ÖFB-Sportdirektor gibt Philosophie für die Zukunft vor.
Der österreichische Weg, Challenge 08, Projekt 12 - Wie auch immer die Titel der Initiativen lauten, sie sollen Österreich in eine erfolgreichere Fußball-Zukunft führen. Diese soll von Kickern mit feiner, individueller, technischer Ausbildung und Offensivgeist bestimmt werden. "Wir wollen das Spiel bestimmen, in der gegnerischen Hälfte aktiv sein. Unsere Philosophie soll vom 'Siegen wollen' geprägt sein", umriss ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner das Ziel aller Bemühungen.
Internationale Vorbilder
Das österreichische Modell ist ein durch
viele Einflüsse geprägtes. Ruttensteiner und Co. haben neben den
Evaluierungen der wichtigsten Nachwuchs-Turniere auch zahlreiche Eindrücke
von internationalen Vorbildern einfließen lassen. Unter anderem aus Spanien,
denn die Beziehungen zum amtierenden Welt- und Europameister sind seit dem
EM-Titel der Iberer 2008 in Österreich vorzüglich.
Ruttensteiner war erst vor Kurzem zu Gast bei der Fortbildung der spanischen Trainer und durfte auch einen Blick hinter die Kulissen von Real Madrid werfen. "Bei uns ist auf Grund der finanziellen Mittel natürlich nicht alles so wie bei Real oder Barcelona machbar. Aber ich denke, dass wir im Rahmen der Möglichkeiten einen Standard erreicht haben, der es erlaubt, Spieler top auszubilden", gab er sich überzeugt.
Spieler als "Projekt"
Demnach wird jeder der
auserwählten ÖFB-Jungspunde als eigenes "Projekt" angesehen. Egal ob in der
heimischen Liga oder im Ausland, der ÖFB hält engen Kontakt mit Spielern und
Vereinen. "Wir sind ständig dahinter, wie sich der Spieler derzeit
präsentiert, was die Ziele sind und wo er sich verbessern kann", so
Ruttensteiner.
Individualtrainer
In der österreichischen Bundesliga steht dafür
bei jedem Club ein eigener Individualtrainer bereit, der die Spieler vor
allem im technischen Bereich forcieren soll. "Dieses Technikkonzept wird
schön langsam sichtbar. Die individuelle Ausbildung ist eine bessere als
früher", ist sich der 47-Jährige aus Steyr sicher.
Oft gescheitert sind - nicht nur - in Österreich hoffnungsvolle Talente beim Sprung vom Nachwuchs- in den Profibereich. "Entfaltung des Spielers" lautet in den ÖFB-Arbeitspapieren der Fachausdruck für diese entscheidende Phase. In dieser soll in den Clubs mit jüngeren Kickern anders gearbeitet werden als wie mit gestanden Profis im fortgeschrittenen Alter. Auch da sollen die Individualtrainer entscheidend mithelfen, Stärken forcieren und Schwächen minimieren.
Österreicher-Topf
Hilfreich bei der Entwicklung ist der in
der Saison 2004/05 eingeführte so genannte Österreicher-Topf, an dessen
Regeln sich alle Bundesligisten außer Meister Salzburg halten. Gemäß dieser
Vereinbarung müssen pro Match und Team 12 der 18 Kaderspieler fürs
österreichische Nationalteam spielberechtigt sein. Als Belohnung dafür gibt
es nicht unerhebliche finanzielle Unterstützungen für die Clubs.
Lob auch für Bullen
Dafür punktete Salzburg bei
Ruttensteiner umso mehr durch die Verpflichtung von Ricardo Moniz, dem neuen
Chef der Red-Bull-Nachwuchsausbildung. "Moniz ist ein hervorragender
Techniktrainer. Er hat sicher viel Geld gekostet, aber dieses Geld wird sich
bezahlt machen", ist sich Ruttensteiner sicher. Über Fortbildungskurse
sollen auch andere Trainer in Österreich vom Wissen des Niederländers
profitieren.
Weitere Fortschritte
Die Projekte in Österreich sollen laufend
verbessert werden, denn für Ruttensteiner ist es "ein Rückschritt, wenn man
sich zufrieden gibt". "Entwicklung lebt immer von Innovationen, Flexibilität
und noch mehr wollen." Neue Aspekte und Erkenntnisse sollen umgehend in die
Arbeit in den Akademien und Landesausbildungszentren einfließen. Und laut
Ruttensteiner sollen auch Spezialtrainer mit dem perfekten Auge für die
Spieleranalyse ausgebildet werden. "Denn bei einem sehr guten Spieler wie
David Alaba zu sehen, was ihm noch fehlt, ist eine Kunst."
Langzeitprojekt trägt Früchte
Die "neuen" ÖFB-Maßnahmen
laufen mittlerweile rund ein Jahrzehnt. Ruttensteiner sieht das Projekt "am
Absprung". Denn Leute wie Erwin Hoffer (23/Kaiserslautern), Rubin Okotie
(23/Nürnberg), Marko Arnautovic (21/Werder Bremen) und Sebastian Prödl
(23/Werder Bremen) kämpfen gerade darum, sich bei deutschen Erstligisten zu
etablieren. "Wenn solche Leute in ihren Vereinen Stammplätze erobern, dann
würde sich das auch im Nationalteam bemerkbar machen", ist sich
Ruttensteiner sicher. Und das wäre ein erster Schritt in Richtung des
ehrgeizigen Zieles vom Projekt 12: Rückkehr unter die Top-30 der Welt.
Derzeit ist Österreich auf Rang 60 der FIFA-Weltrangliste zu finden.