Nach nur 5 Monaten
Ried feuert Trainer Fuchsbichler
06.11.2012
Oberösterreicher trennen sich nach enttäuschendem Herbst von Trainer Fuchsbichler.
Die zweite Trainerentlassung der aktuellen Fußball-Bundesliga-Saison ist seit Dienstag perfekt. Die SV Ried
trennte sich von Coach Heinz Fuchsbichler. Sein bisheriger Co-Trainer Gerhard Schweitzer übernimmt gemeinsam mit Michael Angerschmid die Verantwortung, bis ein neuer Cheftrainer gefunden ist. Als ersten Betreuer erwischte es vor vier Wochen Walter Kogler, der bei Wacker Innsbruck seinen Sessel räumen musste.
Trainerrauswurf "unumgänglich"
Während die Tiroler zu diesem Zeitpunkt an der letzten Stelle lagen, sieht es für die Rieder im Moment deutlich besser aus. Nach 14 Runden rangieren die Oberösterreicher an der fünften Stelle, zudem gelang in der Vorwoche der Einzug ins Cup-Viertelfinale. Dennoch entschloss sich der Rieder Vorstand am Montagabend - einen Tag nach dem 1:6-Debakel bei der Austria - zu einer Personalrochade, die laut Manager Stefan Reiter unumgänglich war.
"Wir haben eine unbefriedigende sportliche Gesamtsituation. Sieht man auf die Tabelle, so stehen wir auf den ersten Blick nicht so schlecht da. Es war in der Mannschaft aber keine spielerische Weiterentwicklung erkennbar. Tendenziell war in den vergangenen Monaten spielerisch ein Abwärtstrend festzustellen", wurde Reiter in einer Ried-Aussendung zitiert.
Meinungsverschiedenheiten
Über die Gründe für diese Situation gingen die Meinungen zwischen Fuchsbichler und dem Vorstand auseinander. "Es gab deshalb den einstimmigen Beschluss des Vorstands, dass wir den Vertrag mit Fuchsbichler einvernehmlich auflösen“, erklärte Reiter.
Fuchsbichler: "Unrealistische Vorstellungen"
Fuchsbichler hält die Ansprüche im Innviertel für unrealistisch. "Es gibt in Ried eine sehr hohe Erwartungshaltung von außen. Viele glauben, dass Ried auch heuer wieder ganz vorne mitspielen muss. Der Kader ist aber dünn und wir hatten immer wieder Verletzungen", sagte der Steirer laut Pressemitteilung und gab zu: "Natürlich war ich auch nicht zufrieden mit der sportlichen Situation. Es gab immer wieder Rückschläge, wir sind nie in einen Lauf gekommen. Das überdeckt leider sehr viel."
Seit der Ära von Paul Gludovatz sind die Rieder erfolgsverwöhnt. Unter dem nunmehrigen Hartberg-Trainer, der das Innviertel im vergangenen Frühjahr für ein kurzes Engagement bei Sturm Graz verließ, wurden in der Saison 2010/11 der Cupsieg sowie die inoffiziellen Titel des Herbstmeisters und Winterkönigs geholt.
Keine Eile bei Nachfolgersuche
Der Nachfolger von Heinz Fuchsbichler als Ried-Cheftrainer wird wohl noch länger auf sich warten lassen. "Unser Ziel ist es, dass wir diese Entscheidung so schnell wie möglich treffen, aber in diesem Jahr wird sich das wahrscheinlich nicht mehr ausgehen", erklärte Manager Stefan Reiter.
Der Oberösterreicher nahm sich im Zusammenhang mit der unzufriedenstellenden Entwicklung im Innviertel selbst nicht aus der Verantwortung. "Immerhin habe ja ich Fuchsbichler vorgeschlagen, aber irgendwie hat es nicht gepasst. Deshalb muss ich mich auch selbst hinterfragen."
Kommt Gludovatz zurück?
Reiter arbeitet bereits an einem Anforderungsprofil für den neuen Coach. "Aber das wird nicht deckungsgleich mit jenem im Sommer sein", sagte Reiter, ohne ins Detail zu gehen. Allerdings ließ der 51-Jährige eine Präferenz für einen im Vergleich zu Fuchsbichler extrovertierten Trainer erkennen, was für ein Comeback von Paul Gludovatz sprechen würde. "Ein positives Merkmal von Paul war, dass er des öfteren so richtig dazwischengefahren ist", sagte Reiter.
Gegen eine Rückkehr des Burgenländers an seine alte Wirkungsstätte sei grundsätzlich nichts einzuwenden, so Reiter. "Wir haben das in Ried schon öfters gemacht, zum Beispiel mit Gerhard Schweitzer", meinte der Manager. Der aktuelle Interimscoach versteht sich mit Gludovatz spätestens seit gemeinsamen ÖFB-Zeiten sehr gut.
Gludovatz verließ die Rieder im vergangenen März, um einen Job als sportlicher Geschäftsführer bei Sturm Graz anzutreten. Diese Zusammenarbeit endete nach einem mehrwöchigen Krankenstand bereits Ende Juni. Danach war Gludovatz arbeitslos, bis er vor drei Wochen zum neuen Coach von Hartberg bestellt wurde. Beim Erste-Liga-Club besitzt der 66-Jährige einen unbefristeten Vertrag.