Jung-Rapidler überzeugen
Rapid : Kein Platz für Kapitän Hofmann
04.10.2013
Ex-Austrianer Dragovic wird von "Rapid-Fans" beschimpft.
Rapids 2:2
in der Fußball-Europa-League gegen Dynamo Kiew hat sich für Zoran Barisic wie ein Sieg angefühlt. Der Trainer der Hütteldorfer freute sich am Donnerstag im Happel-Stadion nach dem in letzter Minute sichergestellten ersten Punktgewinn in der laufenden Gruppenphase über die Moral seiner Mannschaft, die ein 0:2 umdrehte und dabei seiner Meinung nach weitere wichtige Erfahrungen sammelte.
"Das war so ein Spiel, das wir in unsere Schatztruhe geben, aus der wir Kraft und Mut schöpfen", erklärte der Wiener und sprach von einer gerechten Punkteteilung. "Wir haben uns auch nach dem 0:2 nicht entmutigen lassen und haben mit Glück, aber trotzdem verdient noch ein Unentschieden geholt."
Schwacher Auftritt vor der Pause
Vor der Pause deutete noch wenig auf einen Punktgewinn der Grün-Weißen gegen den Club von Aleksandar Dragovic hin - viel zu unsicher und fehleranfällig präsentierte sich Rapid über weite Strecken der ersten Hälfte. "Wir haben nervös begonnen, weil wir nicht gewusst haben, wo wir im Vergleich mit so einer Klassemannschaft stehen", argumentierte Barisic.
Dennoch sei er bei der Pausenansprache nicht laut geworden. "Ganz im Gegenteil. Jeder war enttäuscht, da war es mir wichtig, dass die Jungs an sich glauben, den Mut nie verlieren und mit der Mentalität rausgehen, das Spiel umdrehen zu wollen", sagte Barisic.
Barisic sieht viel Potential in "Jugendstil-Truppe"
Dass dies tatsächlich gelang, wertete der 43-Jährige als Gütesiegel für seine Mannschaft. "In dieser Truppe steckt viel, wenn man kontinuierlich weiterarbeitet und den Burschen die Chance gibt, sich zu entwickeln." Schwankungen werden sich laut Barisic aber auch weiterhin nicht vermeiden lassen. "Ich bin angetreten, um eine Mannschaft für die Zukunft aufzubauen. Da gibt es immer Ups und Downs."
Im Zusammenhang mit der fehlenden Konstanz verwies Barisic auf das Durchschnittsalter der Feldspieler von 22,4 Jahren. "Obwohl die Spieler noch so jung sind und viele von ihnen noch nie auf diesem Niveau gespielt haben, haben sie trotzdem gezeigt, dass sie Kapazitäten haben", sagte der Rapid-Coach.
Kapitän verfolgt Remis von der Bank
Für Steffen Hofmann war in Rapids neuer Jugendstil-Truppe am Donnerstag kein Platz - der Kapitän saß während der gesamten Partie auf der Ersatzbank und war damit erstmals seit seiner Debüt-Saison beim Rekordmeister vor elf Jahren aus sportlichen Gründen nicht erste Wahl. "Im Finish war es eine Überlegung, ihn einzuwechseln. Aber der Spielfluss war meiner Meinung nach so, dass es vernünftiger war, keinen Wechsel vorzunehmen", meinte Barisic.
Hofmann schweigt zu Reservisten-Rolle
Sportdirektor Helmut Schulte hatte Verständnis für Hofmanns Reservistendasein. "Steffen ist momentan nicht so in Form." Der Mittelfeldspieler selbst äußerte sich nicht zu dieser Situation, auch seine Mannschaftskollegen wollten dazu nicht Stellung nehmen und sprachen lieber über das Spiel. "Diesmal haben wir schon im zweiten Europa-League-Spiel einen Punkt gemacht und uns das nicht länger aufgehoben", sagte ein erleichterter Mario Sonnleitner in Anlehnung an die vergangene Saison. "Vielleicht ist jetzt der Knoten geplatzt", vermutete Terrence Boyd.
Risiko wurde belohnt
Laut Christopher Trimmel, der in der 94. Minute das 2:2 erzielte, wurde Rapid für den großen Einsatz belohnt. "Nach der Pause sind wir höher gestanden, haben rausgepresst und sind volles Risiko gegangen. Gott sei Dank ist das aufgegangen." Ein Wermutstropfen aber blieb: Guido Burgstaller, Schütze des ersten Treffers der Hütteldorfer, erlitt einen Bänderriss im Knöchel
und fällt wochenlang aus.
Bitterer Burgstaller-Ausfall
Der ÖFB-Teamspieler bekam von Dragovic aus kurzer Distanz den Ball auf den Fuß geschossen und überknöchelte. Die Hoffnung des Dynamo-Verteidigers, Burgstaller im ÖFB-Camp ab Montag wieder zu treffen, ging damit nicht in Erfüllung. Auch das Resultat hinterließ für Österreichs teuersten Fußballer einen schalen Beigeschmack. "Aufgrund der zweiten Hälfte haben wir uns den Sieg sicher nicht verdient. Wir müssen uns selbst an die Nase fassen. Ich habe keine Ahnung, warum wir so eingebrochen sind."
Beleidigungen gegen Dragovic
Dass der Ex-Austrianer während der gesamten Partie von Teilen des Rapid-Anhangs beschimpft wurde, nahm der Wiener gelassen. "Die Rapid-Fans haben ihre Mannschaft unterstützt, ich habe mich auf mein Spiel konzentriert."