Teamchef Ralf Rangnick hielt es vor dem Nations-League-Duell am Donnerstag gegen Kasachstan (16 Uhr/live auf ORF1) für wichtig, noch ein paar Dinge zu regeln und richtete dabei eine sehr ernste Ansprache an den ÖFB.
Die Pressekonferenz vor dem wegweisenden Kasachstan-Spiel am Donnerstag (ab 16 Uhr, im Sport24-Liveticker) begann wie gewohnt mit den üblichen Themen: Reisestrapazen, Aufstellungsvarianten und der Einschätzung des Gegners. Doch dann nahm Teamchef Ralf Rangnick das Mikrofon und ließ einen wahren Sturm an Emotionen und Klarstellungen los. Der 66-jährige Deutsche sprach unmissverständlich über die zuletzt hochkochenden Themen rund um seinen Vertrag und die interne ÖFB-Politik.
Zuerst sprach er das Thema Vertragsverlängerung an und betonte: "Dieses Thema war zu keinem Zeitpunkt irgendwann in den letzten Monaten Gesprächsthema. Weder von meiner Seite aus, noch wurde es in irgendeiner Form diskutiert. Als ich mich am 1. Mai aus persönlichen und emotionalen Gründen entschieden hab, in Österreich zu bleiben und zwei andere Angebote auszuschlagen, hatte es damit 0,0 zu tun. Es war der Präsident, der in Klagenfurt dieses Thema zur Sprache brachte – danach gab es fünf Monate keinerlei Gespräche. Bis zum heutigen Tag. Ich will das nur festhalten."
»Dann bin ich nicht mehr Teamchef«
Doch das war nur der Auftakt. Rangnick ließ nicht locker und betonte weiter: „Das Leistungsprinzip steht über allem. Wenn wir uns nicht für die Europameisterschaft qualifiziert hätten, würde ich hier nicht mehr sitzen. Und das völlig unabhängig von Vertragslaufzeiten oder anderen Dingen. Das Gleiche gilt übrigens auch für die WM. Wenn wir uns nicht für die Weltmeisterschaft qualifizieren, bin ich einen Tag später nicht mehr Teamchef. Völlig unabhängig, ob ich noch einen Vertrag habe oder nicht.“
Klartext zur Causa Neuhold
Dass er vor rund zehn Wochen an der Präsidiumssitzung teilgenommen hat, bereut der Coach im Nachhinein. Zudem äußert sich Rangnick auch über die Causa Bernhard Neuhold, der als Geschäftsführer abgelöst werden soll. "Die Mannschaft weiß, wie wir da ticken. Auch in diesem Bereich geht es nicht darum, ob ich oder wir jemanden besonders nett finden oder sympathisch, sondern es geht ausschließlich darum, dass wir professionell bestmögliche Arbeitsbedingungen für die Spieler haben. Und an der Stelle spreche ich auch für die Mannschaft. Bernhard Neuhold von heute auf morgen ersatzlos zu streichen, das funktioniert nicht, ohne dass die Nationalmannschaft Schaden davon nimmt. Er ist der erste Ansprechpartner für alle Themen, die wir haben. Bedeutet: Wenn man sich entscheidet, Bernhard Neuhold ist nicht mehr da, muss am gleichen Tag ein gleichwertiger oder ein noch besserer Ersatz für ihn da sein. Das möchte ich an der Stelle noch einmal klarstellen", so der Teamchef.
»Wir zeigen Gesicht«
In diesem Zusammenhang stärkt der erfolgreichste ÖFB-Trainer aller Zeiten auch seiner Mannschaft und insbesondere dem Mannschaftsrat, bestehend aus David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer, die sich eindringlich bei ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer für Neuhold stark gemacht haben, den Rücken. "Wir haben während der EURO auf dem Trainingsanzug hinten drauf stehen gehabt: "Gesicht zeigen". Das war nicht nur ein Werbegag oder Werbeslogan, sondern das ist genau so, wie wir handeln und denken. Man kann uns nicht einfach so für dumm verkaufen und dumm halten. Dafür sind die Jungs zu schlau und dafür sind auch wir zu schlau. "Wir zeigen Gesicht" ist für uns ein Motto. Genau so haben wir die Mannschaft entwickelt und genau so gehe ich auch mit meinen Mitarbeitern und auch mit den Spielern um", betonte Rangnick.