"Teamrebell" Paul Scharner lehnt sich wieder weit hinaus: Vor dem Türkei-Match spricht der England-Legionär von mangelnder Professionalität im Verband.
"Kurz vor der EM ist alles unternommen worden, es hat einen Mental- und Konditionstrainer gegeben. Und kaum ist die EURO vorbei, ist alles wieder in die normalen Gänge gekommen", kritisierte der niederösterreichische Teamspieler am Montag im Team-Quartier, wo er Besuch von seinem Betreuer Valentin Hobel erhielt.
Kein Mentalcoach mehr
Mentalcoach Günter Amesberger, der die
Truppe seit Oktober 2006 betreute, war rund um das Testspiel im August in
Nizza gegen Italien (2:2) zwar mit von der Partie, verließ die Mannschaft
aber noch vor dem Match aus persönlichen Gründen und arbeitet seither nicht
mehr mit dem ÖFB zusammen. Conditioning Coach Roger Spry ist zwar weiterhin
im Amt, sein Einfluss ist unter Teamchef Karel Brückner aber bei weitem
nicht mehr so groß wie noch unter Josef Hickersberger, was zuletzt auch
Kapitän Andreas Ivanschitz bemängelte.
Der Verband muss sich laut Scharner darüber im Klaren sein, in welche Richtung das A-Team künftig steuern soll. "In jeder großen Firma gibt es einen Befehl von oben: Was ist unser Ziel, wollen wir internationales Level erreichen? Was fordert der ÖFB von den Spielern?", fragte sich der 20-fache Internationale und betonte: "Man darf nicht immer von Woche zu Woche schauen, sondern muss längerfristig planen."
Scharner spricht aus Erfahrung
Er selbst habe in den vergangenen
Wochen und Monaten am eigenen Leib verspürt, was es bedeutet, wenn man im
Fußball nicht konsequent arbeitet beziehungsweise nicht konsequent arbeiten
kann. "Ich hatte im Sommer eine Nasenoperation und kurz darauf einen
Bändereinriss. Durch diese Pause habe ich gleich gemerkt, dass man den
Anschluss verliert, wenn man länger nicht voll fit ist", meinte Scharner,
der nach zuletzt drei Partien auf der Bank am Samstag beim 2:2 in Newcastle
wieder über die volle Distanz für seinen Club Wigan Athletic in der
Innenverteidigung im Einsatz war.
Interne Aussprache
Seine Bedenken kann der Defensiv-Spezialist am
Dienstagnachmittag äußern - dann steigt das Gespräch der Teamspieler mit der
ÖFB-Führung, die voraussichtlich durch Interimschef Kurt Ehrenberger,
Generalsekretär Alfred Ludwig und Bundesliga-Präsident Martin Pucher
vertreten wird. An dem Treffen im Hotel Hilton Vienna Danube wird trotz
seiner verletzungsbedingten Absage auch Marc Janko teilnehmen. Der
Salzburg-Stürmer hatte mit seiner öffentlichen Kritik an der Organisation
der Abreise von den Färöern aufhorchen lassen.