Am 18. Oktober jubelte das Präsidium des österreichischen Fußballbundes, mit Zweidrittelmehrheit eine Strukturreform zwecks Modernisierung auf den Weg gebracht zu haben.
Zum Jubeln gab es keinen Grund, weil die Reform unter dem Motto „Football First“ ziemlich inhaltslos ist. Kein großer Wurf, dass die Geschäftsführung künftig aus drei Personen bestehen soll. Dazu sollen die Verträge von Generalsekretär Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold gelöst werden. Das ist in den drei Wochen seitdem nicht passiert. Keiner der beiden wurde freigestellt. Neuhold wird daher am Mittwoch im Flugzeug sitzen, in dem die Nationalmannschaft zum Nations League-Spiel gegen Kasachstan nach Astana nahe der chinesischen Grenze fliegt.
Spielerrat mit Alaba kämpfte vergeblich
Zur Freude von Teamchef Ralf Rangnick, seines Trainerteams und des Spielerrats (David Alaba, Marko Arnautovic, Marcel Sabitzer und Konrad Laimer), die vor der Präsidiumssitzung um Neuhold vergeblich kämpften und im Hinblick auf das große Ziel WM 2026 Neuholds Expertise und Kompetenz als unverzichtbar bezeichneten. Das Präsidium ignorierte das mit Kommentaren aus Niederösterreich und Vorarlberg, die nicht gerade für Wertschätzung sprechen. Man mische sich auch nicht in Rangnicks Aufstellung ein und so weiter...
Darum ließ Rangnick ÖFB-Boss abblitzen
Seither zündete inmitten der Planungslosigkeiten ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer eine Nebelgranate, als er Rangnick letzten Dienstagabend zu einem Gespräch im Hotel Palais Hansen am Schottenring traf, um zu deponieren, dass er an einer Vertragsverlängerung mit dem Teamchef über die WM 2026 interessiert sei. Damit wollte er Rangnick-Fans in der Medienlandschaft Abbitte leisten. Aber der Teamchef ließ den Präsidenten abblitzen: Ihm genügt der Vertrag, der bis zum Ende der WM-Endrunde läuft, falls die Qualifikation, die im Dezember ausgelost wird, gelingt. Realisten, zu denen der Präsident offenbar nicht zählt, aber sehr wohl Rangnick, wissen: Ohne WM-Ticket ist eine Vertragsverlängerung hinfällig, die Ära vorbei.
Die Spieler, die auf ihre Bitte keine Antwort erhielten, fühlen sich vom Präsidium verarscht, setzten eine neue Tat um: Sie forderten eine Aussprache. Zu der wird es am Montagabend im Teamhotel kommen – erstmals seit Jahrzehnten.
Präsidium ist nicht das Aushängeschild
Alaba wollte von Madrid nach Wien fliegen, Real wird das wohl nicht gestatten. Offiziell hält sich Rangnick dabei raus, Mitterdorfer soll von Vizepräsidenten begleitet werden. Darunter vom Tiroler Sepp Geisler, der gegen die Mitterdorfer-Reform stimmte, als Befürworter von Neuhold gilt. Das wird spannend. Denn es steht außer Diskussion, dass nicht das Präsidium, sondern die Nationalmannschaft das Aushängeschild des ÖFB ist. Für das „Finale“ der Nations League gegen Slowenien in acht Tagen, dem ersten Spiel des Teams in Wien nach der Europameisterschaft, sind 41.000 Karten verkauft. 170 Fans unterstützen das Team in Kasachstan.