Nations League

2:1 - Joker retten ÖFB-Team Sieg über Nordirland

15.11.2020

Österreichs Fußball-Nationalmannschaft hat gegen Nordirland eher enttäuscht als überzeugt. Doch am Ende treffen die Joker Louis Schaub und Adrian Grbic zum wichtigen 2:1-Sieg in der Nations League.

Zur Vollversion des Artikels
© GEPA
Zur Vollversion des Artikels
Österreichs Fußball-Nationalteam ist weiter auf der Siegerstraße unterwegs. Im vorletzten Nations-League-Spiel setzte sich die ÖFB-Auswahl am Sonntagabend im Wiener Ernst Happel Stadion gegen Nordirland nach 0:1-Rückstand noch mit 2:1 durch und beendete damit auch das fünfte Länderspiel in Folge als Sieger. Hauptverantwortlich dafür waren mit Louis Schaub (81.) und Adrian Grbic (87.) zwei spät gekommene "Joker", die den Treffer von Josh Magennis (75.) noch wettmachten.
 
Hier alle Details zum Spiel im Sport24-LIVE-Ticker
 
Die Österreicher bauten ihre Führung in der Gruppe 1 der Liga B trotz einer über weite Strecken enttäuschenden Vorstellung nach dem vierten Sieg im fünften Spiel auf drei Punkte auf Verfolger Norwegen aus. Die Partie des Zweiten in Rumänien wurde wegen eines Coronafalls im norwegischen Lager abgesagt und dürfte mit 3:0 für die Rumänen strafverifiziert werden. Die Norweger befinden sich aktuell in einer zehntägigen Quarantäne, arbeiten daher daran, ein B-Team aufzustellen, das am Mittwoch in Wien gegen Österreich im "Gruppenfinale" um den Aufstieg in die A-Liga antreten soll. Im Raum steht aber auch eine Absage der Partie.
 
>>>zum Nachlesen: Norwegen bastelt an 'Not-Elf' gegen Österreich
 
Franco Foda setzte im Vergleich zum mit 3:0 gewonnenen Test-Duell mit Luxemburg wieder auf seine beste Formation, mit Tormann Pavao Pervan und Abwehrspieler Martin Hinteregger blieben nur zwei Kicker in der Startformation. Der aus China angereiste Marko Arnautovic saß zu Beginn nur auf der Bank. Von dort sah er einen schwachen Auftritt seiner Teamkollegen in der ersten Hälfte. Gegen die massive Abwehr der extrem tief stehenden Nordiren fand die ÖFB-Auswahl nicht wirklich ein Mittel.
 
© GEPA
 
Nur zweimal kam man zumindest annähernd an einen Torerfolg heran. Nach einer schönen Kombination über mehrere Stationen samt Alaba-Hereingabe rutschte Stefan Ilsanker bei einem Abschlussversuch knapp am Ball vorbei (9.). Kurz vor der Pause ging auch noch ein Gregoritsch-Kopfball drüber (43.). Dazwischen hatten die Hausherren den Schiedsrichter nicht auf der eigenen Seite. Marcel Sabitzer wurde von Alistair McCann im Strafraum unglücklich getroffen, die Pfeife des Italieners Maurizio Mariani blieb aber stumm. Video-Schiedsrichter (VAR) gibt es in der Nations League keinen.
 

Warten auf Höhepunkte

Die im Vergleich zur EM-Play-off-Niederlage gegen die Slowakei an acht Positionen veränderten Nordiren waren vor allem darauf bedacht, hinten dicht zu machen, kamen durch die eine oder andere Unsicherheit bei den Gastgebern aber auch selbst zum Abschluss. Liam Boyce zielte bei der einzigen guten Möglichkeit am langen Eck vorbei (8.). Zur Pause ersetzte Foda den aufgrund einer erhaltenen Gelben Karte in der letzten Nations-League-Partie gesperrten Innenverteidiger Aleksandar Dragovic durch Außenspieler Reinhold Ranftl. Ilsanker, der nach rund einer halben Stunde ein Cut erlitten hatte, rückte zurück ins Abwehrzentrum.
 
An der Charakteristik des Spiels änderte sich aber vorerst wenig. Es mangelte nach wie vor an den nötigen Ideen, in der Mitte waren die Räume extrem eng, über außen kam viel zu wenig. Erst in der letzten halben Stunde nahm der Druck der Heimischen etwas zu. Bei seiner letzten Aktion wurde ein Gregoritsch-Schuss ins Außennetz abgelenkt (61.). Anstelle des Augsburg-Stürmers kam Arnautovic ab der 63. Minute zu seinem Comeback. Ein Baumgartlinger-Kopfball ging zentral auf Goalie Michael McGovern (67.).
 
© GEPA
 
Das Tor fiel fast aus dem Nichts heraus auf der anderen Seite. Nach viel Ballglück konnte Paddy McNair seinen Mitspieler Magennis einsetzen, der Pervan im 1:1-Duell aus kurzer Distanz keine Chance ließ. Andreas Ulmer hatte das Abseits aufgehoben. Der Salzburger musste wie auch Baumgartlinger in der 78. Minute vom Feld und Foda hatte mit der Hereinnahme von Schaub und Grbic ein gutes Händchen. Grbic verlängerte drei Minuten später eine Lainer-Flanke per Kopf auf Schaub, der im Fallen für den Ausgleich sorgte. Die Österreicher hatten Glück, dass eine leichte Abseitsposition nicht geahndet wurde.
 

