Abwehr-Routinier spürt jugendlichen Elan im ÖFB-Team.
Mit 55 Länderspielen ist er derzeit der erfahrenste Spieler im österreichischen Fußball-Nationalteam. Dennoch schätzt Martin Stranzl im aktuellen Aufgebot von Dietmar Constantini den jugendlichen Elan. Dieser sei in jeder Trainingseinheit zu spüren, meinte der 28-jährige Abwehrchef von Spartak Moskau am Mittwoch im Teamcamp in Bad Tatzmannsdorf.
Junge "geben Gas"
"Man merkt, dass sich die Jungen
aufdrängen wollen. Sie bringen eine gute Einstellung mit und geben wirklich
Gas", erklärte Stranzl. Mit 24,2 Jahren ist der zweite Kader Constantinis im
Schnitt nur unwesentlich älter als der erste (24,0), in dem Stranzl wegen
mangelnder Spielpraxis noch gefehlt hatte. Fünf A-Teamspieler wären sogar
noch für die U21 spielberechtigt.
Erinnerungen an früher
Als er selbst im Jahr 2000 ins Team
gestoßen war, sei das ganz anders gewesen, erinnerte sich Stranzl. "Damals
waren fast alle über 30." Das Grundgerüst bildete die WM-Mannschaft von
1998. Derzeit sind nur 4 von 20 ÖFB-Feldspielern über 26. Der Jugendstil
liegt auch im System begründet, meinte Stranzl. "Man könnte sagen, dass uns
dazwischen eine ganze Generation fehlt. Da ist etwas verabsäumt worden, das
wir noch immer spüren."
Kapitänsfrage erledigt
Zum Kapitän wird Stranzl trotz seiner
55 Länderspiele auch nach der Ausbootung von Andreas Ivanschitz und der
Verletzung von Emanuel Pogatetz nicht. Constantini entschied sich als
Spielführer für England-Legionär Paul Scharner. "Wir haben das besprochen,
der Teamchef hat seine Entscheidung begründet. Damit ist die Sache für mich
erledigt", betonte Stranzl.
Seine Rolle als Leitwolf ist im Team in den vergangenen Jahren ohnehin nicht zu übersehen gewesen. "Führungsspieler sind nicht nur die, die die Schleife tragen", erinnerte Stranzl. "Man kann auch auf dem Platz in jedem Spiel und jedem Training zeigen, dass man einer ist." Als solcher forderte der Legionär seine jungen Kollegen auf, sich auch am Samstag in Serbien etwas zuzutrauen. "Nur dann haben wir eine Chance, dort bestehen zu können."
Neuer Stil
Der Spielstil habe sich unter Constantini ebenfalls
geändert. Vorgänger Karel Brückner hatte ein sehr defensives Konzept
bevorzugt. "Er wollte, dass wir tiefer stehen und sehr viel auf Konter
spielen. Das haben wir nicht so gut umgesetzt", meinte Stranzl. Gegen
Serbien gelte es allerdings, den Ball so viel wie möglich in den eigenen
Reihen zu halten und Gefahr damit bereits im Ansatz zu unterbinden - Lehren
aus der 1:3-Heimniederlage im Oktober.
Prödl mit viel Selbstvertrauen
"Die Serben haben die
Qualität, jeden Fehler auszunutzen", versicherte Stranzl. Die
Innenverteidigung dürfte der Routinier in Belgrad gemeinsam mit Sebastian
Prödl bilden. Der 21-Jährige kam mit dem Selbstvertrauen eines frisch
gebackenen deutschen Cupsiegers mit Werder Bremen zum ÖFB-Team. "Unsere
Ausgangsposition ist sicher nicht einfach", gestand Prödl. "Wir haben nichts
zu verlieren, dürfen aber auch nicht ins offene Messer laufen."
Sturm-Duo Hoffer/Janko
Während die Tormannfrage zwischen
Alexander Manninger (Juventus Turin) und Michael Gspurning (AO Xanthi) noch
nicht restlos geklärt ist, scheint neben Sprintrakete Erwin Hoffer im Sturm
auch Bundesliga-Topscorer Marc Janko gesetzt. Der 25-Jährige hatte in Wien
gegen Serbien den einzigen ÖFB-Treffer erzielt. "Vergleichen kann man die
beiden Matches aber sicher nicht", meinte Janko. "Wir haben jetzt eine ganz
andere Philosophie."
WM-Chance am Leben erhalten
Unter Constantini werde viel mehr und
engagierter nach vorne gespielt als noch unter Brückner. Das habe sich
bereits beim 2:1 gegen Rumänien, bei dem Janko aus gesundheitlichen Gründen
gefehlt und Hoffer zweimal getroffen hatte, gezeigt. "Serbien ist aber
natürlich nicht irgendwer", erinnerte Janko. "Ein Sieg wäre eine
Riesensensation - und schon ein Unentschieden eine tolle Sache." Damit
würden die Österreicher zumindest die theoretische Chance auf die WM 2010 in
Südafrika am Leben erhalten.