Sein britischer Ex-Verein ist für den Portugiesen immer noch ein offenes Buch.
Inter Mailand gegen Chelsea FC - mit dem Fußball-Schlager zwischen dem italienischen Tabellenführer und dem englischen Spitzenreiter klingen am Mittwoch die Achtelfinal-Hinspiele zur Champions League aus. Das Duell der Nerazzurri mit den Blues in San Siro erhält durch die beiden Trainer zusätzliche Brisanz. Inter-Coach Jose Mourinho arbeitete einst für die Londoner, dessen italienischer Feldherr Carlo Ancelotti früher in seiner Heimat für den AC Milan tätig war.
Erfolgreiche Trainer
Beide Trainer haben die wertvollste Trophäe
im europäischen Club-Fußball schon gewonnen. Der 47-jährige Portugiese, der
drei Jahre (2004-2007) Chelsea betreute, mit dem FC Porto einmal (2004),
Ancelotti mit Milan (2001-2009) sogar zweimal (2003, 2007). Spätestens seit
den Mailänder Duellen in der Serie A bzw. vor dem ersten Europacup-Treffen
der beiden Traditionsvereine herrscht zwischen den zwei Betreuern eine
gegenseitige Antipathie bzw. Eiszeit.
Es gebe viele Trainer, die die "Königsklasse" mehrmals gewannen, aber nur einen, der eine 3:0-Führung im Finale (Anm. d. R.: Milan unter Ancelotti gegen Liverpool FC 2005 in Istanbul) noch verlor, stichelte Mourinho. Ancelotti meinte über seinen drei Jahre jüngeren Kontrahenten: "Er redet eben manchmal unnötiges Zeug. Wenn er Jesus ist, gehöre ich nicht zu seinen Aposteln."
Mourinho kennt die Londoner, die er zweimal zum englischen Meister machte und zweimal ins CL-Halbfinale geführt hat, wie seine eigene Westentasche. Nach seiner Entlassung im September 2007 sind mit Branislav Ivanovic und Nicolas Anelka nur zwei Neue an die Stamford Bridge geholt worden. "Die Mannschaft ist absolute Spitze, eine der besten der Welt. Für mich ist sie ein offenes Buch", sagt der exzentrische Portugiese über seine Ex-Schützlinge.
Diese Tatsache muss aber nicht unbedingt ein Vorteil für den italienischen Meister sein. "Ich kenne die Spieler zwar ganz genau, weiß, wie sie agieren, wie sie denken. Andererseits wissen sie aber auch über mich alles, wie ich meine Mannschaften trainiere und auf wichtige Spiele vorbereite", meinte Mourinho, der Inter im Vorjahr zum "scudetto" geführt hatte. Er wolle immer gewinnen, ein Erfolg über den Ex-Arbeitgeber würde ihn natürlich besonders freuen.
Schlechtes Omen für Mourinho
Der englische Gegner ist
allerdings kein gutes Omen für ihn. Im Vorjahr hatte sich Mourinho in der
ersten K.o.-Runde Manchester United gewünscht und schied dann aus (0:0
daheim und 0:2 in Old Trafford). In den jüngsten fünf Versuchen schieden die
Nerazzuri, die die Meister-Trophäe 1964 in Wien (3:1 gegen Real Madrid) und
1965 in Mailand (1:0 Benfica Lissabon) zweimal geholt haben, zweimal im
Viertel- und dreimal im Achtelfinale aus. Inter brachte zuletzt in vier
Treffen mit Engländern kein einziges Tor und in fünf Partien keinen Erfolg
zuwege.
Möglicherweise könnte beim Wiedersehen Mourinhos mit seinem früheren Arbeitgeber auch ein Österreicher mit von der Schlagerpartie sein. Marko Arnautovic wurde vom italienischen Meister für die Frühjahrssaison in den erweiterten Champions-League-Kader nominiert. Im Herbst hatte der Stürmer dem Kreis noch nicht angehört. David Alaba vom FC Bayern München wurde für den Europacup ebenfalls selektioniert, stand aber vorige Woche beim Heim-2:1 gegen AC Fiorentina nicht im 18-Mann-Aufgebot.
Debüt für ZSKA
Im zweiten Match des Abends gibt ZSKA
Moskau sein Debüt in der K.o.-Phase der "Königsklasse". Gegen den FC
Sevilla, den UEFA-Cupsieger 2006 und 2007, wollen die Russen jetzt mehr.
Allerdings haben sie das Handicap zu tragen, dass sie sich noch in der
Vorbereitung auf die Jahressaison befinden. Außerdem bangte Trainer Leonid
Slutsky noch um den Einsatz seines verletzten Spielmachers Alan Dzagojew.
Die Andalusier reisten selbstbewusst in den russischen Winter. "Wer ein großer Club sein will, muss das auch international beweisen", sagte Manuel Jimenez, der Trainer des aktuellen Liga-Vierten und Cupfinalisten aus Andalusien, der Stürmer Kanoute wieder zur Verfügung hat. Die Heimbilanz von ZSKA, das sieben ihrer jüngsten acht Europacup-Partien gewonnen hat, beeindruckt die Gäste ebenso wenig wie die äußeren Bedingungen.