Kollers Erkenntnis
ÖFB-Kicker brauchen mehr Spielpraxis
07.02.2013
Keine großen Kaderänderungen im März.
Die 1:2-Niederlage der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft im Testspiel am Mittwoch in Swansea gegen Wales hat für Teamchef Marcel Koller zumindest eine Erkenntnis gebracht: Seine Schützlinge benötigen dringend Spielpraxis, ansonsten könnte der Traum von einer Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien schon früh zu Ende gehen.
In der Startformation schienen gleich sieben Kicker auf, die bei ihren Clubs derzeit nicht zur Anfangs-Elf gehören oder noch nicht im Meisterschaftsbetrieb stehen - dies traf unter anderen auf die komplette Viererkette zu. "Und das hat man auch gemerkt", gab Koller zu.
Koller hofft auf Verbesserung
Der Schweizer hofft nun, dass sich die Betroffenen bis zum WM-Qualifikationsdoppel am 22. März in Wien gegen die Färöer und vier Tage später in Dublin gegen Irland ihr Stammleiberl zurückkämpfen. "Ich habe ihnen gesagt, sie müssen schauen, so schnell wie möglich wieder Spielpraxis zu sammeln. Vor allem die Feldspieler brauchen ihren Rhythmus. Wir können aber nicht davon ausgehen, dass jeder Legionär immer überall spielt."
Sollten einige Legionäre in den kommenden Wochen weiterhin ein Reservistendasein fristen, müssen sie dennoch nicht befürchten, aus dem Nationalmannschaftskader zu fliegen. "Wenn ich fünf Neue hole, die gerade bei ihren Vereinen spielen, funktioniert das nicht, weil sie unsere Ideen nicht kennen", erklärte Koller.
Pressing funktionierte nicht
Von diesen Ideen war am Mittwoch allerdings nur selten etwas zu sehen. Das Pressing funktionierte nicht wie gewünscht, die Defensive wirkte oft nicht sattelfest und vorne wurden - wie fast schon üblich - Chancen leichtfertig vernebelt.
"Schon als ich nach Österreich gekommen bin, ist mir aufgefallen, dass von den Nachwuchs-Mannschaften angefangen zwar viele Möglichkeiten herausgespielt, aber auch vergeben werden. Unser Problem ist schlicht und einfach, dass wir zu wenig Tore schießen", klagte Koller.
Abwehrverhalten nicht zufriedenstellend
Auch mit dem Abwehrverhalten war der 52-Jährige alles andere als zufrieden. "Wir hatten Fehler in der Defensive, die zu den Gegentoren geführt haben." Und nach dem 0:2-Rückstand durch einen Treffer und eine Vorlage des überragenden Gareth Bale fanden die Österreicher keine Mittel mehr, das Spiel umzudrehen. "In der zweiten Hälfte waren wir dominant, aber da sind die Waliser tief gestanden und es war schwierig, eine Lücke zu finden", gestand Koller.
Wie der Coach betonte, sei die Niederlage nicht auf mangelnde Einstellung zurückzuführen. "Die Spieler haben gefightet, aber es waren gewisse Unsicherheiten da, die den Ausschlag gegeben haben." Zu den positiven Erscheinungen aus österreichischer Sicht zählte laut Koller Marko Arnautovic. "Er hat ein gutes Spiel gemacht und in der Offensive Akzente gesetzt. Dass er sich in der Defensive noch verbessern kann, ist klar." Die Selbstkritik von Arnautovic und dessen ÖFB-Kollegen nahm der Nationaltrainer mit Zufriedenheit zur Kenntnis. "Jeder muss vor seiner eigenen Tür kehren und seine Leistung analysieren, nur so kann man weiterkommen."
Steigerung seit 0:3 gegen Elfenbeinküste?
Etwas Trost spendete auch die Steigerung im Vergleich zum enttäuschenden Heim-0:3 im November in Linz gegen die Elfenbeinküste. "Da haben wir vom Pressing her zugelegt, auch wenn es immer noch besser sein könnte. Gegenüber dem letzten Spiel haben wir uns verbessert, wir müssen dies aber auch weiterhin tun, um in den nächsten Partien erfolgreich zu sein."
Bei den kommenden Auftritten steht für die ÖFB-Auswahl viel auf dem Spiel, immerhin könnte ein Punkteverlust gegen die Färöer und Irland schon gleichbedeutend mit dem Ende der seriösen WM-Chancen sein. "Wenn wir weiter nach vorne kommen wollen, müssen sechs Punkte im März das Ziel sein", erklärte Koller und gab sich optimistisch. "Als Trainer muss man immer zuversichtlich sein und nach vorne schauen. Es bringt nichts, pessimistisch zu sein."