Austria Kärnten
Schachner schlägt zurück
03.12.2007
Im großen ÖSTERREICH-Interview wehrt sich Walter Schachner gegen die Vorwürfe von Kärnten-Präsident Canori.
ÖSTERREICH: Austria-Kärnten-Präsident Mario Canori kritisiert, dass
bei Ihnen das Herzblut gefehlt hat – stimmt das, Herr Schachner?
Walter
Schachner: Wenn Canori so etwas behauptet, kennt er mich nicht. Leidenschaft
und Fleiß sind immer Tugenden von mir gewesen. Und glauben Sie mir: Ich habe
mich nicht verändert.
ÖSTERREICH: Der Klubchef will auch einen Bruch zwischen der Mannschaft
und Ihnen entdeckt haben?
Schachner: Diese Information hat er
wahrscheinlich von den frustrierten Spielern – von denen also, die nicht zum
Zug kommen. Ich sage: Es gibt keinen Bruch.
ÖSTERREICH: Dann stellt sich die Frage, warum Sie in Kärnten
gescheitert sind?
Schachner: Da könnte ich hundert Gründe nennen.
ÖSTERREICH: Schießen Sie los!
Schachner: Die
Voraussetzungen sind nicht so optimal gewesen. Ein schönes Stadion genügt
nicht, um die Bundesliga aufzumischen. Der Klub existiert erst seit ein paar
Monaten, hat keine Tradition. Austria Kärnten hat bei null begonnen. Canori
ist auch nicht unbedingt der große Fußballexperte – das weiß er selbst.
Erfolg kommt selten auf Knopfdruck. Da wären alle Deppen, die sich
jahrzehntelang für einen Verein abrackern.
ÖSTERREICH: Klingt fast, als hätten Sie ein Himmelfahrtskommando
angetreten?
Schachner: Ja, es war Harakiri, doch ich liebe
solche Aufgaben. Ich habe gewusst, dass es brutal werden kann. Man hätte
einfach mehr Geduld haben müssen. Mit einer ordentlichen Vorbereitung aufs
Frühjahr wären wir sicher durchgestartet. Ich hätte die Wende geschafft.
Aber gut, Kärnten ist Letzter – ich übernehme die Verantwortung dafür, und
ich suche keine Ausreden.
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen mit dieser persönlichen Niederlage?
Schachner:
Ich bin relativ gelassen. Das ist mir ja nicht zum ersten Mal passiert. In
dieser Branche wirft mich nichts mehr so schnell aus der Bahn. Ich bin bei
der Wiener Austria als Tabellenführer beurlaubt worden. Damals bin ich auf
dem Weg in die Steiermark allein im Auto gesessen, habe mir den Kopf
zerbrochen, habe mich gefragt, wie so was möglich ist. Das hat richtig weh
getan, das war echt verletzend. Genauso wie die Beurlaubung beim GAK – als
Dritter und Meistermacher. Das Scheitern in Kärnten tut mir wegen der Fans
weh. Wir wollten hier eine Euphorie entfachen, das ist nicht gelungen. Mein
Nachfolger wird es auch schwer haben.
ÖSTERREICH: Wie geht es nun weiter – brauchen Sie Abstand vom Fußball?
Schachner:
Vielleicht würde mir ein bisschen Abstand gut tun. Ich möchte jetzt Energie
auftanken. Möglich, dass ich einen Schritt zurück mache. Möglich auch, dass
ich ein bisschen herumfahre und schaue, wie bei den großen Klubs gearbeitet
wird. Ich weiß es noch nicht genau.
Interview: Christian Russegger/ÖSTERREICH