Zwischenbilanz
Teamchef: So denkt Foda über die Spieler
10.11.2017
Der Deutsche spricht über seine ersten Tage als ÖFB-Teamchef.
Am fünften Tag des ÖFB-Camps in Marbella hat Österreichs Teamchef Franco Foda ein positives Zwischenresümee gezogen. Er lobte am Freitag die Einsatzbereitschaft seiner Kicker und hob zudem den zwischenmenschlichen Aspekt hervor. "Es war wichtig, die Spieler kennenzulernen, aber auch, dass die Spieler mich kennenlernen. Ich glaube, man ist sich nähergekommen", meinte Foda.
Das Verhältnis zwischen ihm und dem Team passe. "Die Mannschaft wirkt auch schon gelöster. Am Anfang ist immer klar, es kommt ein neuer Trainer, man hört viel von außen, aber das sind meistens auch nur Halbwahrheiten. Ich glaube, dass sich die Spieler jetzt selbst einen Überblick verschafft haben, wie der Trainer funktioniert."
Der Coach verordnete seinen Schützlingen in den vergangenen Tagen ein straffes Programm. Neben den Trainings und Mannschaftsbesprechungen führte Foda bereits mit 15 Profis Einzelgespräche. "Da ging es nicht nur um fußballspezifische Dinge, sondern ich wollte auch ein bisschen Privates über die Spieler erfahren", sagte Foda.
Die Einstellung passt
Dabei habe sich das positive Bild, dass Foda von den ÖFB-Internationalen hatte, "im Prinzip" bestätigt. "Ich hatte einen guten Eindruck. Alle sind sehr bodenständig, und was das Wichtigste ist: Sie sind gerne bei der Nationalmannschaft." Bei der Einschätzung der Profis berücksichtigt Foda auch deren öffentliche Auftritte. "Ich schaue mir viele Interviews an. Da kann man auch schon verstehen, wie ein Spieler tickt."
Die wichtigsten Eindrücke sammelt Foda aber auf dem Platz, und die sorgen beim Coach für Zufriedenheit. "Die Jungs ziehen gut mit und sind sehr engagiert, was nichts Außergewöhnliches ist, wenn ein neuer Trainer da ist. Ich habe eine intakte Mannschaft übernommen, die Stimmung ist gut. Ich bin der Überzeugung, dass etwas im Entstehen ist", erklärte der 51-Jährige.
Der Kennenlernprozess ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen, schließlich fehlen einige Spieler wegen Verletzungen. Deswegen will Foda Kicker wie David Alaba oder Stefan Ilsanker nach seinem offiziellen Amtsantritt im Jänner in Deutschland besuchen. Außerdem hat der Teamchef einige derzeit bei der U21-Auswahl weilende Kandidaten im Blickfeld.
"30, 40 Spieler sind im engen Kreis, die bei mir künftig eine Rolle spielen werden", so Foda. Vorerst geht es noch um jene 24 Kicker, die mit ihm nach Andalusien reisten und dort zumeist intensive Einheiten absolvierten. "Ich bin der Meinung, man kann nur mit Tempo spielen, wenn man mit Tempo trainiert." Er schob am Freitagvormittag ein Regenerationstraining mit Fußball-Tennis einschob.
Bis Sonntag üben Marko Arnautovic und Co. noch in Marbella, ehe mit dem Rückflug nach Wien der finale Countdown für das Testspiel am Dienstag im Happel-Stadion gegen Uruguay eingeläutet wird. "Es ist wichtig, dass wir schon in diesem Match einen guten Eindruck machen. Auch wenn es ein Freundschaftsspiel ist, wollen wir immer versuchen, alle Spiele zu gewinnen und vor allem alle Spiele ernst zu nehmen", betonte Foda.
"Die Balance ist wichtig"
Das Duell mit den Südamerikanern wird erste Aufschlüsse darüber geben, wie sich die Spielweise der ÖFB-Auswahl unter Foda zu jener unter dessen Vorgänger Marcel Koller verändert. Allzu viele Unterschiede werde es nicht geben, kündigte der Deutsche an. "Wir haben ähnliche Ideen, wollen beide immer den Gegner früh unter Druck setzen." Aleksandar Dragovic hatte am Donnerstag vermutet, dass es künftig mit dem extremen Pressing vorbei sein könnte.
Foda meinte dazu: "Gegen Serbien und Moldau (Anm.: letzte WM-Quali-Partien im Oktober unter Koller) habe ich eigentlich kein Pressing ganz vorne gesehen." Man könne nicht 90 Minuten lang pausenlos Pressing spielen. "Die Balance ist wichtig, dass du den Gegner vorne attackierst und zustellst und dich auch bewusst fallen lässt, um Räume gegen Mannschaften zu bekommen, die defensiv orientiert sind. Da muss man immer unterschiedliche Ideen entwickeln, und das werden wir tun."
Diese Tüfteleien und die Arbeit mit den Spielern kosten viel Zeit. "Man kann es kaum glauben, aber ich habe bisher noch nicht einmal in den Fernseher reingeschaut und noch kein Spiel geschaut. Da merkt man, wie kurz der Tag ist", erzählte Foda.