hickersberger: Die Schweiz
hat einen guten Kader, mit Spielern, die in Top-Ligen bei tollen Vereinen
engagiert sind. Nehmen Sie Senderos bei Arsenal London zum Beispiel.
ÖSTERREICH: Ist das der große Unterschied zu uns?
Hickersberger:
Ja, deren Legionäre sind bei ihren Klubs absolute Stammspieler. Dadurch
gewinnen sie an internationaler Erfahrung.
ÖSTERREICH: Man darf den kommenden Gegner aber nicht zu starkreden.
Hickersberger:
Das tue ich doch nicht. Aber wer Holland 2:1 schlägt und gegen Argentinien
ein 1:1 erreicht, der muss über Qualität verfügen. Wir müssen realistisch
bleiben und sehen, dass wir am Samstag in Zürich Außenseiter sind. Wir
zollen dem Gegner Respekt, haben aber nicht Angst vor der Schweiz. Wir sind
aber, objektiv gesehen, derzeit die schwächere Mannschaft.
ÖSTERREICH: Dementsprechend wird man die Taktik am Samstag anlegen?
Hickersberger:
Wir können nicht nach Zürich fahren und sagen: ‚Wir sind wir'. Und stürmen
vielleicht mit fünf Leuten. Und hinten schwenken wir mit dem Taschentuch
dauernd auf Abseits. Das geht nicht.
ÖSTERREICH: Im Vorjahr hat das Understatement aber funktioniert. Und das
Team gewann in Innsbruck gegen die Schweizer 2:1.
Hickersberger:
Tja, da sind mir vielleicht einige Schweizer auf den Leim gegangen. Die
Schweiz war sich damals zu sicher, dass sie gewinnen würde. Das droht uns
wenigstens nicht. Wobei: Es wäre schön, wenn wir auch wieder einmal einen
Gegner unterschätzen könnten. Denn das hieße, dass die Resultate davor
gepasst hätten.
ÖSTERREICH: Vor einem Jahr befand sich das Team in der Krise und schoss
sich mit dem Sieg gegen die Schweiz aus dieser heraus. Ist es heuer nicht
ähnlich?
Hickersberger: Nicht ganz. Damals war es eine Art
Neubeginn, das ist heuer nicht der Fall. Wir haben uns nicht deswegen wieder
im Montafoner Hof einquartiert.
ÖSTERREICH: Aber die Stimmung um das Team könnte eine bessere
sein.
Hickersberger: Derzeit stehen nicht alle hinter uns, das
stimmt. Aber bei der EURO wird das der Fall sein, da bin ich mir sicher.
Dann gibt es die Euphorie. Und wenn es uns gelingt, das erste Spiel zu
gewinnen, dann geht ähnlich die Post ab, wie in Deutschland bei der WM.
ÖSTERREICH: Wie gehen Sie damit um, dass immer wieder Experten Scharner,
Vastic und Kühbauer fordern?
Hickersberger: Das ist doch ihr
Job. Damit verdienen sie ihr Geld. Ich freue mich, dass es ihnen gut geht.
Aber da ergeht es nicht nur mir so, es gibt doch auch in anderen Ländern
genügend Experten, die ihre Meinung gerne kundtun.
ÖSTERREICH: Es gibt einen Test gegen eine Vorarlberg-Auswahl. Was
erwarten Sie?
Hickersberger: Tore und guten Fußball. Die Spieler
sollen sich bewegen und Spielpraxis sammeln.
Interview: Alex Strecha/ÖSTERREICH