Vor CL-Quali
Salzburg im Hoch, Austria am Boden
28.07.2013Rapid wärmte sich mit 4:0 gegen Wr. Neustadt für Tripoli auf.
Meister Austria am Boden, Vize Salzburg obenauf . Die Gefühlslage bei beiden Mannschaften vor dem Start in die Champions-League-Qualifikation kommende Woche könnte konträrer nicht sein. Die "Bullen" untermauerten ihre Favoritenrolle auf den Titel in der Fußball-Bundesliga mit einem 5:1-Heimsieg im direkten Duell, der Saisonstart mit sechs Punkten und einem Torverhältnis von 10:2 nach zwei Spielen hätte eigentlich kaum besser sein können.
Die Austrianer müssen die Partie schnell abhaken, wartet doch schon am Dienstag das Heimspiel gegen Islands Meister FH Hafnarfjördur. Spätestens seit dem Out von Sturm Graz gegen Breidablik in der Europa-League-Qualifikation sind die Wiener vor Gegnern aus Island gewarnt. "Die Welt bricht nicht zusammen. Wir werden versuchen, gut zu regenerieren. Meine Mannschaft ist stolz genug, um am Dienstag ein anderes Gesicht zu zeigen", blieb Austria-Trainer Nenad Bjelica optimistisch.
"Bullen" nach 5:1 mit Selbstvertrauen
Auch seine Kicker richteten den Blick gleich nach vorne. "Das Spiel tut extrem weh, aber es bringt nichts, in Selbstmitleid zu verfallen. Am Dienstag wartet die nächste schwere Aufgabe", sprach Goalie Heinz Lindner Klartext. Um für die Partie gegen die Isländer gerüstet zu sein, forderte Alexander Gorgon eine genaue Analyse des schwachen Auftritts in der Mozartstadt. "Wichtig ist, dass wir dieses Spiel mit Blick auf Dienstag aufarbeiten."
Die Austrianer zeigten große Schwächen in der Abwehr, ein großes Manko war allerdings auch die schlechte Chancenauswertung, die eine offenere Partie verhinderte. "Natürlich ist es nicht angenehm, wenn man ein Spiel so hoch verliert. Das hätte aber nicht sein müssen, wenn wir unsere Chancen besser verwertet hätten. Das ist derzeit unser Problem und muss besser werden", war sich Bjelica bewusst. Da ist vor allem Torschützenkönig Philipp Hosiner gefordert, der seiner Form noch etwas hinterherläuft.
Die Salzburger sind erst einen Tag später im Europacup-Einsatz, sie haben mit dem türkischen Topclub Fenerbahce Istanbul den deutlich stärkeren Gegner. Nach dem zweiten Meisterschaftskantersieg in Folge strotzt der Tabellenführer aber vor Optimismus. "Wir haben für Mittwoch Selbstvertrauen getankt, wenn wir so weiterspielen, können wir jeden schlagen", sagte Innenverteidiger Martin Hinteregger. Und sein Nebenmann Andre Ramalho ergänzte: "Wir sind bereit für Fenerbahce, die Chancen schätze ich mit 50:50 ein. Wenn wir unser Spiel optimal umsetzen, haben wir eine reale Chance."
Ramalho:"Sind bereit für Fenerbahce"
Gegen die Türken wird vor allem wichtig sein, im eigenen Stadion kein Gegentor zu kassieren. Das wird kein leichtes Unterfangen, zeigte die Salzburger Abwehr - vor allem aufgrund des offensiven Spielstils - doch auch gegen die Austria immer wieder Schwächen in der Defensive. "Unser Spiel ist mit Risiko versehen. Wir hatten unnötige Ballverluste, die dann nicht mehr zu verteidigen waren", war sich Coach Roger Schmidt bewusst.
Das müsse man am Mittwoch besser machen, ansonsten war er mit dem Auftritt seiner in der Liga 21 Partien ungeschlagenen Truppe sehr zufrieden. "Wir wollten den Fans signalisieren, dass die Mannschaft brennt. Diese Topleistung erhöht die Chancen für Mittwoch, auch wenn Fenerbahce, bei allem Respekt für die Austria, von der Qualität noch eine Klasse höher einzuschätzen ist", meinte der Deutsche.
Bjelica: "Haben eine Schlacht verloren, den Krieg müssen sie erst gewinnen"
Optimismus ist im Lager der Salzburger zurecht angesagt, das gilt insbesondere für die Rückeroberung des Meistertitels. "Wenn man im direkten Vergleich mit dem schärfsten Konkurrenten in der zweiten Runde 5:1 gewinnt, ist das schon ein deutliches Signal", sagte Schmidt. Wichtig sei es allerdings nun, nicht abzuheben. "Wir wollen trotzdem am Boden bleiben, es war nur ein Spiel."
Die unterlegenen Gäste haben die erfolgreiche Titelverteidigung noch lange nicht abgeschrieben. "Es ist eine verlorene Schlacht, den Krieg gegen uns müssen sie erst gewinnen", sagte Bjelica. Außenverteidiger Markus Suttner sah das ähnlich. "Ob wir 1:2 oder 1:5 verlieren, ist mir egal. Es ist überhaupt noch nichts verloren."
