WM-Pleite
Spieler haben WM-Quali abgeschrieben
16.10.2008
Stürmer Marc Janko stellvertretend für den Rest der Mannschaft: "Jetzt ist er fast gegessen, der Käse". Durchhalteparolen klingen eher halbherzig.
Selten hat Marc Janko ein Tor so wenig bedeutet. Der 25-Jährige hatte am Mittwoch bei der Heimniederlage in Wien gegen Serbien den Ehrentreffer zum 1:3 erzielt. "Das war leider nur Ergebniskosmetik", gestand Janko nach seinem dritten Tor im siebenten Fußball-Länderspiel. Wie seinen Kollegen war auch dem Solostürmer, der an vorderster Front lange Zeit keine brauchbaren Bälle erhalten hatte, die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
WM-Traum vorbei
Denn der WM-Traum 2010 in Südafrika ist für das
österreichische Nationalteam bereits nach vier Quali-Spielen so gut wie
ausgeträumt. "Es ist von vorne herein eine sehr schwierige Aufgabe gewesen.
Aber jetzt ist er fast gegessen, der Käse", erklärte Janko. Jeweils fünf
Punkte fehlen in Gruppe 7 bereits auf Spitzenreiter Serbien und Litauen.
Hängenlassen werde sich das Team aber nicht, versprach der Salzburg-Stürmer
- auch jenen Fans, die das Stadion vorzeitig verlassen hatten.
Euphorie-Bremse
"Wir dürfen nicht größenwahnsinnig werden wie
nach dem Frankreich-Spiel und glauben, dass wir Gruppenerster werden
können", gab Janko als Devise für die restliche Qualifikation aus. Das
sensationelle 3:1 gegen den Vizeweltmeister habe über die wahren
Kräfteverhältnisse hinweggetäuscht. "Nach Frankreich wurde alles
hochgejubelt. Das war mir ein bisschen suspekt und meiner Meinung nach auch
nicht angebracht", sagte Janko. "Jetzt wird alles schlecht gemacht. Aber in
Österreich ist das normal."
Team-Building
Kapitän Andreas Ivanschitz verwies ebenfalls auf
das Frankreich-Spiel - allerdings als positives Vorbild. "Wir müssen jetzt
schauen, dass wir wieder eine Einheit werden und wie gegen Frankreich
kompakt spielen. Dort müssen wir wieder hin", erklärte der Burgenländer, der
am Spieltag seinen 25. Geburtstag begangen hatte. Die Chance auf eine
erfolgreiche WM-Qualifikation hält Ivanschitz für minimal. "Es wird jetzt
sehr schwierig, die Quali noch zu schaffen", gestand der
Panathinaikos-Legionär.
Durchhalteparolen
"Unmöglich ist die Qualifikation erst, wenn es
rechnerisch keine Chance mehr gibt", gab sich Außenverteidiger György Garics
kämpferisch. "Aber die Punkte, die wie gegen Litauen, Färöer und Serbien
verloren haben, können wir nicht mehr holen. Die werden uns fehlen." Fehler
seien auch in der Defensive begangen worden. "Wir waren bei den Gegentoren
nicht konzentriert genug. Solche Tore dürfen einfach nicht passieren",
betonte Garics.
Die Serben hatten in der Anfangsphase ein Offensivfeuerwerk gezündet, Milos Krasic (14.), Milan Jovanovic (18.) und Ivan Obradovic (24.) innerhalb von zehn Minuten auf 3:0 gestellt. Laut Emanuel Pogatetz hätte die Niederlage sogar noch höher ausfallen können. "Wir haben zu kopflos agiert", sagte der Verteidiger. "Die Serben haben uns mehr oder weniger überrollt", ergänzte Janko. Die Chance zur Rehabilitierung erhält die ÖFB-Elf in der Qualifikation erst am 1. April in Klagenfurt gegen Rumänien. Davor wartet am 19. November in einem Testspiel in Wien der EM-Halbfinalist Türkei.