Arnautovic legt Tor vor für Grbic

Zum Matchwinner avancierte Grbic dann selbst. Nach herrlichem Lochpass von Arnautovic, der zum ersten Einsatz seit 16. November 2019 kam, schoss der Frankreich-Legionär ein. Es war sein dritter Treffer im sechsten Länderspiel. Für die Nordiren ist der Abstieg in die C-Liga damit besiegelt, für sie war es der nächste Rückschlag nach dem verpassten EM-Ticket unter der Woche im Duell mit der Slowakei.
 
Für die Österreicher war es der fünfte Sieg gegen Nordirland in Folge. Arnautovic kam wie auch Abwehrspieler Aleksandar Dragovic zum 86. Länderspiel-Einsatz, womit die beiden in der ewigen ÖFB-Liste mit dem viertplatzierten Karl Koller gleichzogen.
 
 

Stimmen zum Spiel:

Franco Foda (ÖFB-Teamchef): "Mittlerweile kann ich es nicht mehr hören, es ist einfach schwierig, wenn eine Mannschaft mit zehn Mann hinter dem Ball spielt, die Räume eng macht und aggressiv spielt. Da benötigt man Geduld und die haben wir auch gehabt. Wir wollten auch schnell spielen, das Problem war aber, dass uns da Fehler unterlaufen sind und die Nordiren zu Kontern und Chancen gekommen sind. Nach der Pause haben wir zügiger nach vorne gespielt, auch nach dem Rückstand an den Sieg geglaubt und das Spiel noch gedreht. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben und freuen uns jetzt auf ein Finalspiel."
 
Zur Einwechslung von Schaub und Grbic: "Es gehört dazu, als Trainer hat man immer eine Idee. Ich wollte noch einmal auf zwei Stürmer umstellen, das hat dann Gott sei Dank auch gut funktioniert."
 
Julian Baumgartlinger (ÖFB-Kapitän): "Es ist sehr schwer gewesen. Wir haben uns zu langsam bewegt. Wir haben von Station zu Station zu Station gespielt, statt dass wir unser Spiel über die Seiten verlagert haben. Dann hätten wir es vielleicht ein bisserl mehr aufreißen können. In der zweiten haben wir das ein bisserl besser gemacht, sind auch besser ins Spiel gekommen. Mit der einen Aktion haben wir einen Rückstand gekriegt, das ist natürlich unnötig und trotzdem umso besser, wenn man von der Bank drei entscheidende Spieler bringt, die das Spiel dann noch drehen."
 
Louis Schaub (ÖFB-Torschütze): "Der Auftrag war ziemlich einfach. Wir waren 0:1 hinten und es war wichtig, noch einmal was zu bewegen. Dass es so gut gelingt, freut mich natürlich und der Sieg ist umso schöner. Ein paar Kollegen haben mir gesagt, dass es Abseits war, das ist mir am Ende aber egal."
 
David Alaba (ÖFB-Spieler): "Es war sicherlich kein einfaches Spiel. Die Nordiren sind sehr tief und kompakt gestanden, da war es nicht einfach Räume und Lösungen zu finden. Am Platz hatte ich immer das Gefühl, dass wir als Sieger vom Platz gehen werden, vor allem beim Stand von 0:0. Wir waren die bessere Mannschaft, haben das Spiel dominiert und immer versucht die Lücken zu finden. Wir haben verdient gewonnen. Dieses Jahr sind wir sehr erfolgreich gewesen, auch wenn es nicht immer sehr attraktiv war. Es zeichnet uns aus, nach einem 0:1-Rückstand noch so zurückzukommen. Das zeigt den Charakter der Mannschaft."
 
Adrian Grbic (ÖFB-Torschütze): "Es ist ein richtig geiles Gefühl, vor allem da ich getroffen habe und was noch umso wichtiger ist, dass wir auch gewonnen haben. Wir haben uns richtig schwergetan, in der zweiten Halbzeit haben wir dann mehr Ballbesitz gehabt und am Ende verdient gewonnen. Wir sind reingekommen, um neuen Offensivschwung zu bringen, ich denke, das ist uns ganz gut gelungen mit den zwei Toren. Es war ein unglaublich guter Pass von Arnautovic, die Chance muss ich dann einfach machen."
 
Marko Arnautovic (ÖFB-Stürmer): "Es war nicht einfach nach so einem Flug und den ganzen Strapazen, das war natürlich anstrengend. Ich habe mich aber gut gefühlt und bin froh, wieder dabei zu sein. Es war schwer, das hat nichts mit unserem Spiel zu tun, sondern mit den Nordiren, die sich gut reingestellt und nur auf Konter gelauert haben. Für uns war es da schwer durchzukommen. Zweite Halbzeit haben wir es besser gemacht und ich denke auch verdient gewonnen."
Zur Vollversion des Artikels