Der Teamchef, mit dem niemand gerechnet hat, Karel Brückner, erregte bei seiner Antrittsrede enormes Medieninteresse.
Die über einhundert gespannten Journalisten im Wiener Hilton Hotel, unter ihnen sehr viele ausländische und vor allem tschechische, fühlten sich zurückversetzt in die EURO-Zeit: Alles nahm seinen gewohnten Lauf. ÖFB-Pressesprecher begrüßte, fand einleitende Worte. Neben ihm nahmen am Podium Präsident Friedrich Stickler und ein besonnener Herr mit grauem Haar, stilvoller Robe und bedächtigem Redefluss Platz. Einziger (gravierender) Unterschied: Bei letztgenanntem handelte es sich nicht um "Bundes-Pepi" Hickersberger, sondern dessen Nachfolger - Sensations-Teamchef Karel Brückner.
Zwischen 50 und 90
Und auch dieser vermochte (zumindest
ansatzweise) in die von seinem Vorgänger so gerne frequentierte "Schmäh-Kerbe"
einzuschlagen: Er habe mit seinem Alter (Anm.: Brückner ist 68) kein
Problem. "Außerdem errechne ich das tatsächliches Alter ohnehin durch
eine eigene Formel." Wie alt er demnach tatsächlich sei? "Das
ist verschieden. Manchmal bin ich noch keine fünfzig, nach dem Spiel gegen
die Türkei bei der EURO war ich 92."
"Harte Arbeit, gute Gemeinschaft"
Ausgerechnet dieser
Spät-Vierziger bis Jung-Neunziger soll dem zuletzt eher maroden
österreichischen Fußball neues Leben einhauchen. Wie er das tun will, weiß
er schon. Mit "harter Arbeit und guter Gemeinschaft", tut er seine
relativ simple Philosophie kund. Und dafür werde er "gleich damit
beginnen, mich umfassend über den österreichischen Fußball zu informieren."
Zu diesem Zwecke werde er auch "ganz sicher das Gespräch mit Josef Hickersberger suchen. Ich schätze ihn sehr. Das Gespräch wird schon in den nächsten Tagen stattfinden und ich freue mich schon sehr darauf." Ebenfalls erfreut zeigt er sich, dass "das Gespräch, das ich mit Andi Herzog geführt habe, recht vielversprechend" verlaufen sein. In diesem Fall verbietet er sich aber von einem möglichen Assistenten zu sprechen: "Andi wäre ein gleichwertiger Kollege von mir. Er hat sehr viel Ahnung von Fußball und ich würde mich freuen, mit ihm zusammenarbeiten zu können."
Diplomatisch
Ansonsten gab sich der Tscheche weitgehend
diplomatsich und bedeckt. "Es ist noch zu früh", war seinem -
gebrochenes aber verständliches Deutsch absonderenden - Mund immer wieder zu
vernehmen: Zum Beispiel für Prognosen für die WM-Qualifaktion, obwohl "die
Mannschaft Potential hat - das habe ich bei der EM gesehen. Aber ich
verspreche nichts." Oder auch für personelle Fragen, und da vor allem
in den Sachen Vastic und Scharner. "Ich habe noch nie jemanden aus dem
Kader ausgeschlosen. Meine Aufstellung für das erste Spiel gegen Italien
steht aber noch nicht" - es sei eben noch zu früh.
Nicht zu früh scheint es Herrn Brückner gewesen sein, sich als Österreich-Freund zu outen: "Österreich ist ein herrliches Land", schindet er Eindruck. Und auch nicht für Unterstützungs-Ansuchen: "Ich lade alle Medienverteter und alle Freunde des österreichischen Fußballs zu den ersten Spielen gegen Italien und Frankreich recht herzlich ein. Und ich weiß, dass auch die schönsten Worte kein Ergebnis ersetzen können ..."
Stickler: "Brückner der absolut richtige Mann"
Lorbeeren
gab es auf der Pressekonferenz, wie in den letzten Tagen fast schon
standardisiert, auch heute wieder von ÖFB-Präsident: "Er hat
in der Vergangenheit sehr viel erreicht. Ich bin mir sicher, dass Karel
Brückner der absolut richtige Mann ist, um uns auf dem Weg, den wir
eingeschlagen haben - mit jungen guten Spielern - zu unterstützen."