Nach EM-Enttäuschung

ÖFB sucht nach Ausreden

29.07.2016

ÖFB-Teamchef Marcel Koller hat Freitagmittag über die EM-Pleite gesprochen.

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Marcel Koller und der ÖFB haben heute zu einer Pressekonferenz ins Hotel Hilton geladen. Offizielles Thema war die Nachbetrachtung der EM. Auch die ÖFB-Verantwortlichen Windtner und Ruttensteiner, sowie zahlreiche Medienvertreter waren vor Ort. Nach der riesengroßen EM-Enttäuschung musste Koller die Pleite nochmal dem ganzen Land erklären. Auch die Gerüchte um die angespannte Stimmung im Team (Stichwort: Fliegende Teller) waren natürlich ein Gesprächsthema.

Ausführliche Bilanz
Die Spitzen des Österreichischen Fußball-Bundes haben ausführlich Bilanz gezogen. 37 Tage nach dem 1:2 gegen Island und dem damit verbundenen vorzeitigem EM-Ausscheiden nannten ÖFB-Präsident Leo Windtner, Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller mehrere Gründe für die frühe Abreise aus Frankreich. So sei etwa die hohe Erwartungshaltung von Medien und Fans nicht förderlich gewesen. Außerdem hätten sich die fehlende Turniererfahrung sowie die mangelnde Fitness und die ungeklärte berufliche Zukunft einiger Teamspieler negativ ausgewirkt.

Analyse fällt bitter aus
"Wir waren mehrheitlich Neulinge", sagte der Schweizer und gab zu: "Die Enttäuschung war riesengroß." Die EM-Auftritte seiner Mannschaft hat Koller bereits genau studiert, die Erkenntnisse fielen wenig schmeichelhaft aus. "Wir hatten wenig Ballzirkulation über längere Spielphasen, vergaben Chancen in entscheidenden Spielsituationen und hatten fehlende Qualität, Konzentration und Präzision bei Pässen auf dem gesamten Spielfeld."

Zu wenig Selbstvertrauen
Außerdem ortete Koller zu wenig Selbstvertrauen und Selbstverständnis im Spielaufbau. Das Pressing habe speziell gegen Ungarn nicht so funktioniert wie in der vorangegangenen Qualifikation. "Da haben wir vielleicht mit einer Handbremse gespielt", vermutete der Nationaltrainer. Weiters habe vor allem gegen Island auch das Glück gefehlt.

Gerüchte über Streit nicht wahr
Vehement wiesen die ÖFB-Verantwortlichen, allen voran ÖFB-Präsident Windtner die Gerüchte über angebliche Streitigkeiten im Team zurück. Ruttensteiner betonte er sei bei jedem Essen dabei gewesen, es sei garantiert kein Teller geflogen. Auch der Rücktritt von Kapitän Christian Fuchs habe nichts mit der Stimmung im Team zu tun.

Hauptgrund für Scheitern war Druck
Als Hauptgrund für das schlußendlich klare Scheitern in der Gruppenphase wurde der Druck und der Stress für die Spieler genannt. Insgesamt acht Spieler seien zudem mental oder körperlich angeschlagen zur EM angereist. Der enorme Erwartungsdruck war zu viel für Alaba & Co. Von der Organisation her sei alles gut verlaufen, der ÖFB macht sich hier keine Vorwürfe.

Systemänderung nicht schuld
Der 55-Jährige hat sich nach eigenen Angaben nicht wirklich etwas vorzuwerfen, auch nicht die überraschende Systemänderung im Spiel gegen Island. Dadurch sollte eine Überzahl im Mittelfeld hergestellt werden. "Zu dem Zeitpunkt waren alle überzeugt, dass das eine gute Möglichkeit ist, wir konnten es auf dem Platz aber nicht so gut umsetzen", erklärte Koller.

Sponsortermin nach Portugal-Spiel
Selbstkritisch gibt sich der ÖFB für den Sponsortermin nach dem Portugal-Spiel. Die Regeneration der Spieler habe hier gelitten, nachdem es auch einige Verzögerungen am Flughafen gegeben hatte.

Wer wird Kapitän?
Wer dem zurückgetretenen Christian Fuchs in der am 5. September in Georgien beginnenden WM-Qualifikation als ÖFB-Kapitän nachfolgt, ließ Koller offen. Fuchs' Position links in der Viererkette dürfte künftig wohl nicht von David Alaba eingenommen werden - der Coach deutete an, den Bayern-Star weiter im Mittelfeldzentrum einsetzen zu wollen.

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