Kurz nach seiner Wahl zum UEFA-Präsidenten gab Michel Platini sein erstes Interview als Europas oberster Fußballer.
Sie sind nach einem intensiven Wahlkampf mit hauchdünner Mehrheit zum
UEFA-Präsidenten gewählt worden. Fürchten Sie eine Spaltung des Verbandes?
Michel
Platini: "Es ist das Europa von 52 Ländern. Ein Präsident muss
den Fußball als Ganzes sehen. Wir hatten heute 27 gegen 23 Stimmen. Das
ändert aber nichts am Ganzen."
Verdanken Sie Ihren Erfolg der Werbetour in kleine, vornehmlich osteuropäische
Länder?
Platini: "Ich glaube nicht, dass es geographische
Trennungen gibt. Es gibt nicht die Großen gegen die Kleinen oder Osten gegen
Westen. Die Demokratie in der UEFA funktioniert. Ich bin von vielen Ländern gewählt
worden, auch von großen."
Was gab den Ausschlag für Sie im Vergleich mit Ihrem Vorgänger Lennart
Johansson?
Platini: "Es gibt verschiedene Gründe. Seit zehn Jahren
versuche ich, die Menschen zu überzeugen. Ich bin vielleicht weniger politisch,
aber ich bin eine Person, die dennoch Überzeugungen hat. Die Schönheit
des Spiels ist für mich wichtig. Es gibt nur einen Fußball, und der
muss voran gebracht werden, für Milliarden von Zuschauern und Spielern."
Was denken Sie über die umstrittene öffentliche Unterstützung durch FIFA-Chef
Joseph Blatter?
Platini: "Ich war sehr glücklich über die Worte von
Herrn Blatter. Er ist ein freier Mann, und ich glaube ganz ehrlich, dass es
mir hier und da geholfen hat. Aber vielleicht habe ich auch Stimmen verloren durch
ihn. Ich habe ihn 1998 unterstützt und werde ihn bei der nächsten Wahl
unterstützen. Alle wussten, dass ich ihm freundschaftlich verbunden bin
und er mir."
Werden Sie weiter mit UEFA-Generalsekretär Lars-Christer Olsson zusammenarbeiten?
Platini:
"Ich glaube nicht, dass das eine gute Frage ist. Im Moment habe ich
gekämpft, um zu gewinnen."
Wann wird es die von Ihnen angekündigte Reform der Champions League geben?
Platini:
"Der neue Turnus für die Champions League beginnt ab 2009. Bis
spätestens 2009/10 haben wir noch etwas Zeit, wie das weiter entwickelt
werden kann. Aber das ist sicher ein großes Programm."
Welche Aufgaben werden Sie zuerst anpacken?
Platini: "Das ist
alles neu für mich. In meinem Kalender steht noch kein Termin für die
Zeit nach dem 26. Jänner."
Was war schwieriger, UEFA-Präsident zu werden oder Ihre Erfolge als Spieler
zu erringen?
Platini: "Auf dem Spielfeld sind es Elf gegen Elf.
Jetzt sind es ein paar Menschen mehr, die man berücksichtigen muss."