Red Bull Salzburg
Mateschitz geht auf die Spieler los
20.09.2010
Donnerwetter für die Bullen: nach dem Cup-Desaster sind sie in der Mega-Krise.
Bei der Rückfahrt von Linz nach Salzburg war es im Bullen-Bus totenstill. Die Demontage bei den Blau-Weiß-Amateuren saß allen Protagonisten tief in den Knochen. Es war der Tiefpunkt eines Absturzes, der mit dem Ausscheiden in der Champions-League-Qualifikation gegen Hapoel Tel Aviv begonnen hatte.
Kabinenpredigt dauerte eine ganze Halbzeit lang
Im Trainingszentrum Taxham kam es dann ab 20.05 Uhr zur Krisensitzung. Sportchef Dietmar Beiersdorfer sprach Klartext. Er stärkt Erfolglos-Trainer Huub Stevens den Rücken, nahm vielmehr die Spieler in die Pflicht. Der Deutsche: "Wir haben die Situation klar angesprochen. Es war so deutlich, dass ich davon ausgehe, dass es angekommen ist.“ Eine Halbzeit (45 Minuten) dauerte die knallharte Aussprache.
Geldstrafen und Tribünen-Platz für Lustlos-Kicker
Beiersdorfer redete ruhig, aber deutlich. Er vermittelte den blamierten Stars, dass es nicht für den Trainer, sondern für sie fünf vor zwölf ist. Die Spieler seien im Verein nicht das stärkste Glied. Bei neuerlicher "Arbeitsverweigerung“ – so wie bei Blau-Weiß – werde es saftige Geldstrafen regnen oder Verbannung auf die Tribüne. Morgen in Wien gegen Austria muss die Wende her. "Die Kraft dazu muss von der Mannschaft kommen.“
Bullen-Chef vertraut weiter auf Erfahrung von Stevens
Beiersdorfer gestern: "Wir gehen unseren eigenen Weg und versuchen in Lösungen zu denken.“ Stevens genießt nach wie vor das volle Vertrauen von Klub-Chef Didi Mateschitz. "Der Trainer ist ein erfahrener Coach, er hat schon viel erlebt. Gerade in so einer Situation ist es wichtig, dass wir darauf zurückgreifen können“, so Beiersdorfer. Aber: In Stevens’ 15- monatiger Amtszeit hat man nicht so viel davon gesehen. Die Bullen sind in seiner Ära nicht stärker, sondern schwächer geworden – trotz Millionen-Einkäufen. Huubs Glück: Red Bull ist kein Köpferollen-Verein. Mateschitz: "Die Frage über die Zukunft des Trainers stelle ich nicht.“
Stevens erwartet morgen bei Austria eine Reaktion
Stevens packte die Profis bei der Ehre, reagierte auf den Fan-Aufstand in Linz. Die Spieler müssen aus der Mannschaftskasse den rund 300 mitgereisten Fans zur Versöhnung das Geld für die Karten zurückzahlen und auch die Reise nach Wien zur Austria übernehmen. Der Coach erwartet morgen im Horr-Stadion auch eine Reaktion der Spieler. Denn er hat den Meistertitel noch keineswegs abgeschrieben, obwohl die Salzburger mit fünf Punkten aus fünf Spielen bereits elf Punkte hinter Spitzenreiter Wacker Innsbruck liegen – sie haben aber zwei Spiele weniger ausgetragen. Beiersdorfer dazu: "Ich glaube weiterhin an die Mannschaft. Es muss sich aber sofort was ändern, denn wir sind schon in Schwierigkeiten.“ Ob Stevens doch noch die Kurve kriegt?