Nach jahrelangen Debatten ist am 9. Jänner ein neues FIFA-Reglement für Spielervermittler in Kraft getreten.
Die Reform des immer mehr an Bedeutung gewinnenden, aber auch viel kritisierten Vermittlungswesens markiere laut dem Fußball-Weltverband "einen wichtigen Schritt zu einem faireren und transparenteren Fußballtransfersystem." Die markantesten Änderungen betreffen das Lizenzsystem, die Mehrfachvertretung sowie die Vermittlungshonorare.
Vor allem die Deckelung der Honorare sorgte in der Beraterbranche für reichlich Widerstand. "Der Spieler darf Millionen verdienen, die Clubs können Millionen an Transfererlösen einnehmen, nur der Berater, der meistens sehr wesentlich dazu beiträgt, das Transfers zustande kommen und Vertragsverhandlungen gut ablaufen, soll immer weniger verdienen", sagte der österreichische Spielerberater und -vermittler Max Hagmayr im Gespräch mit der APA. Diese Begrenzung der Provisionen beschränke den finanziellen Verdienst der Spielervermittler und treffe die Branche stark, ergänzte der ehemalige Fußballprofi, der seine Schuhe unter anderem für den Karlsruher SC und Rapid Wien schnürte.
Provisionsgrenzen führen zu Problemen
Vermittler von Spielerinnen oder Spielern erhalten nach den neuen Regeln eine maximale Provision von fünf Prozent des Jahresgehaltes, wenn dieses unter 200.000 US-Dollar liegt und drei Prozent des Jahresgehaltes, wenn dieses über der genannten Summe liegt. Dies dürfte vor allem bei kleineren Berateragenturen, die Fußballerinnen und Fußballer mit geringeren Gehältern unter Vertrag haben, zu finanziellen Problemen führen.
Man könne nicht "Agenturen mit Millionentransfers und Agenturen mit kleineren Budgets unter einen Kamm scheren", beklagte Hagmayr, der darauf verwies, dass die Professionalisierung des Fußballs eine Beratung unbedingt erforderlich mache. "Die Spieler und die Clubs brauchen uns."
Laut FIFA sieht das neue Reglement berufliche und ethische Mindeststandards für Spielervermittler und deren Kunden vor. Zudem ermöglicht es dem Weltverband, wieder regulierender in das Vermittlungswesen einzugreifen. Grundlegende Ziele seien eine optimierte Vertragsstabilität sowie mehr finanzielle Transparenz und ein besserer Schutz der Integrität des Transfersystems.
Lizenzierungspflicht "Schritt zurück"
Diese Bestreben waren auch Anlass für die Wiedereinführung der Lizenzierungspflicht, bei der die FIFA einen "Rückpass" ins Jahr 2015 spielte. Denn erst vor rund acht Jahren wurde die Erfordernis einer Lizenz für Berater abgeschafft, nun folgte der Schritt zurück. Für Hagmayr "die einzig notwendige Veränderung", die das neue Reglement mit sich bringt. "Ein Berater sollte über die erforderliche Ausbildung, Expertise und Erfahrung verfügen. Dies ist essenziell, um Menschen, junge Menschen zu beraten."
"In der jüngeren Vergangenheit habe sich ein jeder, teils ohne Insiderwissen, ohne Kenntnisse über die Fußballerbranche und ohne Erfahrung befähigt gefühlt, Spieler zu beraten", ergänzte der Spielervermittler. Dank des neuen Reglements soll dieser Wildwuchs ein Ende finden und die "schwarzen Schafe" in der Branche minimiert werden. Für die zwingende Nutzung lizenzierter Vermittler sowie auch für die Deckelung der Honorare gilt allerdings eine Übergangsfrist bis zum 1. Oktober.
Darüber hinaus beinhaltet die Reform ein Verbot von Mehrfachvertretungen. Spielervermittlern ist demnach untersagt, innerhalb eines Transfers für mehr als eine Partei tätig zu sein. Diese Regelung ist allerdings von einer Ausnahme betroffen: Eine Doppelvertretung ist im Falle einer Zustimmung beider Parteien gestattet, wenn der Vermittler Dienste für Spielerinnen oder Spieler und den aufnehmenden Verein erbringt.
FIFA kontrolliert Zahlungen
Des Weiteren müssen ab sofort alle Zahlungen über das FIFA Clearing House, die neu eingerichtete Verrechnungsstelle des Weltverbandes, laufen, um die Transparenz der Geldflüsse zu gewährleisten. Betroffen von dem neuen Reglement sind allerdings nur Vermittlungstätigkeiten, die sich auf internationale Transfers beziehen. Dennoch werden alle Mitgliederverbände der FIFA dazu verpflichtet, bis zum 30. September dieses Jahres das nationale Regelwerk an die neuen Vorschriften anzupassen.
Die kommenden Transferfenster werden darüber Aufschluss geben, inwieweit die FIFA ihre gesteckten Ziele mit der Reform erreicht. In der nahen Zukunft dürfte das neue Reglement auch noch die Gerichte beschäftigen, da bereits einige große Agenturen rechtliche Schritte angekündigt haben. Klar ist, dass die Reibungen zwischen dem Weltverband und dem Sektor der Spielervermittler durch die Reform keinesfalls gemindert werden - im Gegenteil. "Ich habe in meiner 24 Jahre langen Tätigkeit als Spielervermittler noch nie eine Unterstützung seitens der FIFA bekommen", erklärte Hagmayr abschließend.