Trap über Loddar
"Lothar werde grande Trainer"
02.09.2006
Im exklusiven ÖSTERREICH-Interview streut Giovanni Trapattoni seinem " Co" Lothar Matthäus Rosen und erklärt, was im heimischen Fußball schief läuft.
Glückwunsch Mister Trapattoni, Herr Matthäus. Viele Kritiker haben Ihnen bei Red Bull keinen Monat gegeben. Verraten Sie uns Ihre Harmonie?
Trapattoni: No. No. Isse nicht richtig, was Leute sagen. Lothar isse wie eine Sohn für mich. Waren meine Capitano bei Inter, bei de Bayern. Chef auf dem Platz. Meine Ansprechpartner. Lothar wie Sohn. Ganz große Sohn. (lacht)
Matthäus: Hör zu, und der Sohn lernt bekanntlich täglich von seinem Vater. Das mit Trap passt. Ein Blick genügt. Wir wissen was los ist. Zwischen uns passt kein Blatt Papier. Trapatthäus ist eine Einheit.
Trapattoni: Lothar müsse nur nicht so sein wie als Spieler. Immer gehen nach vorne. Immer Turbo, immer Gas. Müsse du auch als Trainer schauen Defensive. Lothar lerne dies. Schon viel ruhiger als zu Beginn.
Matthäus: Die Mischung machts. Defensive a la Trap, mit ein bisschen offensivem Schuss Matthäus. Eine wunderbare, unschlagbare Mischung. (Trapattoni streichelt Matthäus liebevoll durchs Haar)
National, nicht aber international. Warum haben die heimischen Klubmannschaften auf europäischer Bühne seit Jahren keinen Erfolg mehr?
Trapattoni: Du haben verloren Generatione. Früher waren da diese Krankl, Prohaska, Schachner und und und. Österreich haben nix gemacht. Ein bisschen geschlafen. Keine Nachwuchs. Keine Talente. Schade, Schade, Schade.
Matthäus: Unser EM-Partner hat es uns vorgemacht. Die legen unglaublichen Wert auf die Nachwuchs-Arbeit. 2002 ist die Schweiz mit der U 17 Europameister geworden. Heute spielen davon viele bei Köbi Kuhn im A-Team. Eine logische Entwicklung. Die bei uns ganz klar verschlafen wurde.
Unter Teamchef Hickersberger gab es drei Pleiten. 0:2 gegen Kanada, 1:4 gegen Kroatien und 1:2 gegen die Ungarn. Unser Fußball liegt auf der Intensivstation. Was muss Hickersberger tun?
Trapattoni: Lothar, du wissen auch, was Arigo Sacchi hat gemacht bei uns. Einemal, zweimale treffen mit Mannschaft für eine oder zweie Tage. Nicht trainieren. Treffen, reden. Müsse Spieler sagen, welche Taktik, welche Vision du spielen wollen. Mentalitäti schulen. Kannst du auch lernen wie Einstellung. Nicht immer trainieren. Viele reden. Viele Taktik. Schule, Schule, Schule. Mannschaft musse eine Einheite werden. Musse alle gehen durch Feuer.
Matthäus: Die Situation ist sogar ein bisschen vergleichbar mit der von Österreich. Als Sacchi 1991 die Squadra Azzurra übernahm, steckte der italienische Fußball in einer großen Krise. Die EM-Teilnahme 1992 in Schweden wurde verpasst.
Trapattoni (geht dazwischen): Si, Si, Si. Lothar. Dann habe gemacht, was Österreich musse tun. Junge Spieler musse gehen ins Ausland. Nix haben Angst davor. Team seien, werden eine Einheit. 1994 Finale grande gegen Brasilien. Roberto Baggio. Diese Elfmeter. Incredibile. Sonst geworden wir Weltmeister in die USA.
Matthäus: Wir haben vom Potential bei der EM sicherlich nicht die größten Chancen. Ich setze auf einen Ivanschitz, einen Janko. Darum muss ein Team gebaut werden. Wenn es nicht klappt, muss ich als Trainer frühzeitig ältere Spieler wieder zurückholen. Nur muss die Marschrichtung langsam klar erkennbar sein.
