Nach Krise

Koller-Nachfolger muss billiger werden

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Der neue Trainer der Nationalmannschaft muss auf Geld verzichten.

Wenig überraschend wird beim Fußball-Nationalteam die Ära Marcel Koller nach sechs Jahren zu Ende gehen. Kritik daran, dass der noch zu suchende Nachfolger den Laden nicht sofort übernimmt, schmetterte Leo Windtner gekonnt ab. "Ich glaube, das ist kein gravierendes Problem", sagte der ÖFB-Präsident. Weil die neue UEFA Nations League erst in zwölf Monaten startet, habe der neue Mann genügend Zeit.
 

Kein Zeitdruck

Geschichte wiederholt sich. Als im September 2011 die erste Teamchef-Frage in der Ägide von Windtner anstand, beschlossen die ÖFB-Verantwortlichen, dass Amtsinhaber Dietmar Constantini seinen Vertrag bis 31. Dezember erfüllen darf. Erst dann sollte ein neuer Mann übernehmen. Allerdings trat der Tiroler sechs Tage darauf aus freien Stücken zurück, um den Weg freizumachen. Sportdirektor Willi Ruttensteiner setzte sich in den abschließenden WM-Qualifikationsspielen im Oktober selbst auf die Bank, Koller war ab 1. November an Bord.
 
Sechs Jahre später setzte sich also wieder durch, dass Verträge einzuhalten sind. Dass Koller von sich aus den Hut wirft, ist nicht zu erwarten. Der Schweizer wird die WM-Qualifikation ordnungsgemäß zu Ende bringen. "Man muss hier die längere Zeitachse miteinblenden", argumentierte Windtner. "Es beginnt erst im Frühjahr nächsten Jahres die Freundschaftsspielsaison, und die eigentliche Bewerbssaison mit der zukünftigen Nations League startet im September 2018. Von dieser Seite ist kein Riesendruck."
 
 
Ein neuer Teamchef könnte, wenn man sich mit Koller darauf verständigt, frühestens im November übernehmen und bereits den dann anberaumten Lehrgang leiten. Daran anschließend ist ein Freundschaftsspiel gegen eine europäische Mannschaft geplant. Der Gegner ist abhängig davon, wer zu diesem Zeitpunkt im Play-off für die WM 2018 in Russland steht.
 
Zunächst müsse aber alle Konzentration auf die beiden Quali-Partien gegen Serbien und die Republik Moldau am 6./9. Oktober gerichtet sein. "Es geht um die Qualifizierung für die Nations League: Kommen wir in Gruppe B oder C, oder wo immer auch hin? Das entscheidet dann über unsere Gegner dort", erklärte Windtner.
 
Der neue Bewerb soll künftig im Zwei-Jahres-Rhytmus stattfinden und teilweise die Qualifikation für Endrunden ersetzen. Nach dem aktuellen Ranking der UEFA-Koeffizienten für Nationalteams würde Österreich mit Ländern wie Schweden oder den Niederlanden in der zweiten Division, der B-Liga, landen. Die eigentlichen Qualifikationsspiele für die EM 2020 werden von März bis November 2019 stattfinden.
 

Noch keine Namen diskutiert

Wer die Nationalmannschaft dann betreuen wird, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Am Freitag sei im ÖFB-Präsidium noch nicht über Namen gesprochen worden, verlautete Windtner. Denn "das wären Schnellschüsse, die nichts bringen". Bis zum nächsten außerordentlichen Treffen des Präsidiums solle ein von Ruttensteiner erstelltes, aktualisiertes Anforderungsprofil vorliegen. Dann werde man "aus einer großen Liste eine Shortlist machen", kündigte der Verbandschef an.
 
Am Ende wird das Geld wohl nicht nur eine Nebenrolle spielen. Mit kolportierten 1,5 Millionen Euro Jahresgage bekommt Koller so viel wie keiner seiner Vorgänger. Doch weniger berauschende Resultate machen sich in der Zuschauerstatistik bemerkbar, auch die Einkünfte aus Sponsorenverträgen gehen zurück. "Wenn wir beim letzten Match gegen Georgien vor 13.400 Zuschauern spielen, dann ist das auch natürlich ein wirtschaftliches Thema, das hier mitspielt", bestätigte Windtner.
 
Das Finanzielle sei zwar erst Thema der nächsten Sitzung, dass Kollers Nachfolger angesichts der Umstände wohl etwas kostengünstiger sein wird müssen, steht aber außer Frage. Die Chancen, dass es dem ÖFB gelingen könnte, einen international bekannten Mann an Land zu ziehen, sind daher eher gering.
 

Diplomatische Aussagen

Windtner ließ sich dazu vorerst nur diplomatische Aussagen entlocken. Der Nachfolger "muss zu Österreich passen, sprich zum Nationalteam, er muss unsere Philosophie mittragen, und er muss auch bei der Bevölkerung gut ankommen so wie Marcel Koller", betonte der Oberösterreicher.
 
Dass er gerne mit dem Schweizer zusammengearbeitet hat, konnte Windtner nicht ganz verbergen. "Emotional ist so ein Abschied immer ein schwerer, wenn man sechs Jahre miteinander gut ausgekommen ist, das ist klar", sagte er. "Auf der anderen Seite ist natürlich die nüchterne Bilanz zu ziehen, was die Resultate betrifft. Wir haben von den letzten 18 Spielen nur vier gewonnen, und das gegen Gegner wie Malta et cetera." Koller habe die Nachricht professionell zur Kenntnis genommen.
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