Vor dem EL-Schlager gegen Lüttich stand Huub Stevens Rede und Antwort.
Wird der Erfolgslauf in der Europa-League gegen Standard Lüttich fortgesetzt?
Huub
Stevens: "Ich will jedes Spiel gewinnen, auch das in Lüttich. Es wird
aber verdammt schwer, schon allein, weil die Fans als 12. Mann wie eine Wand
hinter der Mannschaft stehen. Auch der Trainerwechsel lässt sich schwer
einschätzen. Eine neue Motivation, eine neue Philosophie. Und sie
können wirklich gut kicken. Für mich sind auch die Belgier Favorit
in der EM-Qualifikations-Gruppe Österreichs auf Platz zwei."
Was verbindet Sie mit Standard Lüttich?
Stevens: "Noch als
Spieler war ich öfters dort, weil ich meinen Freund Ralf Edström (Anm.:
schwedische Stürmerlegende), mit dem ich bei PSV Eindhoven
zusammengespielt habe, besuchte. Von da her kenne ich die Atmosphäre in
diesem Stadion. Darüber hinaus habe ich einige belgische Spieler
trainiert und weiß sehr gut um deren Mentalität."
Sie haben mit Schalke 04 den UEFA-Cup gewonnen und sind im Herbst in der
Europa-League-Gruppenphase in allen sechs Spielen ungeschlagen geblieben,
was bisher noch keiner Mannschaft gelungen ist. Wie würden Sie die beiden
Erfolge vergleichen?
Stevens: "Ich denke, wir haben damals
Geschichte geschrieben, aber auch mit Red Bull."
Ein klares Zeichen war Ihre Vertragsverlängerung. Für viele überraschend,
zumal Wolfsburg großes Interesse an Ihnen bekundete.
Stevens:
"Erstens habe ich mit Wolfsburg selber nie gesprochen und zweitens bin
ich nicht umsonst nach Salzburg gekommen. Mit Red Bull und vor allem Didi
Mateschitz habe ich einen sehr guten Partner, mit dem man etwas aufbauen
kann. Wenn ich mein Wort gebe, dann steht es auch."
Was sind konkret Ihre Ziele mit Red Bull?
Stevens: "Ich will,
dass jeder Spieler besser wird. Und wenn es nur zwei Prozent sind, dann
bringt uns das schon weiter. Auch ein Marc Janko kann noch mehr, wie alle
anderen Spieler. Ein Tag, an dem man nichts lernt, ist ein verlorener Tag.
Eine meiner wichtigsten Aufgaben wird sein, die Jugend zu fördern. Die ist
die Basis jedes Vereins. Und ich möchte versuchen, das Niveau in Österreich
nach oben zu bringen."
In der Winterpause kam es zu einer Umstrukturierung des Kaders, der
verdienstvolle Spieler wie Aufhauser und Jezek zum Opfer fielen.
Stevens:
"Sie wurden aber vom Verein bis zuletzt hundertprozentig gut behandelt.
Aber ehrlich ist hart. Und wir waren ehrlich zu ihnen, ganz einfach, weil
wir jungen Spielern die Chance geben wollen."
Im Herbst haben Sie noch die fehlende Balance innerhalb der Mannschaft
bemängelt. Wie sieht es mit der Hierarchie aus?
Stevens: "Wir
haben bis auf die linke Abwehrseite jede Position doppelt besetzt. Durch die
Abgänge haben wir mehr Balance in der Truppe. Auch, wenn wir keinen
Lautsprecher haben, passt das Gefüge in der Mannschaft."
Wie zufrieden sind Sie mit Roman Wallner?
Stevens: "Er verhält
sich im und außerhalb des Platzes sehr profihaft, wie ich es von einem
Spieler erwarte. Es kommt im Moment nur sehr viel auf ihn zu. Deshalb geht
das nicht von heute auf morgen. Man muss ihm ganz einfach die Zeit geben. Er
ist aber nicht gerade als einfacher Spieler bekannt und man weiß auch über
seine Eskapaden Bescheid. Es gibt Momente im Leben, wo es klick macht. Im Übrigen
kann jeder Spieler, auch mit seinen privaten Problemen, zu mir kommen. Ich
habe das Gefühl, dass seit dem tragischen Tod von Robert Enke dieses
Thema sensibler geworden ist. Ein Spieler hat dann ein Problem mit mir, wenn
er keinen Respekt zeigt gegenüber dem Verein, den Trainern und seinen
Mitspielern."
Wie ist Ihr Verhältnis zu Didi Mateschitz?
Stevens: "Ich
treffe mich einmal im Monat mit ihm. Er ist sehr interessiert und will über
wichtige Dinge immer informiert werden. Für mich ist es wichtig, mit Leuten
zusammenzuarbeiten, die die gleiche Philosophie haben wie ich."
Zur Meisterschaft. Im Herbst haben Sie kritisiert, dass Rapid von den
Schiedsrichtern bevorzugt worden ist.
Stevens: "Wenn alles gerecht
abläuft und ein Gegner ist besser, dann habe ich überhaupt kein
Problem. Mit Peter Pacult verbindet mich eine unter Trainerkollegen
einmalige Solidaritätsaktion."
Wie war das genau?
Stevens: "Er ist nach der 0:6-Niederlage gegen
meine Mannschaft Hertha BSC bei 1860 München entlassen worden. Ich habe ihm
daraufhin einen Brief geschrieben oder ihn angerufen. Das weiß ich nicht
mehr so genau. Ganz einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass er in diesem Spiel
von den eigenen Spielern völlig im Stich gelassen worden ist."
Sie waren bisher noch nie Meister. Was bedeutet Ihnen dieser Titel?
Stevens:
"Glaube Sie mir, für mich ist der nicht so wichtig, weil es hervorragende
Trainer gibt, die nie dazu die Möglichkeit haben. Mit Bayern München
musst du Meister werden. Auch wir müssen das."
Können Sie sich vorstellen einmal als Nationaltrainer zu arbeiten?
Stevens:
"Nein. Dazu stehe ich zu gerne täglich am Platz und will meine
Spieler besser machen."