Montag beginnt Steuerprozess
Steueraffäre: Hoeneß zittert vor Haftstrafe
07.03.2014
Vier Verhandlungstage angesetzt, am Montag geht Prozess los.
Es wird ernst für Uli Hoeneß. Knapp 14 Monate nach seiner Selbstanzeige muss der 62-jährige Präsident des FC Bayern am kommenden Montag auf der Anklagebank des Münchner Landgerichts Platz nehmen und sich wegen Steuerhinterziehung verantworten. Vier Verhandlungstage sind angesetzt, an denen Richter Rupert Heindl dem Fall unter den Argusaugen der Öffentlichkeit auf den Grund gehen wird.
Bayern-Boss schweigt
Hoeneß droht nach seinem öffentlichen Imageverlust eine weitere Strafe. Im schlimmsten Fall könnte ihn Heindl sogar ins Gefängnis schicken. Hoeneß selbst hat im Vorfeld seiner persönlichen Schicksalstage öffentliche Äußerungen zum Prozess vermieden. Auch seine drei Verteidiger, mit denen er im Gericht auftreten wird, halten sich bedeckt.
Am Jahresende hatte Hoeneß in einem Interview des Bayerischen Rundfunks letztmals Einblick in sein angegriffenes Seelenheil gegeben. Als er mit seinem Verein in Marokko weilte und dort mit dem Gewinn der Fußball-Club-WM das erfolgreichste Jahr des FC Bayern in der über 100-jährigen Geschichte beschloss, sagte er: "Privat ist es für mich und meine Familie das schwierigste Jahr in unserem Leben."
Prominenten-Malus?
Hoeneß hat angekündigt, "gut vorbereitet" in den Gerichtssaal zu gehen. Das Verfahren wird von einem gigantischen Medienrummel begleitet, den Hoeneß mehrfach beklagt hat. "Ich bin der einzige unter 70.000 Selbstanzeigen, der in epischer Breite in der Öffentlichkeit dargestellt wurde. Von einem Steuergeheimnis kann schon lange keine Rede mehr sein, ein Prominenten-Bonus ist weit und breit nicht zu sehen. Es ist von einem riesigen Prominenten-Malus zu sprechen", erklärte Hoeneß.
Er stellte Strafanzeige, um herauszufinden, wer Dokumente aus seiner Steuerakte an die Presse weitergeleitet haben könnte. Im April 2013 hatte das Magazin "Focus" seinen Fall öffentlich gemacht. Drei Monate zuvor hatte sich Hoeneß wegen eines geheimen Kontos in der Schweiz selbst bei den Finanzbehörden angezeigt.
Hausdurschsuchung bei Hoeneß
Die Staatsanwaltschaft eröffnete ein Ermittlungsverfahren, ließ Hoeneß' Haus am Tegernsee durchsuchen. Ein Haftbefehl wurde angeblich gegen Zahlung einer hohen Kaution außer Kraft gesetzt. In Medienberichten wurden immer wieder Millionensummen genannt, aber erst im Prozess werden harte Fakten und reelle Zahlen auf den Tisch kommen.
Selbstanzeige strafmildernd?
Die wohl alles entscheidende Frage aber liegt schon vorher auf der Hand: Wird Richter Heindl, der in der Vergangenheit auch durch strenge Urteile aufgefallen ist, die Selbstanzeige anerkennen - zumindest als strafmildernd? Der Bundesgerichtshof hat jedenfalls in einer Feststellung aus dem Jahr 2008 eine Million Euro als Grenze angesetzt, ab der Steuerhinterzieher in der Regel ins Gefängnis müssen. Eine Bewährungsstrafe komme nur bei besonders gewichtigen Milderungsgründen infrage.
Der Fall Hoeneß hat von Anfang an hohe Wellen geschlagen. Der FC Bayern und sein oberster Repräsentant haben Millionen Anhänger im Lande, aber nicht weniger Neider und Gegner. Einen Rücktritt von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern München AG hielt der frühere Fußball-Nationalspieler und jahrzehntelange Manager nie für angemessen.
Politiker von Hoeneß enttäuscht
Hoeneß galt vor seiner Steuersünde vielen - sogar Nicht-Bayern-Fans - als ein Vorbild. Auch weil er sich selbst als solches inszenierte. "Ich weiß, dass das doof ist. Aber ich zahle volle Steuern", sagte er zum Beispiel 2005 in einem Interview der "Bild"-Zeitung. Er wurde von Politikern hofiert. Er traf sich mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die ihn schätzen gelernt hatte, er war ein gern gesehener Klartext-Redner der Fernsehsender in Talkshows.
Die große Berliner Politik wandte sich aber im Zuge der Steueraffäre von Hoeneß ab. Die Kanzlerin zeigte sich "enttäuscht" von ihm. Und Bundespräsident Joachim Gauck erklärte im Magazin "Stern": "Wer Steuern hinterzieht, verhält sich verantwortungslos oder gar asozial." So oder so - das Urteil wird ein vielfältiges Echo finden. Leben mit dem Richterspruch muss vor allem aber Uli Hoeneß.