Stockenhuber
Sturm-Graz-Präsident bietet Rücktritt an
10.01.2012
Aufgrund Differenzen bei wichtigen Entscheidungen tritt Stockenhuber zurück.
Österreichs Fußball-Meister SK Sturm Graz kommt in der ersten Saison nach dem gewonnenen Titel einfach nicht zur Ruhe. Präsident Gerald Stockenhuber hat sich entschlossen, sein Amt mit sofortiger Wirkung zur Verfügung zu stellen, wie die Grazer am Dienstagabend in einer Aussendung verlautbarten. Erst kurz vor Weihnachten am 11. Dezember war bekanntgeworden, dass Langzeittrainer Franco Foda seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird.
Überraschender Rückzug
Der Rückzug des seit Mai 2010 amtierenden 49-Jährigen kam völlig überraschend. "Sturm mit Stockenhuber als Kapitän wird es nicht mehr geben. Es hat Meinungsverschiedenheiten gegeben, deshalb wird es mit diesem Team in Zukunft nicht weitergehen", sagte Stockenhuber am Dienstagabend der APA - Austria Presse Agentur. Der Chef eines auf die Herstellung von Elektronik-Bausteinen spezialisierten Unternehmens scheide allerdings nicht im Bösen. "Ich flüchte auch nicht und bleibe, bis ein neuer Vorstand gewählt ist", betonte der Noch-Sturm-Präsident.
Am kommenden Dienstag ist eine außerordentliche Generalversammlung bei den Grazern angesetzt, da wird die Nachfolgefrage zwar sicher Thema sein, aber aufgrund des plötzlichen Rücktritts ist dort noch mit keiner definitiven Entscheidung zu rechnen.
Differenzen
Stockenhuber entschied sich für den Rückzug, da "es bei wichtigen anstehenden Beschlüssen wie der Besetzung der Cheftrainer-, Sportdirektor- und Geschäftsführerpostens keine übereinstimmende Meinung im Vorstand gibt und daher keine diesbezüglichen Entscheidungen möglich sind". Die Auffassungsunterschiede im Vorstand seien in den vergangenen Monaten immer größer geworden. "In einem Verein sind Vorstandsbeschlüsse für die Absicherung der Zukunft nötig. Zuletzt gab es aber zu oft divergierende Sichtweisen von Mitgliedern des Vorstandes und mir als Präsidenten", sagte Stockenhuber.
Aufgrund der Entwicklungen der Dinge sehe er keine Perspektive mehr, um den Club über die laufende Saison hinaus erfolgreich zu führen. "Es zeigt sich neuerlich, dass es unabdingbar ist, die steuerlichen Bedingungen für Vereine zu ändern und die Gründung von Aktiengesellschaften zu vereinfachen. Nur so ist es möglich, weitreichende Entscheidungen auf breiter Basis zu fällen", erklärte Stockenhuber.
Stockenhuber hatte sein Amt erst im Mai 2010 als Nachfolger des damals ebenfalls überraschend zurückgetretenen Hans Rinner angetreten und in seinem ersten Jahr gleich den Meistertitel nach Graz geholt. In dieser Saison verpassten die "Blackys" zwar knapp den Einzug in die Champions-League-Gruppenphase, qualifizierten sich aber immerhin für die Gruppenphase der Europa League.
Meistersaison
"Wir haben den Verein in einer sportlich und wirtschaftlich angespannten Situation, nach sieben Spielerabgängen und dem Rücktritt des Finanzvorstandes, übernommen, sind Meister geworden, haben ausgeglichen budgetiert, die Saison 2011/12 finanziell tadellos auf die Reihe gebracht und eine Mannschaft installiert, die sportlich auch in dieser Spielzeit absolut erfolgreich agiert", fasste Stockenhuber zusammen. Nach 19 Runden liegen die Steirer zwar in der Bundesliga nur auf Rang sechs, allerdings nur mit fünf Punkten Rückstand auf Winterkönig Rapid.
Stockenhuber arbeitete sich bei den Grazern vom Vorstandsmitglied (Jänner 2007), zum Vizepräsidenten (März 2007), Geschäftsführer der SK Sturm Wirtschaftsbetriebe (Mai 2007) und schlussendlich Präsidenten hoch. Im Jänner 2011 wurde er von der Generalversammlung für weitere vier Jahre in seinem Amt bestätigt. Völlig den Rücken kehren wird er dem Club aber nicht. "Ich bleibe dem SK Sturm natürlich eng verbunden und wünsche meinem Nachfolger das allerbeste", sagte Stockenhuber.
Ob ein komplett neuer Mann das Ruder übernimmt oder ein Mitglied des bisherigen Vorstandes wie Vizepräsident Günter Niederl, Vizepräsident und Finanzvorstand Johann Jauk oder Vorstand Christian Kaufmann die Führungsrolle übernimmt, ist derzeit völlig offen.