Sturm in der Krise
Milanic: "Brauchen keine Unruhe"
29.07.2013
Nach Horror-Woche gibt Sturm-Coach Milanic Durchhalteparolen aus.
Nach nur zwei Runden der noch jungen Saison in der Fußball-Bundesliga
sieht Sturm Graz
bereits sehr alt aus. Dem blamablen Aus in der Europa League gegen die Isländer von Breidablik folgte am Sonntag eine 0:2-Heimschlappe gegen Aufsteiger Grödig und ließ den Meister
des Jahres 2011 in eine veritable Krise schlittern.
Nach zwei Unentschieden in den bisherigen vier Pflichtspielen mit nur zwei Treffern - davon ein Innsbrucker Eigentor - mahnte Trainer Darko Milanic zur Besonnenheit: "Wir brauchen jetzt keine Unruhe."
Milanic hat noch viel Arbeit vor sich
Milanic wusste freilich auch um die Verzwicktheit der Situation. "Im Fußball ist das sehr schwer, aber ich behalte Ruhe und vermittle das auch", erklärte der Slowene, der betonte: "Es ist noch sehr viel Arbeit zu tun."
Von den Spielern, die unter Pfiffen mit hängenden Köpfen in die Kabinen schlichen, stellte sich nur Tormann Christian Gratzei den Medien. "Auch wenn es sich komisch anhört. Wir haben über weite Teile nicht so schlecht gespielt, haben uns gute Chancen erarbeitet", befand der 31-Jährige. "Aber die letzte Konsequenz hat gefehlt, sowohl vorne als auch hinten."
Mangelnde Konsequenz
Diese mangelnde Konsequenz drückte sich in mehr als einem halben Dutzend vergebener Möglichkeiten aus, alleine "Transferbombe" Robert Beric ließ vier gute Chancen sausen. "Wir waren das bessere Team, haben aber einfach das Tor nicht gemacht", erklärte der von Frank Stronach gesponserte Stürmer, der noch auf sein erstes Tor wartet. "Das ist eine sehr, sehr schwierige Zeit für uns. Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Wir müssen da jetzt durch und auf bessere Zeiten hoffen."
Milanic nahm seinen Landsmann, der viel arbeitete, in Schutz. "Er zeigt Qualität, er hat in jedem Spiel Chancen. Aber so ist das bei Stürmern. Wichtig ist, dass sie einmal treffen", erklärte er. Was ihn tatsächlich ärgerte, war das Verhalten auf den ersten Gegentreffer: "Das Schlimmste war, dass wir nach dem 0:1 keine Reaktion gezeigt haben."
Grödig überraschend stark
Bei enormer Hitze - die Sturms Mittelfeldmann Andreas Hölzl zur Halbzeit in die Knie zwang - blieb Sturm freilich auch spielerisch einiges schuldig. Grödig agierte auf Augenhöhe.
"In der ersten Hälfte haben wir dominiert, in der zweiten ist uns bedingt durch unsere Spielweise etwas die Kraft ausgegangen. Man hat gemerkt, wie verunsichert Sturm war", erklärte etwa Bundesliga-Premierentorschütze Philipp Zulechner, der zuletzt zwei Jahre in Horn verbracht und in der vergangenen Saison elf Treffer in der Ersten Liga erzielt hatte. Mit seinen Jokertoren in der 79. und 89. Minute wurde er zum Mann des Tages, bedankte sich aber artig: "Das erste Tor gehört zu 90 Prozent Tomi, beim zweiten hatte ich Glück."
Hütter: "Sensationssieg"
Grödig-Trainer Adi Hütter, dessen Truppe die Serie der starken Aufsteiger fortzusetzen scheint und mit vier Punkten noch vor Meister Austria auf Rang drei liegt, war höchst erfreut. "Das ist ein Sensationssieg. Ich bin sehr, sehr stolz auf die Mannschaft. Sturm hat zwar in der ersten Hälfte die besseren Chancen gehabt, wer aber zwei Tore schießt, geht nicht unverdient als Sieger vom Platz", erklärte der Vorarlberger nach seinem ersten Sieg als Trainer in Österreichs Oberhaus. Besonders erfreut war der ehemalige ÖFB-Teamspieler über die gute defensive Bilanz: "Es war das zweite Spiel zu null, wir sind ungeschlagen."
Mit dem Sieg gaben die Gäste aus der 7.000er-Gemeinde auch eine Antwort auf die etwas despektierliche Bezeichnung "Village People", die ihnen in der Spielankündigung durch die Grazer zuteil wurde. Ins Jubelgeheul mischten sich nach der Partie in der Grödiger Kabine dann auch die Klänge des "Village People"-Hits "YMCA".