Österreichs Nationalteam zeigte in Litauen ein anderes Gesicht als gegen Frankreich. Ein hässliches. Was für ein Desaster!
Wo war das Selbstvertrauen, das die Mannschaft nach dem glanzvollen 3:1-Triumph über den Vize-Weltmeister demonstrieren wollte? Wo war die breite Brust? Unsere Spieler wirkten unsicher, verkrampft. Ein Rückfall, mit dem niemand rechnen konnte. In der zweiten Halbzeit brach unsere Elf komplett auseinander. Da brach die Panik am Feld aus, da ging gar nichts mehr. Und da entschied Litauen das Spiel.
Hart
Es war das erwartet harte Match, weil Litauen so wie
Österreich schnörkellos, kompromisslos und sehr aggressiv spielte. Gegen
Frankreich hatte Österreichs Team mehr Platz und mehr Freiheiten. Karel
Brückner setzte wie angekündigt auf ein 4-5-1-System: Viererkette, fünf Mann
im Mittelfeld, eine Sturmspitze. Harnik (rechts) und Fuchs (links) bildeten
die Flügelzange. Scharner und Aufhauser sicherten im Mittelfeld nach hinten
ab. Ivanschitz spielte direkt hinter Maierhofer. Der Ersatzmann für Janko
hatte es nicht einfach, war oft auf sich allein gestellt.
Das war ein Desaster
Österreichs Abwehr hatte mit Litauen mehr
Probleme als mit den Franzosen. Die einzige Sturmspitze, Danilevicius, hielt
unsere Innenverteidigung in Atem. Und schuf viel Raum für
Schottland-Legionär Ksanavicius von Heart of Midlothian. Den hatte unser
Team vor allem in der Anfangsphase überhaupt nicht im Griff. Österreich
kam auch nicht zu den Standardsituationen wie gegen Frankreich.
Das hat uns gut gefallen
Positiv: Abwehrchef Stranzl versuchte
alles, um die Übersicht zu bewahren. Meistens gelang ihm das auch, zumindest
vor dem Seitenwechsel. Stranzl dirigierte und teilte seine Mitspieler gut
ein. Er schaltete sich auch in den Angriff ein und hatte nach 37 Minuten
sogar das 1:0 am Fuß. Nach der Pause konnte auch Stranzl nichts mehr
machen.
Sehr aktiv war auch Fuchs, der mit seinen blitzschnellen Vorstößen auf der linken Seite Litauen vor Probleme stellte und unsere Offensive unterstützte – aber ebenfalls nur in den ersten 45 Minuten. Im defensiven Mittelfeld spielte Scharner solide und staubtrocken. Er besserte auch Fehler seiner Mannschaftskollegen aus.
Druck
Österreich steht nun in der
Weltmeisterschafts-Qualifikation unter Druck. Der Bonus vom Frankreich-Match
ist weg. Gegen die Faröer Inseln und gegen Serbien müssen zwei Siege her. Und
Teamchef Brückner muss sich auch schnell was einfallen lassen. In Litauen
wurde seine Taktik nicht umgesetzt. Kombinationsspiel war ebenfalls keines
zu sehen. Schwach.
Christian Russegger/ÖSTERREICH