So wie Europameister konnte auch Frankreich Dominanz nicht nützen.
Mit dem 2:0-Heimsieg hat die Schweiz Fußball-Europameister Portugal just zum Start in die Qualifikation für die Fußball-WM 2018 kalt erwischt. Trainer Fernando Santos verzichtete nach der ersten Pflichtspielniederlage seit seiner Amtsübernahme auf allzu harsche Kritik: "Wir werden weiterhin als Titelträger auftreten und alles dafür tun, um unserem Ruf gerecht zu werden."
Portugal zu Beginn überlegen
Das taten die Portugiesen eigentlich auch im Basler St.-Jakob-Park - zumindest 23 Minuten lang. Dann aber bekam die Schweiz einen Freistoß zugesprochen, der 19-jährige Jungstar Breel Embolo netzte per Kopf ein, und nur sechs Minuten später war Admir Mehmedi zum 2:0 zur Stelle. Portugals Verteidigung, bei der EM kaum zu knacken, machte dabei keine gute Figur.
Die Gäste, ohne den verletzten Cristiano Ronaldo und Bayern-Neuzugang Renato Sanches, erholten sich, dominierten den Rest des Spieles erneut, waren im Angriff aber höchst fahrlässig. 27 Schussversuche (inklusive geblockter Schüsse) verzeichneten die Statistiker, allerdings gingen nur vier davon aufs Tor.
Erste Niederlage für Santos
"In den ersten 20 Minuten wurde die Schweiz komplett überrollt, aber sie haben das Tor gemacht. Ab dann haben sie jene Taktik angewendet, die Portugal oft benützt, und gut verteidigt. Sie waren pragmatischer und effizienter", fasste Santos seine Sicht der Dinge zusammen. Sein Optimismus überwog. "Ich bin sicher, dass wir beginnen zu siegen, zu siegen und zu siegen. Und ich bin überzeugt, dass wir bei der Weltmeisterschaft sein werden", erklärte der 61-Jährige, der bis zum Dienstag seit seiner Amtsübernahme im September 2014 in 14 Pflichtspielen nie verloren hatte.
In der Tat hatte die Schweiz über weite Strecken mit der Dominanz der Portugiesen zu kämpfen und letztlich auch das Glück auf ihrer Seite. Der Schiedsrichter übersah im Strafraum der Schweizer ein Handspiel, Nani setzte einen Ball an die Stange. Aber Fortunas Gunst war auch hart erarbeitet.
Schweiz "war mental bereit"
"Wir waren mental bereit und zeigten eine souveräne Leistung", meinte der Schweizer Teamchef Vladimir Petkovic 72 Tage nach dem bitteren EM-Achtelfinalaus gegen Polen, und freute sich über "einen großen Schritt nach vorne": "Wir haben in ganz Europa Schlagzeilen gemacht, weil wir einen großen Favoriten besiegt haben", sagte er, warnte zugleich aber vor allzu großer Euphorie: "Wichtig ist vor allem, dass wir den neuen Zyklus besser begonnen haben als vor zwei Jahren. Aber wir haben erst eines von zehn schwierigen Spielen gewonnen."
Auch Vizeeuropameister Frankreich schaffte es am Dienstag nicht, seine Dominanz in Tore umzumünzen. Beim 0:0 in Borisow bissen sich "Les Bleus" entweder an einer humorlosen weißrussischen Defensive die Zähne aus oder vergaben vor allem nach Seitenwechsel gute Chancen. Allein Antoine Griezmann, der Torschützenkönig der EM, scheiterte viermal an Torhüter Andrej Gorbunow, der das Spiel seines Lebens zeigte.
Frankreich im Abschluß schwach
Ein Kopfball von Olivier Giroud prallte an die Latte, Paul Pogba, Layvin Kurzawa und Dimitri Payet vergaben weitere gute Gelegenheiten für die Mannschaft von Didier Deschamps. "Wir haben zwei Punkte liegengelassen, und es erwarten uns noch mehr komplizierte Spiele", sagte der ehemalige Teamspieler, der mit der Einwechselung von Payet (57.) für mehr Kreativität gesorgt hatte. "Unsere zweite Hälfte war viel besser, aber wenn wir unsere Chancen nicht verwerten, können wir nicht gewinnen."
Einen idealen Quali-Start legte hingegen Belgien hin, das noch fünf Tage zuvor beim Test-0:2 gegen Spanien ausgepfiffen worden war. Die Nummer zwei der Weltrangliste kam auch dank eines Doppelpacks von Romelu Lukaku in Zypern zu einem klaren 3:0-Erfolg, selbst einen verschossenen Elfer von Michi Batshuayi und einige vergebene Chancen konnte man sich leisten.
Martinez weckt Belgien auf
Trainer Roberto Martinez durfte nach seinem ersten Pflichtspiel als Coach der "Roten Teufel" zufrieden bilanzieren. "Erleichterung ist nicht das richtige Wort, sondern Genugtuung", meinte der Spanier, der betonte, die Mannschaft mit der Umstellung des Systems aus "ihrer Komfortzone" geholt zu haben.
So wies er Kevin de Bruyne und Eden Hazard, den beiden Topstars im Mittelfeld, zentralere Rollen zu, um ihnen einen stärkeren Einfluss auf das Spiel zu geben. "Ich glaube, wir sind deshalb als Team besser auftreten", sagte Martinez. "Wir müssen uns noch verbessern, das ist logisch. Aber nun mit einem neuen System, mit dem Willen und dem Mut meiner Spieler, bin ich richtig glücklich."