Er erschien nicht mehr zum Training. Streit um Abfindung. Barisic Interimscoach.
Seit mittlerweile mehr als 36 Stunden ist Peter Pacult wie vom Erdboden verschluckt. Der gefeuerte Rapid-Coach erschien Montag Früh nicht mehr zum Training, war schon davor für die Rapid-Spitze nicht am Telefon zu erreichen.
Seit der Bekanntgabe des Rauswurfes versuchten Dutzende Journalisten und Freunde Pacult zu erreichen - sinnlos. Am Telefon geht keiner ran, er reagiert auf keinen Versuch der Konatkaufnahme. Jetzt rätseln natürlich alle: Wo ist der Floridsdorfer untergetaucht?
Kündigung per Email
Ein einziger Satz besiegelte Montag das Ende von Peter Pacult in Hütteldorf: "Der SK Rapid gibt offiziell bekannt, dass durch einen massiven Vertrauensbruch zwischen der Klubführung und Trainer Peter Pacult das Dienstverhältnis mit sofortiger Wirkung aufgelöst wird." So lautete eine Presseaussendung, die der Klub gestern um 9.22 Uhr verbreitete.
Spieler erfuhren von der Entlassung in der Kabine
Als "Vertrauensbruch", wertet Rapid Pacults Verhandlungen mit dem deutschen Viertligisten RB Leipzig hinter dem Rücken der Hütteldorfer. Das brachte das Fass zum Überlaufen.
Pacult selbst war für Präsident Rudi Edlinger nicht persönlich erreichbar. Die Kündigung bekam er per Mail um 8.50 Uhr, zusätzlich schickte Rapid einen eingeschriebenen Brief. Pacult erschien gar nicht mehr zum geplanten 9.30-Uhr-Training am Hanappi-Stadion.
Nun droht ein Streit um eine mögliche Abfindung.
Die Spieler bekamen schon um 9 Uhr in der Kabine von Generalmanager Werner Kuhn die Nachricht: "Kein Training! Pacult ist nicht mehr Trainer der Kampfmannschaft."
Abstimmen: Wer soll neuer Rapid-Trainer werden?
Erleichterung machte sich breit
Das Verhältnis zwischen Mannschaft und Pacult war zerrüttet. Ein Dutzend Spieler hatte Kapitän Steffen Hofmann am Sonntag beauftragt, Präsident Rudolf Edlinger über das kaputte Klima zu informieren. Dazu kam es gestern nicht mehr.
Auch Pacults Trainerstab gefeuert
Auch Pacults Stab (Co-Trainer Poldi Rotter, Tormanntrainer Manfred Kohlbacher und Fitmacher Christian Canestrini) wird nicht mehr für Rapid tätig sein. Die Verträge (bis 2012) sollen zeitnah aufgelöst werden.
Am 11. April um 15.30 Uhr leitete ein alter Bekannter das Training: Zoran "Zoki" Barisic, von Pacult 2009 als Co-Trainer rasiert, fungiert vorerst als Interimscoach. Die Wiedersehensfreude – grenzenlos.
Interimscoach Barisic
vor schwieriger Aufgabe
Vor dem 40-Jährigen liegt nun eine harte Aufgabe: "Ich muss es schaffen, dass die Spieler ihr Potenzial wieder 100-prozentig abrufen." Denn schon am Samstag (18.30 Uhr) muss Rapid in Innsbruck antreten. Dort gab es im ersten Saisonspiel eine 0:4-Klatsche.
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Rapid-Präsident Rudi Edlinger und Zoran Barisic treten vor die Presse.
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Rapid-Präsident Rudi Edlinger.
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Rapid-Präsident Rudi Edlinger.
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Präsident Edlinger blickt in eine bessere Zukunft.
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Rudi Edlinger und Peter Pacult.
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Zoran Barisic stellt sich den Fragen der Journalisten.
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Rapid-Präsident Rudi Edlinger erklärt den Pacult-Rauswurf.
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Rudi Edlinger und Zoran Barisic im Hanappi-Stadion
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Rudi Edlinger vor der Pressekonferenz in Hütteldorf
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Verzwickt: Zoran Barisic nach seiner Ernennung zum Interims-Coach bei dem Grün-Weißen.
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Rudi Edlinger und Zoran Barisic verlassen die Pressekonferenz.
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Zoran Barisic ist neuer Interims-Coach.
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Zoran Barisic auf dem Weg zum Training.
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Interims-Coach Barisic leitet gleich das erste Training.
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Interims-Coach Barisic leitet gleich das erste Training.
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Zoran Barisic wärmt auf.
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Barisic macht Tempo.
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Zoran Barisic beim Training.
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Zoran Barisic bei seinem ersten Training als Rapid-Interimscoach.
