2:0-Sieg in Wien
Nach Traumstart: Österreich gewinnt gegen Türkei
14.08.2012
Österreich mit einer gelungenen Generalprobe für den Quali-Herbst.
Österreichs Fußball-Nationalteam hat einen erfolgreichen letzten Test für die in vier Wochen beginnende WM-Qualifikation hingelegt. Die ÖFB-Auswahl setzte sich am Mittwoch vor 23.500 Zuschauern im Wiener Happel-Stadion gegen die Türkei mit 2:0 (2:0) durch und tankte damit Selbstvertrauen für das Duell mit Deutschland am 11. September an gleicher Stelle. Der dritte Sieg im vierten Länderspiel des Jahres wurde dank eines Blitzstarts eingefahren: Kavlak (2.) und Ivanschitz (6./Elfer) stellten schon früh den Endstand her. Danach waren die Türken zumeist die überlegene Mannschaft, vermochten aus ihrem Übermaß an Ballbesitz allerdings kein Kapital zu schlagen.
Gutes Pressing
Teamchef Koller hatte in seiner Aufstellung einige Überraschungen parat. Der Schweizer brachte Suttner links in der Viererkette und setzte Neo-Kapitän Fuchs im offensiven linken Mittelfeld ein, als einzige echte Spitze begann Harnik. Möglicherweise wurden die Türken von dieser Startformation überrascht, denn ehe die Partie richtig begonnen hatte, lagen sie schon 0:2 zurück. Ivanschitz prüfte Goalie Fehmi Mert Günök bereits nach 51 Sekunden mit einem eher harmlosen Schuss. Auf den Auswurf des Tormanns folgte jenes Pressing, das Koller von seinen Schützlingen sehen will. Die türkischen Verteidiger kamen in Bedrängnis, der Ball wurde wieder zu Fehmi Mert zurückgespielt, der einen missglückten Abschlag produzierte. Kavlak nützte den Lapsus eiskalt aus und schupfte das Spielgerät technisch perfekt über Fehmi Mert ins Tor. Es war dies im 18. Länderspiel der erste A-Team-Treffer für den Besiktas-Legionär mit türkischen Wurzeln, der als Ersatz für den im Stadion sitzenden Alaba zum Einsatz kam.
Türken mit mehr Ballbesitz
Schon die zweite Offensivaktion der Österreicher führte zum zweiten Treffer. Harnik zog der türkischen Verteidigung auf und davon und kam nach einem Zweikampf mit Fehmi Mert zu Fall. Den vom slowakischen Schiedsrichter Valasek verhängten Elfmeter verwandelte Ivanschitz sicher (6.). Dann aber fielen die Gastgeber zurück, konnten den Ball nicht allzu lange in ihren Reihen halten und wurden dadurch immer mehr in die eigene Hälfte gedrängt. Phasenweise hatten die Türken bis zu 75 Prozent Ballbesitz, wirklich Zählbares kam dabei jedoch nicht heraus. Bei einem Weitschuss von Hamit Altintop war Almer auf dem Posten (19.), einen Kopfball von Arda nach einem Corner wehrte Junuzovic vor der Linie ab (21.).
Abwehr steht sicher
Das ÖFB-Team brachte in den ersten 45 Minuten nur noch einen nennenswerten Angriff zustande, als Junuzovic nach Vorarbeit von Suttner und Fuchs das Tor um einige Meter verfehlte (31.). Auch nach dem Seitenwechsel bot sich - obwohl die Türken zahlreiche Wechsel vornahmen - das gleiche Bild: Die Österreicher leisteten sich zu viele Ballverluste und liefen daher zumeist dem Gegner nach, die Türkei dominierte und kam dem Anschlusstreffer in zwei Situationen nahe. In der 51. Minute hatte Almer bei einem Altintop-Freistoß gerade noch seine Fingerspitzen am Ball. 15 Minuten später war der ÖFB-Schlussmann bereits geschlagen, doch Tunay traf aus etwas spitzem Winkel das leere Tor nicht. Danach stand die Innenverteidigung Prödl/Pogatetz allen Turbulenzen um den Scharner-Eklat zum Trotz meistens sicher.
Burgstaller sorgt für Schwung
Fast wäre noch das 3:0 für die Hausherren gefallen, doch Jantscher schoss nach Pass von Burgstaller über die Querlatte (85.) und Burgstaller scheiterte per Kopf aus kurzer Distanz am eingewechselten Keeper Zengin (87.). Die letzten Aufreger lieferten mehrere auf den Platz stürmende türkische Fans, die von den Ordnern nur mit Mühe eigefangen werden konnten. So blieb es beim ersten Sieg für Österreich über die Türkei seit dem 2. November 1988 (3:2 in Wien), in den sechs darauffolgenden Partien hatte es bei einem Unentschieden gleich fünf Niederlagen gesetzt. Durch den Erfolg, der zumindest leise Hoffnungen für die bevorstehende WM-Qualifkation macht, holte die ÖFB-Auswahl aus den jüngsten vier Partien drei Siege und ein Remis.
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Marcel Koller (Teamchef Österreich): "Das gibt Selbstvertrauen, wir haben aber noch nichts erreicht. Wir sind auf einem guten Weg und haben noch einen weiten Weg vor uns. Wir werden jetzt nicht überheblich. Der Vorteil war, dass wir so früh in Führung gegangen sind und ein bisschen aus der Defensive heraus arbeiten konnten. Die Führung war wichtig, weil wir gewusst haben, dass die Türkei sehr stark ist. Mein Team hat gut dagegengehalten. Der eine oder andere ist aber noch nicht voll im Schuss. Wir hoffen, dass wir in ein paar Wochen schon ein bisschen weiter sind. Die Türken haben gutes Pressing gemacht. Teilweise gab es von unserer Seite zu viel Hektik und es war keine Ruhe drinnen, das haben wir zur Pause angesprochen."
Veli Kavlak (Torschütze Österreich): "Das war ein hartes Stück Arbeit. Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Wir haben gut dagegen gehalten, guten Fußball gespeilt und schlussendlich auch verdient gewonnen. Beim Tor hatte ich nicht viel zeit nachzudenken, ich habe den Fehler des Tormanns registriert. Die Türkei ist die Heimat meines Vaters. Ich bin froh, dass ich das Tor gemacht habe. Jetzt kommt Deutschland, wir sind gewappnet."
Abdullah Avci (Teamchef Türkei): "Das Spiel hat sehr schlecht für uns begonnen, aber wir haben in gewissen Phasen gut gespielt und haben einige gute Chancen vergeben. Wir werden unsere Lehren aus diesem Spiel ziehen."
Tore: 1:0 (2.) Kavlak , 2:0 (6.) Ivanschitz (Foulelfmeter)
Österreich: Almer - Garics, Prödl, Pogatetz, Suttner - Baumgartlinger (90. Pehlivan), Kavlak - Ivanschitz (62. Jantscher), Junuzovic (72. Leitgeb), Fuchs (84. Burgstaller) - Harnik (72. Okotie)
Türkei: Günök (46. Zengin) - Hamit Altintop, Kaya (63. Irtegün), Erkin, Toprak - Inan (60. Topal), Belözoglu (60. Sahin) - Bulut, Turan (46. Torun), Sararer - Yilmaz (46. Erdinc)
Gelbe Karten: Baumgartlinger, Prödl bzw. Günök