Wettskandal-Ausmaß

Sportminister Darabos ist schockiert

05.02.2013

"Schlag ins Gesicht eines jeden Fußball-Fans"

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Milliardenumsätze, Millionen an Bestechungsgelder, über 380 manipulierte Spiele in Europa und 420 verdächtige Funktionäre oder Spieler - dem europäischen Fußball droht der größte Wettskandal seiner Geschichte. Auch Österreich soll davon betroffen sein, gab die europäische Polizeibehörde Europol am Montag bekannt. Um das Problem einzudämmen, schlägt Österreichs Sportminister Norbert Darabos ein Paket aus internationaler Vernetzung, Monitoring und Aufklärung vor.

"Das Ausmaß, das bekannt wurde, ist schockierend und ein Schlag ins Gesicht eines jeden Fußball-Fan. Es handelt sich um einen Kriminalfall, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Dem Sportministerium liegen daher bis dato keine detaillierten Informationen in Bezug auf Österreich vor", erklärte Darabos.

Bessere Vernetzung soll her
Darabos will sich auch auf europäischer Ebene für eine bessere Vernetzung einsetzen, in Österreich hat sich das Ministerium im Vorjahr der Sache angenommen. Zusammen mit dem Fußball-Verband (ÖFB), der Bundesliga und Sponsor tipp3 wurde ein „Verein zur Wahrung der Integrität des österreichischen Sports“ initiiert. "Es geht hier um Monitoring der Sportwetten und Aufklärungsarbeit bei Vereinen und Spielern", erklärte der Sportminister. "Diese Maßnahme sollte Vorbild für Europa sein. Da die Wettmafia international operiert, bin ich für ein stärkeres Monitoring bei Wetten auf europäischer Ebene und auch für die Schaffung einer Internationalen Agentur zur Überprüfung von Wetten".

An der Spitze des seit Juni 2012 agierenden Vereins steht der ehemalige Rapid-Präsident Günter Kaltenbrunner, der mit den Europol-Enthüllungen freilich nichts zu tun hatte. Schließlich widmet sich der Verein der Prävention und stellt keine Ermittlungen an. Kaltenbrunner ist überzeugt: "Eine hundertprozentige Lösung gibt es nie. Aber man muss etwas tun, das ist eine große Bedrohung für den Sport."

Mit Aufklärung entgegentreten
"Früher war das überhaupt kein Thema", erinnerte sich der 69-jährige, ehemalige ÖFB-Teamspieler. "Das hat sich erst in den vergangenen fünf Jahren so entwickelt." Dem müsse man mit Aufklärung entgegentreten. "Bei der Mehrheit der Spieler ist das zu wenig im Bewusstsein verankert. Man muss den Spielern vor Augen halten, was da passieren kann. Ich denke schon, dass sie sich dann überlegen, was sie tun, wenn sie in eine solche Situation kommen."

Grundsätzlich erstreckt sich der Tätigkeitsbereich auf den gesamten heimischen Sport, derzeit steht - noch - der Fußball im Fokus. "Wir gehen u.a. zu den Vereinen und machen dort Prävention, Schulung und Aufklärung", sagte Kaltenbrunner, dessen Verein in den nächsten Wochen bei mehreren Bundesligisten vorstellig werden wird. Der Verein, den Darabos nach einem EU-Beschluss aus dem Jahr 2011 ein halbes Jahr später ins Leben rief, arbeitet allerdings noch nicht unter vollem Dampf, immerhin soll die Website bald online gehen. "In der zweiten Jahreshälfte 2013 wollen wir, dass alles funktioniert", erklärte Kaltenbrunner.
 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel