Nach Schweden-Spiel
Kollers Analyse: "Wir sind noch nicht so weit"
10.10.2013
Ärger über Rückfall in zweiter Hälfte, Lob für Dragovic.
Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller war am Tag nach dem 1:2 gegen Schweden die Enttäuschung über den verpassten Einzug ins WM-Play-off deutlich anzumerken. Obwohl in Solna zumindest ein Punkt zum Greifen nahe war, standen David Alaba und Co. aufgrund eines eklatanten Rückfalls nach der Pause mit leeren Händen da. Die erste Ursachenforschung brachte eine bittere Erkenntnis: "Wir sind noch nicht so weit", sagte der Schweizer.
Dabei hatte in der Friends Arena alles so schön begonnen. "Wir haben eine sehr gute erste Hälfte gespielt und hätten durch Alaba das 2:0 erzielen können. Aber dann sind die Schweden gekommen, wir waren nicht mehr kompakt und konnten die Bälle nicht mehr halten", analysierte Koller.
Den Unterschied machte schließlich Zlatan Ibrahimovic mit einem Tor und einem Assist aus. "Er ist absolute Weltklasse und hat uns den Todesstoß gegeben", meinte der ÖFB-Coach, der seinem Team aber keinen Vorwurf machen wollte. "Ich bin stolz auf die Mannschaft. In der ersten Hälfte ist alles aufgegangen, was wir uns vorgestellt haben. Das Ziel muss es sein, so etwas wie die erste Hälfte über 90 Minuten hinzubekommen."
Lob für Dragovic
Die gute Leistung vor der Pause hatte auch maßgeblich mit der starken Leistung von Aleksandar Dragovic zu tun, der im 4-1-4-1-System im zentralen defensiven Mittelfeld agierte. "Er hat das schon in seiner Jugend gespielt. Vor allem in der ersten Hälfte auf diesem Level gleich so reinzufinden - Chapeau", sagte Koller.
Dabei war die Aufstellung von Dragovic auf dieser Position laut Koller nur Plan B. "Baumgartlinger hat sich noch nicht so sicher gefühlt, um von Anfang an spielen zu können." Dafür gebühre dem zuletzt an einer Knieverletzung laborierenden Mainz-Legionär höchste Anerkennung. "Das ist eine starke Entscheidung, denn normalerweise will jeder immer spielen und verheimlicht eher noch, dass er nicht ganz fit ist", betonte Koller.
Doch auch mit einem phasenweise starken Dragovic gelang es nicht, die Auswärtsschwäche abzulegen und ins Play-off einzuziehen. Als psychologisches Problem sieht Koller die triste ÖFB-Bilanz in fremden Stadien aber nicht. "Ich denke nicht, dass die Spieler mentale Schwächen haben, sonst hätten wir gegen Schweden in der ersten Hälfte nicht so gut gespielt."
Mit Thomas Graw verfügt die ÖFB-Auswahl über einen Mentaltrainer im Betreuerstab. "Doch auch für diese Arbeit braucht man wie auf dem Platz Zeit und Wiederholungen", sagte Koller.
Schwerer als die psychologische Komponente wog laut dem Schweizer die Tatsache, dass einige Kicker bei ihren Clubs nicht erste Wahl sind. "Uns ist in der gesamten Qualifikation ein bisschen in die Quere gekommen, dass in unserem Kader einige nicht immer regelmäßig spielen. Es ist extrem schwierig, wenn man keinen regelmäßigen Rhythmus hat."
Koller vom Kader überzeugt
Dennoch ist Koller von seinem aktuellen Stamm überzeugt. "Wir denken, dass das die Spieler sind, die international mithalten können. Die anderen müssen ihren Weg erst noch machen." Die vorläufige Gesamtbilanz der WM-Qualifikation fiel eher positiv aus. "Fußballerisch sind wir weiter als vor zwei Jahren, auch was die Kompaktheit betrifft, obwohl die gegen Schweden in der zweiten Hälfte nicht mehr gepasst hat."
Nun müsse man gegen die Färöer einen versöhnlichen Quali-Abschluss schaffen. "Es ist verdammt wichtig, dass sich jeder noch einmal den Arsch aufreißt und Vollgas gibt", sagte Koller. Allein schon aufgrund der Sperren von Marc Janko und Marko Arnautovic - für das Duo wurden Jakob Jantscher und Lukas Hinterseer nachnominiert - wird es im Vergleich zum Schweden-Match Umstellungen geben. "Aber ich weiß noch nicht, wie wir am Dienstag einlaufen werden", beteuerte Koller.
Der Teamchef ließ seine Mannschaft am Samstagvormittag im Hotel eine leichte Regenerationseinheit absolvieren. Das für den Nachmittag geplante Training auf einem Kunstrasenplatz in Stockholm - in Torshavn wird ebenfalls auf Plastikgrün gespielt - wurde gestrichen. Die Spieler bekamen stattdessen frei, "um durchzulüften", wie es Koller formulierte.