Gerade diesen Ivanschitz haben Sie bei Red Bull nach Athen vertrieben!
Trapattoni: Spieler musse spielen. Wenn nicht bei Salzburgo, woanders. Immer musse spielen. Sehen Schweiz. Alle spielen in Europa. Italien, Spanien, Deutschland. Große Liga. Große Chance für Österreich.
Matthäus: Aus dem aktuellen ÖFB-Kader spielen mit Stranzl, Prager, Pogatetz, Macho, Linz, Ivanschitz und Akagündüz nur sieben Profis im Ausland. Auf den ersten Blick nicht schlecht. Bei den Schweizern spielen aber bis auf Ersatztorhüter Fabio Coltorti (Grasshoppers Zürich), Hakan Yakin (Young Boys Bern) und Steve Von Bergen (FC Zürich) alle (!) Teamspieler im Ausland. Der Schweizer Fußball profitiert davon.
Trapattoni: Und lerne neue Systeme, neue Taktik. Ausland isse große Schule, große Erfahrung. Für Entwicklung Österreich isse das beste, viele Spieler gehen in Ausland. Isse wie eine Blutdoping für Fußball hier.
Warum ist die heimische Liga für Ausländer nicht attraktiv genug?
Trapattoni: Habe gemacht eine Fehler vor Jahren. Haben gespielt, scusi, viele diese alte Spieler. Österreich hätte mache müsse Tore für Liga auf. Denken wie große Europäer. Weltoffen. Verstehe?
Matthäus: Brasilianer, Argentinier, Italiener, Spanier wechseln nicht nach Österreich. Zumindest jetzt noch nicht. Wir bei Red Bull haben den internationalen Weg eingeschlagen. Davon können unsere jungen Österreicher lernen. In jedem Training! Man muss nur den Willen haben, die Leidenschaft. Sich nicht schon mit dem kleinsten Erfolg zufrieden geben. Das muss sich dringend ändern.
Trapattoni: Österreicher musse machen Brust mehr raus. Nicht verstecken. Immer sagen, wir kleine, arme Fußballnatione. Sehen 1978. Trapattoni haben Angst vor diese Goleador (überlegt kurz). Diese Krankl. Goleador. Immer machen Tor. Diese Prohaska, diese Schachner. Spieler mit Brust raus. Herz richtige Fleck.
Sie geben das Stichwort. Wann kommt ihre Herzdame Paolo nach Salzburg Mister?
Trapattoni: Hier wieder seien Lothar offensiver. Haben mit Marijana schon Haus gefunden. Ich haben bereits Wohnung. Nur Paola kommen später nach. Aber lieben schon Salzburg. Waren schon bei Festspiele. Diese seien tolle Stadt. Liebe Menschen. Diese viele hübsche Mädchen bei Red Bull (lacht). Grande. Salzburg ist wie neue Liebe.
Matthäus: Red Bull ist für den Mister wie ein Jungbrunnen. Er will es allen noch einmal beweisen. Seine größte Motivation war der Rauswurf in Stuttgart. Das schmerzt ihn immer noch.
Mister Trapattoni, kann Lothar Matthäus eines Tages in ihre Fußstapfen treten?
Trapattoni: Lothar werden grande Trainer. Versprechen. Lothar hatte alles. Leben mit Fußball. Und Herz von Lothar schlagen immer noch für unsere Ex-Vereine. FC Bayern. Lothar, du werden einmal Trainer bei München. Aber vorher sprechen mit de Uli Hoeneß.
Matthäus: Der hat vor ein paar Jahren noch gesagt, ich würde im neuen Stadion nicht einmal Greenkeeper werden. Aber der Mister muss es ja wissen. 21 Titel in 35 Jahren. Einem Weltrekordler sollte man nicht widersprechen.
Trapattoni: Momenti Lothar. Du musse aber kommen pünktlich. Nix so wie Spieler Lothar. Kommen eine minuti vor Training in Mailand mit diese kleine Auto (Matthäus fuhr einen Peugeot 205, Anm.d.Red.) vor Kabine. Mamma mia.
Matthäus: Mister, die Zeiten haben sich geändert. Aus einer Minute ist eine Stunde geworden.
Von Wolfgang Ruiner und Christian Ortlepp/Österreich