Zweimal in Folge Österreichs Fußballerin des Jahres: Barbara Dunst hat etwas geschafft, was noch keiner Spielerin gelungen ist.
Die 27-jährige Steirerin triumphierte bei der siebenten Auflage der von der APA - Austria Presse Agentur unter den Sport-Verantwortlichen der zehn Frauen-Bundesliga-Clubs durchgeführten Wahl mit 21 Punkten. Hinter der am Kreuzband verletzten Frankfurt-Mittelfeldspielerin landete wie 2023 Sarah Zadrazil (16). Dritte wurde Lilli Purtscheller (10).
Vergangenes Jahr hatte es auch einen Fünf-Punkte-Abstand gegeben, damals hatte Dunst mit 29 Zählern so viele wie niemand zuvor erhalten. "Der erste Titel war natürlich sehr schön, aber die nochmalige Bestätigung hat tatsächlich fast noch ein bisschen einen höheren Wert. Es tut extrem gut und ist so ein Pflaster, das ich zu meinen Pflastern dazu klebe", erläuterte Dunst. Mit zwei Auszeichnungen schloss sie zu Nicole Billa (2019, 2021) auf. Zuvor war sie im Herbst bei der Bruno-Gala als Legionärin der Saison geehrt worden.
Auch wenn Dunst weniger oft als 2023 traf, Leistungsträgerin war sie bei der Eintracht als auch im ÖFB-Nationalteam. Auch deshalb wurde sie von drei Liga-Trainern auf Position eins und von zwei weiteren auf Platz zwei gereiht. "Sie bringt seit Jahren konstant gute Leistungen im Verein und im Nationalteam, wo sie der Dreh- und Angelpunkt ist. Sie hat eine enorme Kreativität und Entschlossenheit in ihrem Spiel", meinte Vienna-Trainer Mark Dobrounig, der wie der scheidende LASK-Coach Benjamin Stolte und Sturms Sargon Duran für Dunst votierte.
"Klare Unterschiedsspielerin"
Letzterer bezeichnete die Ex-Kickerin von St. Pölten als "klare Unterschiedsspielerin". Eine "enorme Geschwindigkeit" und ein "sehr gutes Dribbling" würden sie auszeichnen, ergänzte der mittlerweile als Co-Trainer bei den Sturm-Männern tätige Duran. Das weiß auch Niko Arnautis genau. "Barbara ist in diesem Jahr den nächsten Schritt gegangen und gereift, sie ist mit ihrem Spielwitz, ihrer Kreativität und der Torgefahr auf dem Platz und Persönlichkeit daneben enorm wichtig", sagte Frankfurts Trainer.
Ihr Ausfall werde schwer und nur im Kollektiv aufzufangen sein. Auch dem ÖFB-Team, wo sie auch in der Startelf gesetzt war, werde "Dunsti sehr fehlen", wie Teamchefin Irene Fuhrmann betonte. "Sie hat in den letzten Jahren sehr viel investiert in ihre physische Verfassung, aber auch im mentalen Bereich, um die hohen Belastungen im Club und Nationalteam positiv zu stemmen. Sie ist als Persönlichkeit herangereift und definitiv ein Vorbild für sehr viele junge Fußballerinnen", verlautete die 44-Jährige.
Viele Clubs sind interessiert
Das wird auch am Marktwert deutlich, der liegt laut www.soccerdonna.de bei 170.000 Euro und ist der höchste einer ÖFB-Spielerin. Ihr Vertrag läuft im Sommer aus, nicht überraschend ist, dass viele Clubs ein Auge auf "Baba" geworfen haben. Gut möglich ist, dass die 87-fache ÖFB-Teamspielerin nach Leverkusen, Duisburg und seit 2019 Frankfurt ein neues Auslandsabenteuer wagt. "Dazu kann ich aktuell nicht viel sagen. Das sind aber keine Überlegungen, die ich jetzt nach der Verletzung habe, das ist schon ein bisschen ein längerer Prozess in meinem Kopf."
Auch Frankfurt wollte sich nicht äußern. "Wichtig ist, dass sie wieder auf die Beine kommen wird - dafür drücken wir ihr alle die Daumen", hieß es von Arnautis. Dunst hat jedenfalls viele Kolleginnen ins Herz geschlossen. "Ich liebe meine Mäuse, es ist was ganz Familiäres da draußen."
Druck macht sie sich auf dem Weg zurück keinen. "Ich werde mir so viel Zeit nehmen, bis ich das Gefühl habe, ich bin bereit und da meine ich nicht nur vom Knie, sondern auch vom Kopf", sagte die ÖFB-Frauenakademie-Absolventin. Die erste schwere Verletzung hat sie "voll angenommen". Die hohe Spiel-Belastung kann durch das Out in der Champions-League-Quali nicht wirklich als Grund angeführt werden. "Ich habe die Monate davor ein bisschen mit dem Schlaf zu kämpfen und einen krassen Eisenmangel gehabt. Grundsätzlich habe ich mich aber gut gefühlt, war nicht müde", sagte Dunst.
Zeit auf Krücken in Steiermark
Am 4. Dezember, dem Tag nach dem 0:1 gegen Polen, lag sie beim renommierten Kniespezialisten Christian Fink in Innsbruck auf dem Operationstisch, zwei Tage später durfte sie nach Hause. Seitdem stehen tägliche Therapieeinheiten an. Die sechswöchige Zeit auf Krücken wird sie wohl gänzlich bei der Familie in der Steiermark verbringen. Auch viele Freundinnen stehen ihr zur Seite. "Es ist toll, dass ich so ein krasses Umfeld habe, es ist unfassbar, was die Mädels für mich machen", sagte die Sportmanagement-Studentin.
Nichts wird es aus Weihnachtsmarkt-Besuchen, Skifahren oder Schneewandern, Tätigkeiten, auf die sie sich lange gefreut hatte. "Jetzt muss ich die Zeit halt anders nützen, mit Lego spielen oder Malen nach Zahlen, was ich eh über alles liebe", gab Dunst Einblick. Im Frühjahr folgt die Tätigkeit als Daumendrückerin. Da geht es für Frankfurt um Titel und das ÖFB-Team um positive Schlagzeilen in der Nations League.