Nach seinem ersten Pflichtspiel-Tor für Werder darf sich ÖFB-Teamspieler über jede Menge Lob freuen.
Leichter Tadel für die Profis, scharfe Kritik an den eigenen Fans gab es bei Werder Bremen nach dem Vorstoß in das UEFA-Cup-Viertelfinale am Mittwoch. Und viel Lob für den österreichischen Teamverteidiger Sebastian Prödl, der beim 2:2 in St. Etienne mit seinem ersten Pflichtspieltreffer für Werder zur 1:0-Führung (6.) Bremen endgültig auf Aufstiegskurs brachte. "Das erste Tor und dann auch noch so ein wichtiges, das ist doppelte Freude", erklärte Prödl.
Überzeugende Leistung
Der 21-jährige Steirer stand zum
zweiten Mal in Folge in der Startelf (nach dem 4:0 am Wochenende gegen
Stuttgart) und hat neuerlich überzeugt. Da gab es auch Lob von Trainer
Thomas Schaaf: "Er hat letzte Woche schon gut gespielt und heute wieder und
sich mit dem Tor selbst belohnt. Er arbeitet ständig daran, seine Position
bei uns immer weiter zu verbessern und solche Leistungen helfen dabei. Ich
bin froh, dass er das nachweist, weshalb wir ihn geholt haben, hoffe aber
auch, dass jetzt noch sehr viel davon folgt", erklärte Schaaf nach dem Spiel.
Wieder Außenverteidiger
Prödl kam zwar nicht auf seiner
Lieblingsposition zentral in der Abwehr zum Einsatz, weil dort Naldo und Per
Mertesacker gesetzt sind. Doch auch rechts in der Viererkette stand der 1,94
m große Verteidiger seinen Mann. "Ich habe auch kein Problem mit dieser
Position und schon gezeigt, dass ich auch dort gute Spiele abliefern kann.
Aber es bleibt dabei, dass ich mich mit meinen Leistungen für die Mitte
empfehlen möchte. Auf Dauer möchte ich mich nicht mit der Außen-Position
anfreunden. Ich weiß, dass Merte und Naldo über Riesenerfahrung verfügen und
ich noch von ihnen lernen kann, aber ich habe auch schon gezeigt, dass ich
es kann", wird Prödl auf der Werder-Homepag zitiert.
Wechselhafte Saison
Der Steirer, der mit der U20 bei der WM 2007
in Kanada sensationell Rang vier belegt hatte, war im Jänner 2008 von Sturm
Graz nach Norddeutschland gewechselt. Zu Beginn der laufenden Saison
ersetzte er zunächst in der Innenverteidigung den verletzten Mertesacker,
musste sich dann aber mit der Reservistenrolle begnügen. Ein Bänderriss im
Sprunggelenk kurz vor der Winterpause warf ihn ebenfalls zurück. Prödl
wartete aber geduldig auf seine Chance - und hat sie nun binnen vier Tagen
zweimal genützt. "Dass es in Bremen nicht leicht für mich wird, wusste ich
schon vor meinem Wechsel, aber ich habe immer Geduld bewiesen, nie
aufgesteckt und auf Chancen gewartet", sagte Prödl.
Fans randallierten
Nicht gut zu sprechen sind die
Werder-Verantwortlichen dagegen auf ihre Fans. Sportdirektor Klaus Allofs
war trotz des Aufstiegs sauer. "Das ist sehr ärgerlich und kostet uns wieder
eine Menge Geld. Da wird eine saftige Strafe der UEFA auf uns zukommen",
schimpfte er. Drei Krawallmacher, die mit bengalischem Feuer und
abgefeuerten Raketen die anderen Zuschauer im Stadion Geofroy-Guichard
gefährdeten, wurden festgenommen. Sie sollten bis Freitag in französischem
Arrest bleiben und erhalten von Werder Stadionverbot. Werder will zudem die
Randalierer an den entstehenden Kosten beteiligen.
Verteidiger Per Mertesacker hatte zwischenzeitlich sogar einen Spielabbruch befürchtet. "Da kommen einem schon Gedanken, dass wegen so etwas schon Spiele abgebrochen wurden und verloren gingen", sagte der deutsche Nationalspieler. Das Feuerwerk sei "nicht nur gefährlich", sondern störe auch die eigene Mannschaft: "Man sieht auf dem Platz ganz wenig und ist abgelenkt."
Kritik am vergebenen Sieg
Auch aus sportlicher Sicht waren die
Bremer angesichts der späten Gegentreffer von Benalouane (64.) und Grax
(92.) nur eingeschränkt glücklich. "Ich bin nicht so leicht
zufriedenzustellen, wenn wir hier 2:0 führen, dann müssen wir das auch
gewinnen", bekannte Allofs. Werder spielte zwar lange Zeit konzentriert,
legte aber nach den Kopfball-Toren von Prödl (6.) und Claudio Pizarro (28.)
nicht nach.
Nach dem sechsten internationalen Spiel ohne Niederlage ist das Selbstvertrauen der Bremer wieder gewachsen. Ein Sieg im UEFA-Cup könnte ebenso wie ein Erfolg im DFB-Pokal die verkorkste Bundesliga-Saison noch retten. "Viele Mannschaften sehe ich nicht, die besser sind", sagte Thorsten Frings. Den nächsten Gegner erfahren die Bremer bei der Auslosung am Freitag.