Koller werden alle Wünsche erfüllt, aber dafür macht ÖFB-Boss Windtner Druck
Fast jeder freut sich, dass Marcel Koller bis 31. Dezember 2015 verlängert hat. Doch beim Vertragspoker ging der ÖFB über die Schmerzgrenze. Koller soll rund 900.000 Euro cashen. Nie zuvor hat der ÖFB einem Teamchef so viel bezahlt. Obwohl Koller betont: "Geld ist nie die Triebfeder gewesen."
Mag sein. Es ging ihm auch um die Rahmenbedingungen. Alles müsse professioneller werden, hat Koller bei den Verhandlungen erklärt. Deshalb bereitet sich unsere Nationalmannschaft jetzt auch im Luxuscamp unter der Sonne Spaniens auf das Freundschaftsmatch am 19. November im Happel-Stadion gegen die USA vor.
Koller, Alaba und Co. und der riesige Betreuerstab zischen nach Alicante ab. Wo genau das Trainingslager aufgeschlagen wird, verkündet der ÖFB am Dienstag bei der Bekanntgabe des Kaders. In der engeren Auswahl: der noble La Manga Club (acht Rasenplätze, 550 Hektar, 5-Sterne-Hotel, ganzjährig mildes Mittelmeerklima).
Koller wird selbst nach der verpassten WM-Qualifikation hofiert, verehrt und gestreichelt. Davon können andere Trainer, die, wie im Fußball üblich, an Ergebnissen gemessen werden, nur träumen.
Windtner fordert nun die EURO-Quali von Koller
Aber der ÖFB erhöht auch den Druck. Verbandsboss Leo Windtner: "Den letzten Schritt haben wir noch nicht gemacht. Jetzt müssen wir uns für die EURO 2016 in Frankreich qualifizieren." Koller dazu: "Ich werde mich davor hüten, die Quali zu versprechen." Wehe, wenn sich die geforderten Ergebnisse nicht einstellen.
ÖFB-Boss Windtner im Interview: "Bruch mit Koller hätte geschmerzt!"
ÖSTERREICH: Die Fans sind begeistert, dass es dem ÖFB gelungen ist, den Vertrag mit Koller zu verlängern. Manche fragen sich aber, warum man einen Trainer nach dem Scheitern in der WM-Qualifikation dermaßen hofiert und noch mit einem Millionenvertrag belohnt
LEO WINDTNER: Fakt ist: Wir waren schon lange nicht mehr so nahe an der WM dran. Der Fußball hat wieder eine hohe Akzeptanz bei uns. Ein Verdienst von Marcel Koller. Er ist ein unbeschriebenes Blatt gewesen, als wir ihn 2011 geholt haben. Aber die Entwicklung unter Koller ist positiv.
ÖSTERREICH: Drei Tage vor der Entscheidung haben Sie die Chance, Koller zu halten, mit 50:50 beziffert. Wussten Sie da bereits mehr?
WINDTNER: Nein. Doch ich war immer zuversichtlich. Von meiner Seite habe ich alles unternommen, was möglich gewesen ist. Ein Bruch hätte wehgetan. Das wäre ein totaler Neuanfang gewesen - und den wollte ich vermeiden.