Porträt Spanien
"Furia Roja" mit blindem Verständnis
02.05.2012
Nach 2008 und 2010 will Spanien ersten Titel-Hattrick der Geschichte perfekt machen.
Spanien ist der logische Favorit der Fußball-EM 2012 in Polen und der Ukraine. Nach 44 Jahren ohne Titel haben die Iberer seit 2008 groß abgeräumt. Dem in Wien eroberten EM-Pokal folgte zwei Jahre später in Johannesburg der WM-Triumph. Sollten die Spanier auch das EURO-Endspiel am 1. Juli in Kiew gewinnen, würden sie als erstes Team der Geschichte den Titel-Hattrick EM-WM-EM schaffen.
Der Weltranglisten-Erste setzt wieder auf seine blendend eingespielte Truppe. Teamchef Vicente del Bosque, der nach der EM 2008 die Nachfolge von Luis Aragones antrat, reist mit altbekannten Stars wie Andres Iniesta, Xavi, Cesc Fabregas, Sergio Ramos, David Villa, Gerard Pique oder Iker Casillas nach Osteuropa.
Spanien funktioniert "instinktiv"
"Unser Nationalteam ist mittlerweile vier Jahre sehr stabil. Es ist eine Mannschaft, in der es nicht allzu viele personelle Veränderungen gegeben hat. Unser Spielsystem funktioniert schon instinktiv", meinte Del Bosque über seine meist wie ein Uhrwerk funktionierende "Furia Roja". Fraglich ist, ob Spaniens Rekord-Torschütze Villa nach seinem im Dezember 2011 erlittenen Schienbeinbruch rechtzeitig wieder fit wird und in Form kommt.
Erfolgshunger noch da?
Ob neben dem blinden Verständnis auch noch der absolute Erfolgshunger nach wie vor vorhanden ist, bleibt abzuwarten. Denn Casillas, Iniesta und Co. haben in den vergangenen Jahren auf Team-und Club-Ebene (mit Real Madrid und FC Barcelona) so gut wie alles gewonnen, was er zu gewinnen gab. Auch wenn für Barca und Real diesmal schon jeweils im Halbfinale der Champions League Schluss war.
Ex-Real-Coach Del Bosque, der neben dem Italiener Marcello Lippi als einziger Trainer die Champions League und die WM gewonnen hat, ist vom Feuer in seiner Truppe überzeugt: "Ja, wir haben die notwendige Leidenschaft. Wir sind nach wie vor titelhungrig." Und in der Qualifikation für die EM 2012 lief es für die Spanier auch wie gewohnt am Schnürchen, alle acht Partien der Gruppe I wurden gewonnen.
Vorsichtiger Top-Favorit
Dass die Spanier allerorts als Topfavorit gehandelt werden, kann Del Bosque nachvollziehen. "Aber wir müssen vorsichtig sein. Wir müssen ein Auge darauf haben, dass wir nicht zu zuversichtlich ins Turnier gehen." Bei der WM 2010 hatten die Spanier mit einem 0:1 gegen die Schweiz einen mächtigen Fehlstart hingelegt. Das soll diesmal in Gruppe C natürlich unbedingt vermieden werden, die Gegner sind Italien, Irland und Kroatien.
Ein klein wenig als Teil des spanischen Erfolgsrezepts darf sich auch Österreich fühlen. Schließlich absolvieren die Spanier wie schon 2008 und 2010 auch 2012 die letzte Turniervorbereitung auf österreichischem Boden. Ab 21. Mai beziehen die Spanier in Montafon Quartier.