Weil der bisherige Kapitän Andi Ivanschitz nicht nominiert wurde, braucht das Nationalteam einen neuen Kapitän. England-Legionär Emanuel Pogatetz, fühlt sich bereit, das Amt zu übernehmen.
Österreichs Team bereitet sich derzeit auf das WM-Qualifikationsspiel gegen Rumänien am 1. April in Klagenfurt vor. Eine der größten Fragen, nach der Nichtniominierung der bisherigen Leitwölfe Andi Ivanschitz und Martin Stranzl, ist die Frage, wer das junge Team im ersten Spiel unter Neo-Teamchef Didi Constantini aufs Feld führen wird.
England-Legionär Emanuel Pogatetz fühlt sich der Aufgabe gewachsen. Er wäre sogar "enttäuscht, würde die Entscheidung gegen ihn ausfallen."
Frage: Sie sind Kapitän des englischen Premier-League-Clubs
Middlesbrough. Könnten Sie sich vorstellen, diese Position auch im ÖFB-Team
einzunehmen?
Pogatetz: "Ja natürlich könnte ich mir das
vorstellen. Und ich würde es mir auch zutrauen. Für mich wäre das ein großer
Schritt nach vorne, würde ich Kapitän der Nationalmannschaft werden. Es ist
nicht so, dass ich hierhergekommen bin und sage, dass ich Kapitän werden
muss. Ich würde auch jede andere Entscheidung akzeptieren und wäre nicht
beleidigt. Aber auf der anderen Seite wäre ich enttäuscht, würde die
Entscheidung gegen mich ausfallen. Es wäre gelogen, wenn ich sage, dass es
mir egal wäre."
Frage: Hat Teamchef Dietmar Constantini
schon mit Ihnen über die Kapitänsfrage gesprochen?
Pogatetz:
"Wir haben nur kurz zwei Minuten darüber gesprochen. Er hat mich gefragt, ob
ich gerne Kapitän wäre und ob ich enttäuscht wäre, wenn ich es nicht werde.
Und ich habe ihm gesagt, dass ich es natürlich sehr gerne machen würde und
schon enttäuscht wäre."
Frage: Constantini hat
gemeint, die Rolle des Kapitäns sei überbewertet. Wie wichtig ist die
Kapitänsehre für Sie als Spieler?
Pogatetz: "Aus meiner
Sicht bedeutet diese Rolle sehr viel. Die Nationalmannschaft aufs Feld zu
führen, stellt eine große Verantwortung dar, aber man darf gleichzeitig
stolz sein, wenn man so eine Position erreicht hat. Natürlich ist es im
Fußball das Schönste, wenn man Trophäen gewinnt. Aber so etwas ist doch ein
großer persönlicher Teilerfolg. Für genau so etwas spielt man Fußball."
Frage:
Ist es nicht kurios, dass jetzt ausgerechnet die früheren Revoluzzer und
Teamkritiker Emanuel Pogatetz und Paul Scharner als heißeste Kandidaten fürs
Kapitänsamt gehandelt werden? Oder gibt Euch das im Nachhinein sogar ein
wenig recht?
Pogatetz: "Wenn man ehrlich ist, kommt man im
Endeffekt oft am weitesten. Paul und ich haben ehrlich versucht, Sachen
anzusprechen und die Nationalmannschaft weiterzubringen. Vielleicht war es
von der Vorgangsweise undiplomatisch, aber auf der anderen Seite konnte
jeder sehen, dass wir uns fürs ÖFB-Team und den Fußball einsetzen. Wir
repräsentieren Leidenschaft und Herz. Es ist uns ein Anliegen, dass wir
Erfolg haben."
Frage: Würde Ihnen die Kapitänsbinde dabei
helfen, mehr Verantwortung im Nationalteam zu übernehmen?
Pogatetz:
"Wenn man Kapitän ist, ist es sicher einfacher, Dinge anzusprechen. Denn man
weiß, dass der Teamchef hinter einem steht. Das ist auch mannschaftsintern
von großem Vorteil. Und den Druck würde ich ganz sicher aushalten, so eine
Situation würde mich nicht belasten, ich wüsste damit umzugehen. Das stelle
ich auch in Middlesbrough unter Beweis."
Frage: Was war
Ihrer Meinung nach ausschlaggebend, dass Sie sich in Middlesbrough so ein
hohes Ansehen erarbeitet haben und von Trainer Gareth Southgate zum Kapitän
ernannt wurden?
Pogatetz: "Der Trainer schätzt meine Einstellung
zum Sport. Und für ihn sind die Leistungen das Wichtigste eines Kapitäns.
Die haben auch gepasst, deshalb hat er mich zum Kapitän gemacht. Das hat
sich Ende der vergangenen Saison durch die Verletzung von George Boateng
ergeben. Zuerst waren dann andere Spieler Kapitän, die konnten aber mit
diesem Druck nicht umgehen. Mich hat das hingegen nicht belastet. Ich habe
einfach ganz normal weitergemacht. Das hat dem Trainer gefallen und ich
durfte die Schleife behalten. Außerdem bin ich in unserem Kader einer der
älteren Spieler und fast am längsten im Verein."
Frage:
Middlesbrough FC steckt mitten im Abstiegskampf der Premier League, was
passiert mit Ihnen, sollte der Club absteigen?
Pogatetz: "Ich
habe keine Klausel, dass ich im Fall des Abstiegs aussteigen dürfte. Aber
meine Zukunft hat eigentlich nichts damit zu tun. Leider ziehen sich die
Verhandlungen über die Verlängerung meines Vertrags (Laufzeit bis 2010,
Anm.) schon seit vergangenem Sommer in die Länge, das nervt doch ziemlich.
Natürlich ist auch die Championship (zweite englische Liga, Anm.) denkbar.
Aber mit 26 Jahren will ich weiter auf dem höchsten Niveau spielen. Sollte
ich den Verein im Sommer verlassen, will ich mich sportlich verbessern, also
bei einem Club landen, der international spielt oder andere Ambitionen hat.
Jedes Jahr gegen den Abstieg zu spielen ist sehr kraftraubend."
Frage:
Wollen Sie in England bleiben?
Pogatetz: "Wenn möglich, will ich
in England bleiben, denn mir gefällt diese Art des Fußballs am besten. Ein
paar Vereine aus verschiedenen Ligen haben schon angefragt, aber es gibt
noch nichts Konkretes. Zunächst will ich alles versuchen, um mit
Middlesbrough die Liga zu halten."