Halbfinal-Hit
Spanien setzt auf David Villa
06.07.2010
Barcas Neo-Stürmer soll auch gegen deutsche WM-Walze treffen.
Auf seinen Schultern ruhen die Hoffnungen Spaniens auf den WM-Finaleinzug: David Villa soll Deutschlands Nationalelf das Fürchten lehren. "El Gueje", asturisch für "der Kleine", hat den Europameister bisher fast im Alleingang im Turnier gehalten. Anstelle seines formschwachen Sturmpartners Fernando Torres wirbelt der 28-Jährige beharrlich in gegnerischen Strafräumen. Dies möglich gemacht hat aber auch ein Mann mit dem Namen Dionisio Cuetos.
Schwere OP als Kind
Villa wurde am 3. Dezember 1981 in Tuilla,
einem klitzekleinen Nest in der Gemeinde Langreo, geboren. Wie so viele im
nordspanischen Asturien war auch sein Vater Bergarbeiter. Mit neun Jahren
stand die Karriere des Talents aber auf dem Scheideweg. Bei einem
Jugendspiel erlitt er einen äußerst komplizierten Bruch im Oberschenkel. Der
kleine David wurde ins Krankenhaus eingeliefert, wo der behandelte Arzt -
Dionisio Cuetos - sein Bein in einer dreistündigen Operation zusammenflickte.
"Es war eine sehr komplizierte Fraktur. Ich dachte zunächst an eine Amputation", meinte Cuetos in einem später veröffentlichten Interview. Der nun in Malaga lebende Mediziner verfolgt den Werdegang seines ehemaligen Patienten heute mit Stolz. Nach eineinhalb Monaten Krankenhausaufenthalt begann Villa mit einer Reha. Sein Vater warf ihm dabei den Ball immer wieder auf den gesunden linken Fuß. Mit ein Grund, warum der Stürmer seine Schusstechnik mit beiden Beinen perfektionieren konnte. Sein rechtes Bein ist seit der Operation um zwei Zentimeter kürzer.
Karrierestart in Gijon
Villa ließ sich von diesem Rückschlag
nicht stoppen. Viele asturische Clubs bekundeten Interesse am aufstrebenden
Jungstar. Ausgerechnet Real Oviedo, einer der Traditionsclubs der Region,
lehnte ihn allerdings mit der Begründung ab, dass er zu klein sei und über
zu wenig Potenzial verfüge. Oviedo dürfte diese Entscheidung später bereut
haben. Der nur 1,75 Meter große "Gueje" heuerte deshalb bei Sporting Gijon
an. Sporting war auch der Club seines Kindheitsidols Quini. Die Spiele
Gijons verfolgt er bis heute genau.
Durchbruch bei Valencia
Den internationalen Durchbruch schaffte
Villa bei Valencia. Die "Fledermäuse" hatten ihn im Sommer 2005 für 12 Mio.
Euro von Real Saragossa losgeeist, bei Valencia holte er in den vergangenen
fünf Jahren viermal die Zarra-Trophy, die Auszeichnung für den besten
spanischen Torschützen in der Primera Division. 202 Treffer in 384 Spielen
waren für den FC Barcelona Grund genug, um vor der WM 40 Millionen Euro für
den Topscorer zu überweisen. "Nun würde Villa 20 Millionen mehr kosten",
meinte der scheidende Barca-Präsident Joan Laporta unlängst.
EM-Finale verpasst
Seine Torgefährlichkeit unter Beweis stellte
Villa auch bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz. Der
Torschützenkönig verpasste damals allerdings den Finalerfolg gegen
Deutschland wegen einer Verletzung. Auf das Duell mit der DFB-Elf in Durban
freut er sich nun umso mehr.
Aufstiegsgarant
Auch in Südafrika läuft es für ihn bisher
hervorragend: Fünf der sechs spanischen Treffer gehen auf sein Konto -
obwohl Teamchef Vicente del Bosque den klassischen Strafraum-Wühler auf die
linke Außenbahn versetzt hat. Der 28-Jährige ist trotzdem auf dem Weg, wie
auch bei der EM den "Pichichi" für den besten Torschütze im Bewerb zu holen.
Nach 63 Länderspielen hält Villa bei einer Quote von 43 Toren. Dem
zukünftigen Barcelona-Stürmer fehlt damit nur noch ein Tor zum Rekord von
Raul, seinem Vorgänger mit der Nummer 7 in der "Seleccion".
Trotz seiner Erfolge blieb der Stürmer bescheiden. Für Schlagzeilen will der zweifache Familienvater auf und nicht neben dem Platz sorgen. Sätze wie "es läuft ganz gut" und "entscheidend ist der Erfolg der Mannschaft" sind typische Aussagen von Villa in diesen Tagen. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, die sich gerne rarmachen, gibt der bodenständige Villa nach den Partien bereitwillig Auskunft.
Heimatverbunden
Vergessen hat Villa auch nicht seine Herkunft. So
oft wie nur möglich besucht er Asturien, organisiert dort jeden Sommer ein
Fußball-Camp für Kinder aus ärmlichen Verhältnissen und versorgt sie mit
Fußball-Schuhen und Trikots. Engagement zeigt er wie der zweifache
Formel-1-Weltmeister Fernando Alonso außerdem für die Anerkennung der
asturischen Sprache in Spanien. Sollte am Ende der WM für Spanien der
erstmalige Gewinn des Titels stehen, dann wissen sie auch in Madrid, bei wem
sie sich zu bedanken haben: Bei "Villa Maravilla", dem Wunder Villa.