Harte Attacke

Scharner: "Alaba darf machen, was er will"

13.06.2017

Klare Worte vom 37-Jährigen: Er rechnet mit Superstar und Teamchef ab.

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Paul Scharner flog einst nach einem Disput mit Teamchef Marcel Koller aus dessen Kader. Im März wirbelte Kritik von Ex-ÖFB-Kickers, der im Jahr 2013 seine erfolgreiche Karriere beendet hatte, viel Staub auf. Nun legt er nach: Im Interview nach dem 1:1 der Österreicher in der WM-Qualifikation bei den Iren Klartext.

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ÖSTERREICH: Was läuft bei Marcel Koller falsch?

Paul Scharner: Ich hab schon vor der EURO gesagt, dass es ein Fehler war, den Vertrag mit ihm vorzeitig zu verlängern. Was mir in letzter Zeit aufgefallen ist: Das Abhängigkeits-System, das Koller aufgezogen hat, funktioniert einfach nicht mehr.

ÖSTERREICH: Können Sie uns das genauer erklären?

Scharner: Koller sagt: "Du bist zwar nicht Stammspieler, ich stehe aber zu dir. Dafür machst du alles, was ich sage." Es hat zweieinhalb Jahre geklappt. Aber irgendwann stellt sich der Erfolg nicht mehr ein - und dann ist es vorbei.

ÖSTERREICH: David Alaba hat sich offenbar nicht sagen lassen, was er zu tun hat …

Scharner: Der hat eine Sonderstellung, der darf machen, was er will. Damit haut er aber genau genommen das System zusammen. Indem Koller das zulässt, schneidet er sich ins eigene Fleisch.

ÖSTERREICH: Muss Alaba auch im Team links hinten spielen?

Scharner: Die linke Seite ist eine Baustelle. Aber nur, weil Alaba, DER Linksspieler in Europa, nicht dort spielen möchte. Bei den Bayern kriegt er das nicht. Da kann er nicht sagen: Da laufe ich nicht auf …

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ÖSTERREICH: Mit anderen Spielern geht Koller weniger sensibel um. Vor dem Irland-Lehrgang platzte ihm wegen Sebastian Prödl und Andreas Ulmer der Kragen …

Scharner: Ulmer hat Charakter bewiesen und gesagt: Ich lasse mir nicht jahrelang auf der Nase herumtanzen und ständig irgendwelche Ersatzleute vorsetzen. Aber wenn plötzlich Not am Mann ist, soll ich einrücken?

ÖSTERREICH: Und Prödls Kritik am FIFA-Spieltermin nach Meisterschaftsende?

Scharner: … kann ich auch verstehen. In England hast du nicht einmal ansatzweise eine Pause im Winter. Der Länderspiel-Termin war wirklich unglücklich.

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ÖSTERREICH: Andererseits bekommen unsere Spieler die Annehmlichkeiten eines Fünf-Sterne-Innenstadt-Hotels …

Scharner: Optimal ist das nicht mit der komplizierten Anreise zum Training in der Südstadt. Ich bin ein Fan von Lindabrunn. Dort hast du alles vor Ort. Aber gewisse Per­sonen müssen ja unbedingt im ersten Bezirk logieren.

ÖSTERREICH: Soll Koller vorzeitig gehen?

Scharner: Ich habe gesagt, er ist nicht der richtige Mann für die Endrunde. Da will ich ihm schon die Chance geben, sich zu qualifizieren. Abgerechnet wird zum Schluss!

Knut Okresek

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