Ihm geht's beschissen

Marko war unser tragischer Held

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Er weinte und flücktete. Von Koller gab es Zuckerbrot und Peitsche.

Marko reiste am Vormittag von Wien zurück nach Bremen. Er zog die Kappe tief ins Gesicht, stülpte sich monströse Kopfhörer über. Sein Blick ging ins Leere. Pech auch: "Entschuldigung ans ganze Land" verpasste in München den Anschlussflug, jettete dann nach Hannover …

1,234 Millionen vor den 
TV-Geräten waren entsetzt
Das 1:2 gegen Deutschland trifft ihn ins Herz. Marko hätte der Held der Nation werden können, aber er versagte.

1,234 Millionen TV-Zuseher und 47.500 im Stadion haben am Dienstag um 22.19 Uhr den Torschrei auf ihren Lippen: Arnautovic steht allein vor dem deutschen Keeper Manuel Neuer, doch er haut daneben.

Marko sinkt auf den Rasen, schlägt die Hände vors Gesicht, hat Tränen in den Augen. Auch in der Kabine heult er. Im ORF stammelt Arnautovic: „Ich möchte mich bei der Nation entschuldigen.“ Mehr sagt er nicht mehr in dieser Nacht. Hunderte Journalisten warten in der Mixed-Zone vergeblich auf ihn. Marko fehlt auch beim Mannschaftsessen. Er flüchtet wortlos aus der Arena.

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Die Mitspieler machen Arnautovic keine Vorwürfe. Sebastian Prödl: „Kann passieren, wenn du müde Beine hast.“ Andreas Ivanschitz: „Das steckt Marko weg.“ Emanuel Pogatetz: „Schade, dass er die Kugel nicht versenkt hat – ich hätte es ihm vergönnt.“

Marcel Koller wird Arnautovic in den nächsten Tagen anrufen und noch einmal ausführlich mit ihm über die Szene in der 87. Minute reden. Unser Teamchef gestern: „Der Ball ist Marko ans Schienbein gesprungen. Sehr unglücklich. Andererseits hat er die nötige Konzentration vermissen lassen. Das sind eben die Hundertstelsekunden, in denen die Anspannung weggeht und die Freude zu früh kommt …“

Der Teamchef will Marko jetzt wieder aufrichten
Koller war schon in der ersten Halbzeit nicht mit Arnautovic zufrieden. Deshalb sprang der Teamchef über die Bande, forderte ihn auf, aktiver zu werden: „Er hat viel mehr drauf, als er zeigt.“ Koller weiß auch: „Marko ist ein Typ, dem so etwas nahegeht. Man muss ihn aufrichten.“ Gestern stand Arnautovic die pure Verzweiflung noch ins Gesicht geschrieben.

"Meine Tochter hilft mir über alles hinweg"

ÖSTERREICH: Hand aufs Herz, Marko: Wie fühlen Sie sich am Tag danach?

Marko Arnautovic: Wie soll’s mir schon gehen? Beschissen natürlich. Das ist alles ein Riesenmist.

ÖSTERREICH: Das Tor stand leer. Alle fragen sich: Wie kann so etwas passieren?

Arnautovic: Ich bin im Fallen gewesen, habe den Ball nicht richtig erwischt. Hinter mir habe ich Hummels und Janko wahrgenommen. Scheiße gelaufen. Totale Scheiße. Meine Chance ist die größte gewesen. Das darf nicht passieren. Darum habe ich mich auch beim ganzen Land entschuldigt. Ich wollte die Nation wirklich glücklich machen.

ÖSTERREICH: Bei Ihnen habe die nötige Konzentration gefehlt, hat Teamchef Marcel Koller gesagt. War das so?

Arnautovic: :Ja, leider. Was der Trainer sagt, stimmt. In Gedanken bin ich bereits bei unseren Fans in der Kurve gewesen. Das Tor war nur vier Meter entfernt. Vier Meter! Ich denke noch immer darüber nach, die Szene geht mir nicht aus dem Kopf. Ich habe kaum geschlafen, nur ein, zwei Stunden.

ÖSTERREICH: Muss man Sie aufrichten?

Arnautovic: Jetzt bin ich wieder bei meiner kleinen Tochter. Sie hilft mir über alles hinweg. Wenn ich sie sehe, bin ich glücklich.

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