Anstatt des Europameisters bekommt es Portugal im finalen Duell um den WM-Startplatz mit dem 67. der Weltrangliste zu tun.
Am Dienstag (20.45 Uhr) spricht auf dem Papier fast alles für Cristiano Ronaldo und Co., das Heimspiel in Porto gegen Underdog Nordmazedonien soll zur großen Party werden. Auch wenn die Beteiligten vor dem Italien-Bezwinger warnten, sehen die Portugiesen dem Spiel siegesgewiss entgegen. Im zweiten Play-off-Finale trifft Polen zu Hause auf Schweden.
"Der größte Druck kommt nicht vom Gegner, sondern von unserer Verantwortung, in Katar dabei zu sein. Das wäre genauso, wenn wir gegen Italien spielen würden", betonte Bernardo Silva vor dem Spiel. Der Mittelfeldmann von Manchester City ist nur einer von vielen hochkarätigen Akteuren, die Fernando Santos zur Verfügung hat. Der Teamchef forderte Respekt vor dem Gegner ein. Dass Ronaldo beim 3:1 gegen die Türkei im Play-off-Halbfinale blass blieb, hatte keine Auswirkung. Der 37-Jährige will in Katar seine fünfte WM bestreiten. Ob danach Schluss ist, ließ Ronaldo am Montag offen: "Nur ich werde über meine Zukunft entscheiden, niemand sonst. Wenn ich gerne weiterspielen will, spiele ich weiter. Wenn nicht, dann nicht."
Tickets binnen Stunden ausverkauft
Die 50.000 Tickets für die Partie im Estadio do Dragao waren binnen Stunden ausverkauft, auf dem Schwarzmarkt wurden bis zu 200 Euro für eine Karte verlangt. Bei Portugal wird der gegen die Türkei aufgrund einer Corona-Infektion fehlende Pepe zurückkehren. Der Verteidiger ist bereits 39 Jahre alt. Ein anderer langdienender Teamspieler warnte vor zu viel Übermut. "Wir werden vielleicht nicht viele Torchancen haben", erinnerte Joao Moutinho (35) an den Auftritt Nordmazedoniens in Palermo. Heutzutage könne "jeder jeden schlagen", erklärte der 143-fache Nationalspieler.
Nordmazedonien besiegte Italien dank des Treffers von Aleksandar Trajkovski in der Nachspielzeit mit 1:0. Während Portugal zum sechsten Mal in Serie zur WM will, war die Nationalauswahl aus der 1991 unabhängig gewordenen ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik noch nie bei einer WM. Im Vorjahr spielten die "Luchse" bei der EM u.a. gegen Österreich. Altstar Goran Pandev ist mittlerweile aus dem Nationalteam zurückgetreten. Der aktuelle Star heißt Eljif Elmas. Der offensive Mittelfeldmann von Napoli war gegen Italien gesperrt, ist nun aber wieder dabei. Der 22-Jährige traf in der WM-Quali bisher viermal.
Trainer Blagoja Milevski blieb hoffnungsvoll. "Wir haben gegen eine der besten Mannschaften der Welt gewonnen. Wir werden jetzt nicht aufgeben. Es ist noch ein letzter Schritt bis zur WM", betonte der 51-Jährige. Sein Team habe gezeigt, warum es unter den 20 besten von Europa stehe. In der Gruppenphase der Qualifikation hatte Nordmazedonien bereits Deutschland auswärts mit 2:1 geschlagen. "Sie haben vier der vergangenen fünf Qualifikationsspiele auswärts gewonnen, zwei gegen die Giganten Deutschland und Italien. Das sagt schon einiges", rief Portugals Silva ins Gedächtnis.
Polen kracht auf Schweden
Polen kämpft im Parallelspiel im schlesischen Chorzow gegen einen Angstgegner. Schweden hat die jüngsten sechs Pflichtspiel-Begegnungen für sich entschieden, so auch bei der EM im Vorjahr mit einem 3:2 in St. Petersburg. Die Reise nach Russland traten die Polen nun nicht an, die FIFA schloss die Osteuropäer nach der russischen Invasion in der Ukraine aus dem Play-off aus. Während Polen am vergangenen Donnerstag ohne den geschonten Robert Lewandowski gegen Schottland (1:1) testete, gewann Schweden das Halbfinale daheim gegen Tschechien erst nach 120 Minuten mit 1:0.
Bei den Skandinaviern kehrt Zlatan Ibrahimovic ins Aufgebot zurück. Der Milan-Star war gegen Tschechien gesperrt. Nach einer von Verletzungen geplagten Saison hielt "Ibra" den Ball aber flach. "Meine Beine werden nicht 90 Minuten durchhalten. Aber das wussten wir", sagte der 40-Jährige. "Genießt es, solange ich am Platz stehe", scherzte Ibrahimovic. Er sei auch da, um jungen Spielern wie Anthony Elanga zu helfen. Mit dem Vater des 19-Jährigen von Manchester United spielte Ibrahimovic vor über 20 Jahren in Malmö zusammen.
Ein europäischer Startplatz wird in der Auslosung der WM-Gruppen am Freitag offen bleiben. Der Gegner von Wales im Play-off-Finale wird laut derzeitigem Plan erst im Juni zwischen Schottland und der Ukraine ermittelt. Die Waliser bestreiten ihr finales Duell dann wie das Halbfinale gegen Österreich zuhause.