Umwandlung in AG geplant

Rapid will Stadion-Neubau bis 2016

24.09.2013

Auf der Hauptversammlung wurden neue Satzungen beschlossen.

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© ÖSTERREICH/ Niesner
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Fußball-Rekordmeister Rapid hat am Montagabend die Weichen für mehr Transparenz gestellt. Die im Rahmen der Außerordentlichen Hauptversammlung mit überwältigender Mehrheit beschlossenen Satzungsänderungen sehen unter anderem eine jährliche Ordentliche Hauptversammlung samt jährlichem Geschäftsbericht vor. Die Bilanzen der Saisonen 2010/11, 2011/12 und 2012/13 wurden den über 1.000 erschienenen Mitgliedern in der Wiener Stadthalle in Form eines 100 Seiten starken Heftes bereits ausgehändigt.

Umwandlung in AG geplant
Außerdem ist der sechsköpfige Wahlausschuss, der für die Ordentliche Hauptversammlung am 18. November den Vorschlag für das nächste Präsidium erstellt, ab sofort mit drei einfachen Mitgliedern besetzt, die bei einem gemeinsamen Vorgehen nicht überstimmt werden können. Weiters wurde in der fünfstündigen Hauptversammlung entschieden, dass eine Umwandlung der Profi-Abteilung in eine nicht börsennotierte Aktiengesellschaft angestrebt werden soll. Bis zur Umsetzung dieses Vorhabens wird es aber wohl noch einige Monate dauern.

Rapid will unter Europas Top 50
Durch all diese Maßnahmen sei mehr Transparenz gewährleistet, betonte Michael Krammer und sprach von einer "Demokratisierung des Vereins". Der frühere Orange-Chef war als Leiter der Reformkommission maßgeblich an der Erstellung der neuen Satzungen beteiligt, die Rapid "unter die Top 50 Europas" bringen soll, wie es bei der Präsentation hieß.

Über drei Mio. Verbindlichkeiten

In wirtschaftlicher Hinsicht sind die Hütteldorfer von diesem Ziel noch weit entfernt, auch wenn es um die Finanzen nicht ganz so schlecht bestellt ist, wie im Vorfeld befürchtet wurde. Gemäß Geschäftsbericht hat Rapid Verbindlichkeiten von 3.120.171 Euro, die allerdings von Kassabestand und Guthaben bei Kreditinstituten (3.672.822 Euro) übertroffen werden, sowie ein negatives Vereinsvermögen von 1.463.502 Euro.

Europacup-Teilnahmen sind Pflicht

Auffällig ist die Abhängigkeit von Europacup-Einnahmen: Für 2010/11 wurde dank der Teilnahme an der Europa-League-Gruppenphase ein Jahresergebnis von plus 1,356 Mio. Euro ausgewiesen, zwei Jahre später blieb ebenfalls aufgrund der EL-Gruppenphase trotz der Ausschreitungen von Saloniki und des Geisterspiels gegen Rosenborg Trondheim ein Überschuss von rund 340.000 Euro. Im Gegensatz dazu riss die Europacup-lose Spielzeit 2011/12 ein Minus von fast 3,3 Mio. Euro in die Vereinskassa.

Edlinger hält an Kuhn fest
Das Risiko, bei fehlenden Einnahmen aus internationalen Spielen ins Trudeln zu geraten, nahm der im November scheidende Präsident Rudolf Edlinger in den vergangenen Jahren bewusst in Kauf. "Wenn wir nicht im Europacup sind, haben wir ein kapitales Problem - aber was ist die Alternative? Soll ich den Kader so verkleinern, dass wir selbst im Worst Case ausgeglichen bilanzieren", fragte der Ex-Finanzminster die Mitglieder.

Hoffen auf Transfereinnahmen
Abhilfe könnten lukrative Spielerverkäufe schaffen - so wie 2010/11, als Rapid ein Transfersaldo von fast 3,2 Mio. Euro verbuchte. 2009/10 kassierten die Grün-Weißen in diesem Bereich sogar knapp 4,7 Mio. Euro. 2011/12 jedoch erwirtschaftete man bei Transfers ein Minus von 175.000 Euro, ein Jahr später verdiente man gerade einmal 655.000 Euro.

Auch in der jüngsten Transferperiode gab es keine einträglichen Verkäufe, doch immerhin dürfte aufgrund des Einzugs in die Europa-League-Gruppenphase das negative Eigenkapital nicht anwachsen. "In der Saison 2013/14 werden wir zumindest ausgeglichen bilanzieren", sagte Edlinger.

Kritik von den Mitgliedern
Wirklich zufriedenstellen konnte der Clubchef die Mitglieder damit nicht. Die Anwesenden kritisierten unter anderem die hohen Personalkosten sowohl für den sportlichen als auch für den administrativen Bereich, ärgerten sich über die vorzeitige Vertragsverlängerung des nunmehrigen Ex-Trainers Peter Schöttel, der noch bis 2015 auf der Gehaltsliste steht, und nahmen Sportmanager Stefan Ebner und Generalmanager Werner Kuhn ins Visier.

Kuhn-Ablöse gescheitert
Letzterer trat zwar nicht ans Rednerpult, befand sich aber im Saal und wurde so zum Zeugen seiner eigenen missglückten Absetzung. Der von einer Fan-Initiative eingebrachte Antrag, Kuhn seines Amtes zu entheben, wurde von Rapid aus vereinsrechtlichen Gründen nicht zur Abstimmung zugelassen, was laute Missfallenskundgebungen der anwesenden Mitglieder zur Folge hatte.

Edlinger steht zu Kuhn
Unterstützung erhielt Kuhn neuerlich von Edlinger, der die Vorwürfe gegen den Generalmanager zurückwies und betonte, niemand aus der Rapid-Führungsriege habe sich jemals persönlich bereichert. Außerdem war es dem Clubchef ein Anliegen, noch einmal die Bedeutung eines neuen Stadions hervorzuheben. "Ich bin fest davon überzeugt, dass die Existenz des Vereins ohne neues Stadion nicht garantiert ist", meinte der 73-Jährige.

Stadion-Neubau statt Sanierung
Im Zusammenhang mit der künftigen Heimstätte wurde eine Baukörperstudie erstellt, die Grundlage für die Ausschreibungsunterlagen in einem internationalen Wettbewerbsverfahren ist. Demnach soll die Arena im Vergleich zum Hanappi-Stadion um 90 Grad gedreht werden, über 24.000 Plätze - davon 2.500 Business Seats und 360 Logenplätze - verfügen, nur einen Rang haben und an den Ecken geschlossen sein. Die Kosten dafür werden auf 46,6 Mio. Euro geschätzt.

Im Vergleich dazu würde laut Rapid-Angaben eine Sanierung des Hanappi-Stadions mit minimalen Verbesserungen 38,7 Mio. Euro kosten. Eine Variante etwa mit Neubau der Südtribüne und einem Business Club auf der Nordtribüne würde auf bis zu 66 Mio. Euro kommen.

Fertigstellung im Sommer 2016?
Wie der Rekordmeister in seinem Geschäftsbericht vermerkte, könnte ein Ergebnis im Wettbewerbsverfahren noch in diesem Jahr vorliegen. Danach sei eine Beauftragung im Frühjahr 2014, ein Baustart mit Jahresbeginn 2015 und eine Eröffnung im Sommer 2016 möglich. Sollte die multifunktionale Arena realisiert werden, geht Rapid von einem Mehrwert von 3 bis 3,5 Mio. Euro pro Jahr aus.

 

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