Peter Linden
Sagt ÖFB-Präsident »Ja« zur WM in Saudi Arabien?
06.12.2024Wolfgang Bartosch muss beim kommenden FIFA-Kongress Farbe bekennen.
„Wenn ich verhindert bin, wird einer der Vizepräsidenten die Geschäfte führen.“ Ein Satz aus den vielen Interviews, die Wolfgang Bartosch als Interimspräsident des ÖFB gab, in denen er sich wenig glaubhaft als Brückenbauer positionieren wollte. Der Sager von Bartosch betrifft seinen Job als Präsident des steirischen Verbands, den er weiter behält. Was für ihn in der Steiermark gilt, verhinderte er im ÖFB als Putsch-Komplize von Generalsekretär Thomas Hollerer. Chuzpe pur. Die ätzenden Bartosch-Sprüche gegen die Verbandspräsidenten aus Oberösterreich und Tirol, Gerhard Götschhofer und Sepp Geisler, die ihn nicht wählten, bewiesen, wie sehr er nach dem Posten an der ÖFB-Spitze strebte, dass er hinter den Kulissen dafür emsig tätig war.
ÖFB degradiert sich zum Frühstücksdirektor
Götschhofer und Geisler wollten als 2021 einstimmig gewählte Vizepräsidenten nur, dass die Statuten eingehalten werden. Deshalb werden sie verteufelt. Die Bartosch-Achse mit Vorarlbergs Präsident Horst Lumper war schon lange kein Geheimnis, dazu kam es zum Schulterschluss mit der Liga. Vor allem zum steirischen mit Sturm-Präsident Christian Jauk und in Folge mit Ligavorstand Christian Ebenbauer. Die Liga für Bartosch, die Gegenleistung ist die Unterstützung für Strukturreform der Liga, von der bei Ex-Präsident Klaus Mitterdorfer in dieser Form noch nicht die Rede war. Damit degradiert sich der ÖFB zu einer Art Frühstücksdirektor, einen Präsidenten soll es nach Liga-Plan gar nicht mehr geben.
Virtueller Kongress
Aber funktioniert die Liga wirklich so gut, dass ihre Pläne das neue Evangelium in Österreichs Fußball sein müssen? Die TV-Rechte, die nächstes Jahr ausgeschrieben werden müssen, werden zur Herausforderung. Auf Bartosch wartet nächsten Mittwoch eine heikle Aufgabe: Er muss Farbe bekennen, wenn die 211 Mitgliedsverbände der FIFA auf einem virtuellen Kongress über die Vergabe der Drei-Kontinente-WM 2030 (Spanien, Portugal, Marokko als Gastgeber, je ein Spiel in Argentinien, Uruguay und Paraguay) und der WM 2034 (einziger Bewerber Saudi-Arabien) en bloc entscheiden.
Rangnick, Schöttel und Neuhold bei der WM-Quali-Auslosung
Amnesty International forderte auf, wegen Menschenrechtsverletzungen gegen Saudi-Arabien zu stimmen. Bartosch wird das sicher mit Hollerer, der zur FIFA-Disziplinarkommission gehört, abstimmen. Zwei Tage später wird in Zürich die WM-Qualifikation ausgelost. Für Österreich werden Teamchef Ralf Rangnick, Sportdirektor Peter Schöttel und Geschäftsführer Bernhard Neuhold vor Ort sein. Als Rangnick, sein Staff und die Spieler Neuholds Kündigung bekämpften, war Schöttel in der Versenkung verschwunden.