Interview
ÖFB-Vize verlangt "Klartext"
23.10.2008
Er ist der Landesfürst, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. ÖFB-Vizepräsident Leo Windtner über die Teamkrise, Brückner und Stickler.
ÖSTERREICH: ÖFB-Präsident Friedrich Stickler hat sich gestern mit
Journalisten getroffen. Finden Sie es gut, dass endlich Klartext gesprochen
wird?
Leo Windtner: Das wollen wir doch alle. In der letzten Woche
ist viel passiert. Das 1:1 gegen Färöer, das Scheitern unseres U-21-Teams
und die Niederlage gegen Serbien sind für das Image unseres Fußballs extrem
schlecht gewesen. Da kann man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.
ÖSTERREICH: Finden Sie, dass Stickler als ÖFB-Chef einen guten Job macht?
Windtner:
Diese Frage brauchen Sie mir gar nicht zu stellen. Es hat keinen Sinn, einen
offenen Kampf auszutragen. Ich möchte keinen Wirbel. Das wäre in dieser
Situation ganz schlecht.
ÖSTERREICH: Manche Ihrer Präsidiumskollegen meinen, dass Sie als
ÖFB-Präsident die beste Wahl wären?
Windtner: Es ist
sinnlos, mich in Position bringen zu wollen. Ich habe schon oft gesagt, dass
ich einen Betrieb mit 7.000 Mitarbeitern zu führen habe. Ich sage es noch
einmal, klar und deutlich: Ich möchte nicht ÖFB-Präsident werden. Ich kann
mir auch nicht vorstellen nach Wien zu gehen – und der ÖFB muss von Wien aus
straff geführt werden.
ÖSTERREICH: Hans Krankl hat gesagt, dass beim ÖFB alles alt und
eingerostet ist. Und dass man Funktionäre austauschen muss. Stimmt das?
Windtner:
Wir wissen selbst alle, dass gewisse Reformen hergehören.
ÖSTERREICH: Sie selbst haben gesagt, dass man über die heftige Kritik an
Teamchef Karel Brückner seriös diskutieren muss. Was heißt das?
Windtner:
Das heißt, dass wir uns damit auseinandersetzen müssen. Das heißt jedoch
nicht, dass ich Brückner abschießen möchte. Dass sollte nie so rüberkommen.
ÖSTERREICH: Akzeptiert es der ÖFB, dass sich Brückner fast nur in Olmütz
aufhält, nicht voll über Österreichs Fußball informiert ist und keinen
Kontakt mit den Bundesliga-Trainern hat?
Windtner: Ich habe es ihnen
schon gesagt, dass werden wir intern klären.