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Zoran Barisic gibt Anweisungen
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Zoran Barisic mit der Mannschaft.
Edlinger: "Zusammenarbeit unmöglich"
Präsident Rudolf Edlinger über die Hintergründe der Pacult-Entlassung.
ÖSTERREICH: Herr Edlinger, warum haben Sie Peter Pacult fristlos entlassen?
Rudolf Edlinger: Am Samstag hat er versichert, an den Gerüchten um seine Verhandlungen mit Leipzig sei nichts dran. Am Sonntag hatte er plötzlich massive Einwände gegen seine Aussage vom Vorabend. Da sagte er einem unserer Mitarbeiter: Das habe er so nie gesagt. Auf dieser Basis war hier keine gedeihliche Zusammenarbeit mehr möglich.
ÖSTERREICH: Pacult kam heute gar nicht mehr zum Training, das für 9.30 Uhr angesetzt war. War das letztlich auch der Kündigungsgrund?
Edlinger: Nein. Der Beschluss fiel schon am Sonntagabend, durch alle acht Präsidiumsmitglieder einstimmig.
ÖSTERREICH: Bekommt Pacult weiter Gehalt?
Edlinger: Nein, die Kündigung ist fristlos. Dafür gibt es gute und ausreichende Gründe, die wir aber nicht näher kommentieren wollen, höchstens vor Gericht.
ÖSTERREICH: Kann Pacult dagegen vorgehen?
Edlinger: Im österreichischen Rechtssystem kann er Einspruch einlegen. Wenn er das will.
Details: Lesen Sie mehr über die Chronologie des Pacult-Rauswurfs auf der nächsten Seite.
Chronologie des Pacult-Rauswurfs
7. April:
Pacult lässt sich bei einem Heurigenbesuch in Wien-Grinzing mit Red-Bull-Boss Didi Mateschitz blicken. Zuvor hat er mit ihm das Traineramt beim Viertligisten RB Leipzig verhandelt – trotz Vertrags bei Rapid bis 2012.
8. April:
Pacult brüskiert zum x-ten Mal die Bosse, poltert vor der Presse: "Wozu brauche ich einen Sportdirektor?" Zudem tritt er verbal gegen den zurückgetretenen Sportdirektor Alfred Hörtnagl nach: Dieser habe ihn "ständig blockiert".
9. April, 20.20 Uhr
Rapid verliert daheim mit 0:2 gegen Sturm. Die Fans fordern vehement Pacults Rausschmiss, skandieren: "Ohne Pacult fahren wir nach Tirol." Der Trainer ist angeschlagen. In der Pressekonferenz versucht er, den Heurigenbesuch mit Mateschitz ins Lächerliche zu ziehen, zeichnet vor laufender Kamera die Tischordnung auf ein Blatt Papier.
9. April, 21.15 Uhr
Edlinger und Kuhn befehlen Pacult zum Rapport auf die Geschäftsstelle. Der Trainer muss vor dem Präsidium Rede und Antwort stehen. Er dementiert, mit RB Leipzig verhandelt zu haben, bekommt wegen seines Nachkartens auf Hörtnagl aber seine zweite Abmahnung.
9. April, 22.55 Uhr
Pacult kommt gut aufgelegt in den VIP-Klub und bleibt bis nach Mitternacht.
10. April, 10.03 Uhr
Rapid überrascht mit einer Presseaussendung: Pacult hat nach dem Spiel in einem Gespräch mit Präsident Edlinger und GM Kuhn glaubhaft versichert, dass an den Gerüchten zu einem möglichen Wechsel zu RB Leipzig nichts dran sei.
10. April, 12 Uhr
Ein Dutzend Spieler wendet sich an Kapitän Steffen Hofmann. Der Deutsche soll bei den Bossen vorsprechen. Das Anliegen: Mit Pacult geht es nicht weiter! …
10. April, 18 Uhr
Edlinger versucht Pacult telefonisch zu erreichen, vergebens. Er ersucht um einen Rückruf. Der kommt nicht. Edlinger schließt sich mit seinen Präsidiumskollegen kurz. Ergebnis: Pacults Entlassung.
11. April, 7 Uhr
Edlinger ruft Kuhn an, unterrichtet ihn vom Präsidiums-Beschluss, Pacult zu entlassen.
11. April, 8.50 Uhr
Rapid schickt Pacult die Kündigung per Mail und eingeschriebenen Brief.
11. April, 9.00 Uhr
Kuhn teilt den Spielern mit, dass Pacult entlassen ist und das Training auf Nachmittag verschoben wird. Pacult war nicht mehr gekommen.
11. April, 9.22 Uhr
Rapid gibt Pacults fristlose Entlassung bekannt. Wegen "massiven Vertrauensbruchs".