Analyse von C. Russegger
Der ÖFB will nur Zeit schinden!
07.09.2011
Das sagt Nationalteam-Insider Christian Russegger zur ÖFB-Entscheidung.
Die Entscheidung, dass Didi Constantini unsere Mannschaft noch in Aserbaidschan und Kasachstan betreuen soll, ist verwunderlich - und aus meiner Sicht falsch. Sein Vertrag wird nicht verlängert – da wäre es die logische Konsequenz, sich sofort von Constantini zu trennen.
Was mich irritiert: Der ÖFB hatte offenbar keinen Plan B in der Schublade. Jetzt spielt man auf Zeit, hofft, so rasch wie möglich einen neuen Teamchef zu finden.
Gefühlsmäßig würde ich sagen: Didis Nachfolger wird nicht vor November präsentiert. Offenbar hat ÖFB-Präsident Leo Windtner große Angst davor, den Neuen in die letzten beiden bedeutungslosen Partien hineinzujagen. Was, wenn’s zweimal schiefgeht? Dann wäre der kommende Teamchef sofort wieder „beschädigt“.
Die Pressekonferenz hat in erster Linie Verblüffung und Ratlosigkeit hinterlassen. Chaostage beim ÖFB! Eine typisch österreichische Problemlösung: Der kurioseste Rauswurf aller Zeiten - eine Entlassung auf Raten. Constantini spielt mit. Offiziell heißt es: Er hilft dem ÖFB in dieser Übergangsphase. Natürlich geht’s in Wahrheit auch ums Geld. Didi hat einen Vertrag bis Jahresende, will nicht einmal auf einen Cent verzichten – und das ist sein gutes Recht. Ob das alles wirklich einen Sinn macht, ist eine andere Frage.
Ich denke: Wir werden mit einer besseren B-Garnitur nach Aserbaidschan und Kasachstan fliegen. Auch wenn die Truppe Charakter hat: Es wäre kein Wunder, würden bei manchen Spielern plötzlich diverse Wehwehchen auftreten. Wer tut sich so eine Reise noch an?
Der neue Teamchef könnte Franco Foda heißen. Der ÖFB möchte ihn – das ist ein offenes Geheimnis. Es kommt nur darauf an, welche Pläne Foda hat. Dass der Meistermacher Sturm verlässt, scheint klar zu sein. Foda hat in Graz alles erreicht, was man als Trainer erreichen kann. Mehr geht nicht. Das Problem: Foda steht noch jeden Tag gern am Platz, träumt davon, einen deutschen Bundesligisten zu übernehmen. Windtner braucht viel Überzeugungskraft!