Auf Seite 2: Rapid wärmte sich mit 4:0 gegen Wr. Neustadt für Tripoli auf
Rapid hat am Samstag eine erfolgreiche Aufwärmübung für die anstehende Europa-League-Qualifikation gegen Asteras Tripolis absolviert. Die Hütteldorfer feierten gegen den SC Wiener Neustadt einen souveränen 4:0-Heimerfolg und zeigten sich bei Spielfeld-Temperaturen von 44 Grad nicht nur spielerisch verbessert, sondern auch weitgehend hitzeresistent - ein gutes Vorzeichen für das Gastspiel am Donnerstag auf dem Peloponnes, wo derzeit ähnliche Wetterbedingungen herrschen.
Trainer Zoran Barisic war allerdings schon nach dem Wiener-Neustadt-Match der Diskussion über die hohen Temperaturen überdrüssig. "Jeder ist Profi genug, dass er weiß, wie er mit seinem Körper umzugehen hat", meinte der Wiener. Bei derartiger Hitze Fußball zu spielen, hat laut Barisic diverse Vorteile. "Die Burschen bekommen einen schönen Körper und eine schöne Bräune."
Barisic: "Weg nach wie vor hart"
Auch seine Kicker nahmen die Extrem-Bedingungen relativ locker. "Es war heiß, aber durch die Trinkpausen war es okay", sagte Christopher Trimmel. Doppeltorschütze Terrence Boyd empfand den Auftritt im Hanappi-Stadion zwar als anstrengender als jenen mit dem US-Team auf Jamaika, "doch wir sind topfit und bereit".
Bei Rapid stieg am Samstag die Leistungskurve und das Selbstvertrauen, was Barisic zufrieden zur Kenntnis nahm. "Wir haben den Ball gut zirkulieren lassen, hinten wenig zugelassen und uns viele Chancen herausgespielt. Leider war die Chancenverwertung ein Manko", sagte der 43-Jährige.
Barisic warnte vor Euphorie
Allzu große Euphorie wollte der Coach aber auch nicht verbreiten. "Es war gegen den LASK und den WAC nicht alles schlecht, genauso wie gegen Wiener Neustadt nicht alles gut war", meinte Barisic und betonte: "Unser Weg ist nach wie vor hart." Ohne Teamgeist könne dieser Weg nicht erfolgreich beschritten werden. "Bei uns ist jeder ersetzbar, wir brauchen aber auch jeden einzelnen. Wir können nur als Kollektiv funktionieren, nur dann, wenn jeder dem anderen nur das Beste gönnt", erklärte Barisic.
Zumindest am Samstag hielten sich die Rapidler an die Vorgaben ihres Trainers - sehr zum Leidwesen von Wiener-Neustadt-Betreuer Heimo Pfeifenberger. "Rapid war sehr stark, und mit zehn Spielern war es schwierig, die Räume zu schließen", sagte der Salzburger in Anspielung auf die frühe Rote Karte für Dennis Mimm nach einem brutalen Einsteigen gegen Boyd. "Das hat uns sicher in die Karten gespielt", gab Barisic zu.
Laut Pfeifenberger geschah die Attacke ohne Absicht. "Mimm hat sich auch gleich danach dafür entschuldigt." Mehr Kopfzerbrechen als das Blackout seines Rechtsverteidigers bereitet dem Ex-Teamspieler ohnehin die aktuelle Situation seines Vereins. Auch wenn es in den ersten beiden Runden gegen Salzburg und Rapid ging - null Punkte und ein Torverhältnis von 1:9 lassen für den weiteren Saisonverlauf wenig Gutes erahnen. "Das ist ein Zeichen, dass noch viel Arbeit auf uns wartet", sagte Pfeifenberger.
Polster tröstete Tischler
Ein Konkurrent im Abstiegskampf sind die ebenfalls noch punktlosen Admiraner, die eine bittere 1:2-Niederlage gegen Wacker Innsbruck kassierten. Trainer Toni Polster fand für die Leistung seiner Schützlinge in der Anfangsphase harte Worte. "Wahrscheinlich steckt das letzte Jahr noch in den Knochen. Die Mannschaft ist sehr jung, ich habe nicht das Gefühl gehabt, dass ein paar wissen, worum es hier geht."
Goalie Patrick Tischler hielt die Südstädter zu Beginn mit einigen Paraden im Spiel, verschuldete dann jedoch den zweiten Gegentreffer. "Damit hat er sich seine gute Leistung ein wenig kaputt gemacht. Aber Fehler passieren, er wird nächste Woche wieder im Tor stehen und vielleicht zu null spielen", tröstete Polster seinen Schlussmann.
Wacker-Coach Roland Kirchler sah die Partie wegen seiner Sperre von der Tribüne aus. An der Linie stand neuerlich Assistent Florian Klausner, unter dem die Tiroler vier Punkte aus den ersten beiden Runden holten. "Wenn es auch am Samstag gegen Salzburg so geht, müssen wir ernsthaft überlegen, diese Konstellation beizubehalten", schmunzelte Kirchler.
WAC unterliegt in Ried 0:1
Weniger zu Scherzen aufgelegt war WAC-Regisseur Michael Liendl nach dem 0:1 in Ried. "Wir haben nicht die richtigen Mittel gefunden und unterm Strich verdient verloren", kritisierte der Mittelfeldspieler.
Ried-Coach Michael Angerschmid hingegen freute sich über den gelungenen Auftakt mit vier Punkten aus zwei Partien. "Ich habe immer gesagt, wir müssen nicht schön, sondern erfolgreich spielen. Das haben wir getan."