Der Stürmer weigerte sich weiter für Rapid Wien aufzulaufen.
Wenige Stunden vor dem Play-off-Hinspiel zur Europa League gegen Aston Villa ist dem österreichischen Fußball-Rekordmeister SK Rapid sein Top-Stürmer abhandengekommen. Nikica Jelavic ist seit Donnerstagmittag offiziell Spieler der Glasgow Rangers. Vorangegangen war dem Transfer eine Quasi-Streikdrohung des Kroaten, der dem Club mitgeteilt hatte, ab sofort nicht mehr für Rapid spielen zu wollen.
"Hat hier nichts mehr verloren"
Noch am Mittwoch hatte
die Vereinsspitze um Präsident Rudolf Edlinger und Sportdirektor Alfred
Hörtnagl betont, dass Jelavic gegen Aston Villa zum Einsatz kommt. Nicht
einmal 24 Stunden später war alles anders. "Das ist eine Sache,
die absolut abzulehnen ist, ein Schlag ins Gesicht von Rapid und
zigtausenden Fans. Ich habe das mit großer Emotion zu Kenntnis genommen und
entschieden, dass Jelavic im Sankt Hanappi nichts mehr verloren hat",
erklärte Edlinger und sprach von "glattem Vertragsbruch".
Transfer-Theater
Rapid war sich in der Vorwoche mit den Rangers
über die Ablösemodalitäten eigentlich schon einig gewesen. Am Donnerstag kam
dann aber vom schottischen Meister die Rückmeldung, man habe sich mit
Jelavic nicht auf einen Vertrag verständigen können, weshalb der Transfer
abgeblasen wurde. Ein neuerlicher Versuch der Rangers zu Wochenbeginn wurde
angesichts der unmittelbar bevorstehenden Partie gegen Aston Villa
abgelehnt.
Rapid-Boss beleidigt
"Jelavic hat uns am Montag mitgeteilt,
dass die Angelegenheit für ihn erledigt ist und er sich auf Rapid
konzentriert. Umso schmerzvoller ist die heutige Entscheidung. So eine
Vorgangsweise hat sich Rapid nicht verdient", sagte Edlinger. In der
Folge wurde das vergangene Woche ausverhandelte Vertragswerk unterzeichnet,
das Jelavic zum Rangers-Kicker macht und die Schotten kolportierte fünf
Millionen Euro kostet.
Waregem schneidet kräftig mit
Laut Edlinger geht fast ein
Drittel von dieser Summe an Waregem, den Ex-Club von Jelavic, der von den
Hütteldorfern vor einem Jahr für den Kroaten angeblich rund 180.000 Euro
erhalten hatte. Da Jelavic nun nicht im Europa-League-Play-off spielen wird,
wäre er für die Rangers in der Champions League einsatzberechtigt - sofern
Rapid nicht ohne den Angreifer gegen Aston Villa den Aufstieg schafft.
"Dann dürfte er nicht in der Champions-League-Gruppenphase spielen, das ist meine Information von der UEFA", meinte Edlinger und beteuerte, wirtschaftliche Überlegungen hätten beim Transfer keine Rolle gespielt.
"Eigenartiger Charakterzug"
Der Kontrakt von Jelavic
wäre noch bis 2012 gelaufen, Rapid hätte sich dem Wechsel also widersetzen
können. Darauf wurde jedoch laut Edlinger verzichtet, weil es keinen Sinn
mache, einen Kicker mit Gewalt zu halten, der nicht mehr für Rapid spielen
wolle. "Dass ein Spieler mit solchen Verdiensten für den Verein keinen
würdigen Abschied bekommt und das Stadion quasi durch die Hintertür
verlassen muss, gefällt mir nicht", betonte Edlinger, sprach in
diesem Zusammenhang von einem "eigenartigen Charakterzug" und
erzählte, dass Trainer Peter Pacult von den Ereignissen "genauso
betroffen ist wie ich".
Betrug an Rapid?
Noch am Mittwoch hatte Hörtnagl zum möglichen
Wechsel des kroatischen Internationalen gemeint: "Jelavic ohne
adäquaten Ersatz vor so einem wichtigen Spiel zu verkaufen, wäre Betrug an
Rapid. Das könnte ich sportlich nicht verantworten, da müsste ich auch meine
Position infrage stellen." Für den Tiroler gab es jedoch Rückendeckung
vom Präsidenten. "Gestern Abend hätte ich noch ähnliche Aussagen
getroffen."
Jelavic war 2008 von Waregem zunächst für ein Jahr leihweise nach Wien-Hütteldorf gewechselt und hatte in 95 Pflichtspielen für die Grün-Weißen 43 Tore erzielt, davon alleine 13 im Europacup. Hörtnagl muss nun für den 24-Jährigen bis 31. August, dem Ende der Transferzeit, einen Ersatz finden. Der neue Stürmer wäre gegen Aston Villa aber wohl auch im Rückspiel nicht spielberechtigt.