Die Enttäuschung bei den Bullen war trotz starker Leistung groß.
Fußball-Meister Red Bull Salzburg hat sich am Donnerstagabend in der Europa League für die peinliche 0:2-Heimniederlage gegen Kapfenberg in der Meisterschaft bei den Fans rehabilitiert. Trotz des beachtlichen 1:1 im dritten Gruppenspiel gegen Juventus Turin
waren die Salzburger aber aufgrund des vergebenen Sieges enttäuscht. "Wir sind nicht so belohnt worden, wie wir es uns verdient hätten", sagte Salzburg-Coach Huub Stevens. Nun muss wohl im Rückspiel in zwei Wochen ein Sieg her, um die Aufstiegschancen in der Gruppe A am Leben zu halten.
Die wieder mit dem zuletzt in der Kritik gestandenen Goalie Gerhard Tremmel spielenden Hausherren waren vor 19.200 Zuschauern gegenüber der Meisterschaftspleite nicht wieder zu erkennen. Sie kombinierten gefällig und hatten vor allem vor der Pause, in der Dusan Svento (36.) mit einer schönen Einzelaktion die Führung erzielte, deutlich mehr vom Spiel. "Ich habe meine Arbeit getan und die Spieler haben die richtige Antwort gegeben", betonte Stevens.
Der 56-Jährige war deshalb nur wegen des Resultats enttäuscht. "Nicht über die Art und Weise, wie wir gespielt haben. Wir haben viel investiert, aber zu wenig dafür bekommen", analysierte Stevens.
Enttäuschung
Etwas enttäuscht war auch Solo-Spitze Roman Wallner. "Es ist ein bisschen eine Enttäuschung da, weil doch mehr drinnen gewesen wäre", musste der ÖFB-Teamstürmer eingestehen. Die Leistung sei allerdings ansprechend gewesen. "Jeder hätte gedacht, dass wir da eine 'drüberkriegen'. Aber wir haben sehr flüssig gespielt, mit guten Aktionen nach vor und jeder ist für den anderen gelaufen", fasste Wallner zusammen.
Martin Hinteregger war wenige Tage nach seinem Meisterschafts-, gleich zu seinem Europacupdebüt gekommen. "Warum nicht - in ganz Europa gibt es Spieler, die mit 18 Jahren im Europacup spielen", rechtfertigte Stevens den Einsatz des 18-jährigen Außenverteidigers. Hinteregger verlor vor dem 1:1 den entscheidenden Zweikampf mit Krasic, eventuell war auch ein Foul des Serben dabei. "Man muss sich im entscheidenden Moment nicht wegziehen lassen. Das ist die fehlende Erfahrung. Aber es ist kein Problem, er lernt von dieser Situation am meisten", machte Stevens dem Jungspund keinen Vorwurf. Der Spieler selbst freut sich über jeden Einsatz bei den Profis. "Es war ein Superspiel, der Sieg wäre das I-Tüpfelchen gewesen", sagte Hinteregger.
Jantscher vergibt Sieg
Ärgern musste sich der Chefcoach der "Bullen" über die fehlende Entschlossenheit im Abschluss von Jakob Jantscher. Der nach überstandener Krankheit erst in der Schlussphase spielende Ex-Grazer war in der 92. Minute aus kurzer Distanz an Ex-ÖFB-Teamgoalie Alexander Manninger gescheitert. "Es war eine super Leistung vom Torwart, aber er wurde angeschossen. Da hätte er besser einschießen können, er hatte viel Zeit", meinte Stevens. Der Juve-Goalie stand danach bei den italienischen Medienvertretern im Mittelpunkt. "Wir haben zwar wieder nur einen Punkt gemacht, aber das Unentschieden ist gerecht. Es war eine sehr emotionale Partie für mich", sagte der gebürtige Salzburger Manninger, der in der "La Gazzetta dello Sport" als einziger Juve-Spieler neben Torschütze Krasic die gute Note 7 bekam.
Bullen weiter hinten nach
Trotz des ersten Torerfolges und Punktgewinns hat sich die Situation für die "Bullen", bei denen David Mendes mit Bauchmuskelproblemen kurz nach der Pause ausschied, im Kampf um den Aufstieg nur unwesentlich verbessert. Als Tabellenletzter (1) fehlen drei Punkte auf den zweitplatzierten polnischen Club Lech Posen (4), der Tabellenführer Manchester City (7) auswärts mit 1:3 unterlag, und zwei Zähler auf Juve (3). Für Stevens hat sich vor den letzten drei Spielen an der Ausgangsposition nichts geändert. "Manchester City und Juventus sind die Favoriten", erklärte der Niederländer.
Die Kicker sind sich jedenfalls bewusst, dass der eine Punkt am Donnerstag in der Endabrechnung zu wenig sein könnte. "Der Punkt bringt uns nicht so weiter. Verloren ist noch nichts, aber wir stehen mit dem Rücken zur Wand", meinte Christian Schwegler.
Juve kritisch
Die Turiner sind nach drei Runden genauso wenig im Plansoll. Darüber ist sich auch Coach Luigi del Neri im Klaren. "In der Gruppe ist alles offen, wenn man von Manchester City absieht. Die sind eine Klasse besser", sagte der Italiener. Die Gründe für die großteils durchwachsene Vorstellung seiner Truppe waren schnell gefunden. Mit Quagliarella und Aquilani sind zwei Stammspieler in der Europa League nicht einsatzberechtigt, zudem fehlte Iaquinta verletzungsbedingt. "Es gibt Mechanismen, die in der Meisterschaft funktionieren, in der Europa League aber noch nicht so", meinte der Juve-Coach.
Goldenes Händchen
Mit der Einwechslung von Milos Krasic zur Pause hatte Del Neri ein goldenes Händchen, der zu Beginn geschonte "Joker" stach gleich nach Wiederbeginn. "Mit Krasic sind wir im Angriff besser geworden, er ist in einer Topverfassung, spielt gut, es ist schwer ihn zu ersetzen", lobte Del Neri den 25-jährigen serbischen Teamspieler.