Während Austria gegen den Abstieg kämpft, kommt Sparta Prag als Herbstmeister ins Happel-Stadion.
Nach 16 Runden haben die Prager zwei Punkte Guthaben auf Slavia (am Montag 4:2-Sieger in Teplitz) sowie je drei auf Slovan und Mlada.
Schlechter Start
Die Spitzenposition des 1893 gegründeten
Vereins, der 2005/06 nur Fünfter gewesen war und sich seit zwei Jahren im
Besitz der slowakischen Finanzgruppe J&T (geschätzter Kaufpreis 30 Mio.
Euro) befindet, kam eigentlich überraschend. Denn Sparta erwischte einen
miserablen Start, fand sich nach sechs Runden nur an neunter Stelle wieder
und wechselte daraufhin den Trainer. Neben Coach Stanislav Griga (1991/92
bei Rapid) musste im September auch Austrias früherer Mittelfeldspieler
Martin Hasek (zu FK Pribram) gehen. Mit Michal Bilek, einem 41-jährigen
früheren Teamspieler, ging es mit den aus der ersten Liga nur einmal
abgestiegenen (1975 für nur eine Saison) Blau-Gelb-Roten wieder steil
bergauf.
Alter Bekannter
Bilek, der seine aktive Karriere 1973 in den
Sparta-Reihen begonnen, am 15. Juni 1990 in Florenz im WM-Gruppen-Spiel
gegen Österreich aus einem Foulelfer das Goldene Tor zum 1:0 für die
Tschechoslowakei erzielte, danach im Ausland für Betis Sevilla (1990 bis
1992) gespielt und seine Laufbahn als Trainer 2001 in Teplitz begonnen
hatte, brachte den Erfolg zurück. Seit er im Amt ist haben die Prager kein
weiteres Liga-Spiel mehr verloren. Der neue Feldherr verpasste der
Mannschaft System, Disziplin, Kampfgeist und Siegeswillen. "Wir haben
uns als Kollektiv verbessert, kombinieren jetzt auch flüssiger",
meinte Bilek zu dem Aufschwung.
Fans kommen in Scharen
Freilich ist noch nicht alles eitel
Wonne. Während der Winterpause müsse man noch an der Kondition arbeiten,
kündigt der Prager an. Die Fans sind mit dem 30fachen Meister (19 x
tschechoslowakischer, elfmal tschechischer), den einst auch der aktuelle
Tirol-Trainer Frantisek Straka (2004/05) betreut hat, schon jetzt zufrieden.
Der Zuschauerschnitt in der vorigen Saison von 5.023 pro Spiel stieg im
laufenden Spieljahr auf etwa 11.000 an. Klubpräsident Jozef Chovanec ist
voll des Lobes. "Von Rang neun an die Spitze - das ist ein
Husarenstück. Das Team hat sich stabilisiert", ist der Ex-Teamchef
begeistert.
Für die unmittelbare Zukunft des dreifachen Mitropacup-Gewinners, der 2003/04 bis ins Achtelfinale der Champions League vorgedrungen war und dort am italienschen Giganten AC Milan scheiterte, hat sich Chovanec die Eindämmung der Spielerfluktuation vorgenommen. Zu den Stützen des Vereins aus der Goldenen Stadt, der an goldene Fußball-Zeiten anknüpfen möchte, zählen Leute wie Teamkeeper Jaromir Blazek, Abwehrmann Tomas Repka, die Mittelfeldspieler Tomas Sivko und Mirolsav Matusovic sowie Stürmer Libor Dosek.
Torjäger
Der 1,99 m-Mann führt mit acht Treffern die
nationale Torjägerliste an. Jan Simak, der einst mit dem nunmehrigen
Austrianer Roman Wallner für Hannover 96 tätig war, hat sich zwar ebenfalls
gesteigert, doch mangelt es ihm noch an Fitness. Das einstige "Enfant
terrible" fiel in Deutschland auch durch seinen nicht vorbildlichen
Lebenswandel (Alkohol, Fernbleiben vom Training, Zuspätkommen etc.) auf. So
verschwand er bald von der 96er Bildfläche. Offizieller Grund war ein "Erschöpfungssyndrom",
später gestand der Mittelfeldregisseur zu tiefe Blicke ins Glas ein.
Starspieler am Fließband
Sparta will wieder dorthin kommen,
wo der Verein schon einmal stand. Er zählte zu den besseren Adressen
Fußball-Europas. Die Prager waren Europacup-Stammgast (u.a. achtmal
Meistercup und elfmal Champions League, zum siebenten Mal im UEFA-Cup) und
produzierten Stars wie Nedved, Rosicky, Koller, Cech. Ex-Veilchen Libor
Sionko gelang ebenfalls über Sparta der Sprung ins Ausland. Sparta und
Austria sind im Europacup noch nie aufeinander getroffen, die Veilchen haben
überhaupt noch nie gegen einen tschechischen Vertreter gespielt.